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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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seinem Gesicht gewichen. »Mikromedizin zum Beispiel«,
fuhr er fort, das Wort genüßlich dehnend. »Oder Tiefseeforschung â€¦
jedenfalls etwas, bei dem man nicht versucht, uns für dumm zu
verkaufen.«
    Waldegg hielt sich an der Wagentür fest,
und Bilotte mußte an sich halten, um nicht dem plötzlich in ihm
aufkeimenden kindischen Drang nachzugeben, die Tür zuzuschlagen und zu
sehen, wie dieses arrogante, gepflegte Aristokratengesicht sich vor
Schmerz verzerrte, wenn ihm die Finger in der Tür eingeklemmt wurden.
Aber er begnügte sich damit, die Tür sanft zuzuziehen, dem Chauffeur
das Zeichen zum Losfahren zu geben und, sich behaglich im Sitz
zurücklehnend, Waldegg einfach stehenzulassen wie einen abgekanzelten
Schuljungen.

3
    Agnes
Lefèbre überprüfte ihr Make-up im Rückspiegel, zündete sich einen
Zigarillo an und lehnte sich in ihren Sitz zurück. Zwei junge Männer
kamen aus dem Flughafen Charles de Gaulle, blieben stehen und schauten
zu ihr herüber. Sie schaute zurück, spielte das kleine Spielchen mit.
Sie konnte sich genau vorstellen, daß die beiden sich jetzt in ihrer
Phantasie ausmalten, wie diese teuer aussehende Blondine in ihrem roten
Mercedes-Coupé, die da im Halteverbot wartete, sie zum Einsteigen
einlud und sie in irgendein teures Appartement mitnahm und dort wilde
Sexspiele mit ihnen veranstaltete. Sie war sicher, daß die beiden in
diesem Moment an nichts anderes dachten. Sie war sich ihrer Wirkung auf
Männer bewußt, und es machte ihr Spaß, sich mit diesem kleinen
Spielchen die Langeweile zu vertreiben, während sie auf ihren Mann
wartete. Wenn die beiden Italiener waren, würden sie herüberkommen.
Wenn sie Engländer waren, dann würden sie jetzt verlegen kichern und
Schuljungenwitze reißen. Wenn sie Franzosen waren, dann würden sie sie
ignorieren: Franzosen, insbesondere Pariser, scheuten das Risiko, sich
einen Korb einzuhandeln.
    Da erschien Laurent und
beendete ihr kleines Spiel. Er steuerte zielstrebig auf sie zu, mit
wehendem Schal, die Aktenmappe in der Linken. Er stieg auf den
Beifahrersitz und lehnte sich zurück, die Knie gegen das Armaturenbrett
gestützt. Kein Kuß, nicht einmal ein Bonjour, als wäre sie bloß ein
unbedeutender Taxifahrer. Er machte wieder sein mürrisches Gesicht,
seinen Muttersöhnchen-Flunsch, den sie früher einmal süß gefunden hatte
und der sie jetzt in Rage brachte, so sehr, daß sie sich dazu zwingen
mußte, cool zu bleiben und sich statt dessen seine qualitativen Vorzüge
vor Augen zu halten: seinen Ehrgeiz und seine Zielstrebigkeit sowie das
feine Gespür, im richtigen Moment seine Chance wahrzunehmen â€“ die
Eigenschaften, die ihm dazu verhelfen würden, ihr gemeinsames Ziel zu
erreichen: Präsident von E UREKA zu werden,
bevor er vierzig war. Sie sah ihn aus den Augenwinkeln an, als sie
losfuhr, und als sie an den zwei jungen Männern vorbeifuhr, lächelte
sie. Sie beobachteten sie immer noch: dunkelhaarige, hübsche Männer,
und sie entschied, daß es Italiener waren, daß sie also zu ihr
herübergekommen wären und daß sie, wenn sie nicht auf Laurent gewartet
hätte, durchaus in Versuchung hätte kommen können, ihre
Phantasievorstellungen Wirklichkeit werden zu lassen.
    Lefèbre
sprach kein Wort, bis sie aus dem Flughafenbereich heraus waren und
nach Süden fuhren, Richtung Paris. Erst dann fing er an zu reden â€“
kein Small talk, keine Fragen nach ihrem Befinden oder danach, wie es
ihr während seiner Abwesenheit ergangen war; ohne Vorrede kam er auf
die morgendliche Katastrophe in Kourou zu sprechen. Sie verstand zwar
kaum ein Wort von dem, was er erzählte â€“ für sie war das alles
mehr oder weniger unverständlicher Science-fiction-Jargon, aber eines
begriff sie sofort: es gab Probleme. Als er fertig war, fragte sie:
»Und? Was passiert nun mit ihnen?«
    Â»Wenn der Fehler lokalisiert werden kann und die Antriebe wieder synchronisiert werden können, dann ist Rettung möglich.«
    Â»Antriebe?« fragte sie mit verständnislosem Blick.
    Er
stieß einen Seufzer aus, und einen Moment lang fragte er sich, ob er
ihr wohl genauso auf die Nerven ging wie sie ihm. »Die kleinen Raketen
hinten an der Raumfähre. Sie bestimmen die Flugrichtung.«
    Â»Und wenn sie es nicht tun?«
    Lefèbre
sah sie zum ersten Mal an. »Dann erfriert die Mannschaft

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