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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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hinauf. Auf dem ersten Absatz
angekommen, blieb er stehen und horchte an der Tür. Ein leises Stöhnen
drang durch die Tür. Es klang wie von einem verängstigten Tier, ein
leises, tiefes Stöhnen der Furcht und des Schmerzes. Petrinelli schaute
die Treppe hinunter. Letizia, die Hausmagd, bekreuzigte sich. Er
versuchte zu lächeln, bekam aber nur eine gequälte Grimasse zustande.
Er wandte sich wieder der Tür zu, zog einen Schlüssel aus der
Hosentasche, schloß die Tür auf und ging hinein. Die alte Frau befand
sich in der Mitte des Raumes. Sie kroch auf allen vieren. Ihr graues
Haar hing wirr herunter, als hätte sie versucht, es sich auszureißen.
Als sie Petrinelli sah, wich sie zurück wie ein verängstigter Hund und
kroch hastig in die Ecke, unter das vergitterte Fenster. Als sie
merkte, daß sie nicht weiter zurückweichen konnte, kauerte sie sich
gegen die Wand und knurrte wie ein Tier, das in der Falle saß.
Petrinelli seufzte, schloß für einen Moment die Augen und redete dann
in leisem, begütigendem Ton auf sie ein: »Mama â€¦ Mama â€¦ es
ist alles in Ordnung â€¦ ich bin's, Riccardo.« Sie schüttelte heftig
den Kopf und verzerrte die Lippen zu einer höhnischen Grimasse.
»Riccardo â€¦ dein Sohn«, wiederholte Petrinelli in besänftigendem
Ton. Er ging langsam auf sie zu. Sie starrte ihn an, und die höhnische
Fratze wich einem Ausdruck der Verblüffung. »Riccardo?« krächzte sie
heiser »Riccardo ist tot â€¦ der ist tot â€¦Â«
    Â»Aber nein, Mama. Ich lebe noch. Ich bin Riccardo, dein lieber Riccardo.«
    Â»Riccardo â€¦Â« Ein Lächeln hellte ihre wirren Züge auf, und sie streckte ihm die Arme entgegen. »Riccardo â€¦Â«
    Petrinelli umarmte sie, streichelte ihren Kopf und sagte leise: »Ganz ruhig, Mama â€¦ ganz ruhig â€¦ es ist alles gut.«
    Â»Sie sind wieder hiergewesen, weißt du«, sagte sie mit tonloser Stimme. »Unter der Tür durch sind sie gekommen â€¦Â«
    Â»Ich weiß, Mama, ich weiß.« Er nahm ihre Hände und küßte sie. »Keine Sorge, Mama, ich werde sie wieder verjagen.«
    Â»Unter der Tür durch sind sie gekommen â€¦ und durch die Wand â€¦ wie Rauch â€¦Â«
    Â»Weißt
du, was wir machen?« sagte Petrinelli. »Wir besprengen alle Wände
wieder mit Weihwasser, dann können sie nicht reinkommen.
Einverstanden?« Sie nickte heftig. »Siehst du«, sagte er lächelnd.
»Jetzt wird alles wieder gut. Komm, setz dich hin.« Er führte sie zu
einem Sessel und setzte sie behutsam hinein. Dann ging er zu einem
Wandschrank, nahm eine Flasche mit Pillen und ein Wasserglas heraus,
ging zum Waschbecken, füllte das Glas, nahm zwei Pillen aus der Flasche
und reichte ihr beides. »Komm, Mama, nimm das ein.« Gehorsam schluckte
sie die Pillen und spülte sie mit einem tiefen Schluck aus dem Glas
herunter. Dann ließ sie sich in den Sessel zurücksinken und schloß die
Augen. »Denk daran, Mama«, sagte Petrinelli, »wenn du Angst bekommst
und ich nicht da bin, die Pillen stehen immer dort im Schränkchen.«
    Sie schlug die Augen wieder auf und lächelte traurig.
    Â»O Riccardo, Riccardo, was tu' ich dir nur an? Wo bleibt dein Leben? Was ist daraus geworden?«
    Er
streichelte ihre Wange und drückte ihre Hände. »Gleich essen wir
zusammen zu Abend, Mama, so wie früher, ja? Das wird dir bestimmt
gefallen, nicht wahr?«
    Â»Du solltest mich in eine
Anstalt stecken«, sagte sie. »Ich falle dir doch nur zur Last. Du hast
doch gar nichts von deinem Leben.«
    Petrinelli beugte
sich über sie, so dicht, daß sein Gesicht das ihre fast berührte.
»Meine Mutter kommt niemals in eine Anstalt, niemals, hörst du?« sagte
er in einem Ton grimmiger Entschlossenheit. »Die Leute sollen dich so
in Erinnerung behalten, wie du warst.«
    Sie schaute über die Schulter auf ein altes Ölgemälde. Es zeigte sie selbst dreißig Jahre früher, eine lebensfrohe, schöne Frau.
    Â»Du hast nie heiraten können«, sagte sie.
    Â»Begreifst
du denn nicht, Mutter?« Er nahm ihren Kopf und drehte ihn langsam
wieder zurück, so daß sie ihm in die Augen schauen mußte. »Ich kann
nicht heiraten. Es steckt in uns allen drin. Weißt du das denn nicht?
In allen Petrinellis. Wir können nie wissen, wann es wieder zuschlägt.«
    Â»Nein,

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