Mission Eureka
stehend verfolgt.
Jetzt schlenderte sie betont lässig zum Tisch, als wolle sie sich ein
Glas Wein einschenken, hob verstohlen den Hörer ab und sprach leise
hinein: »Wir müssen die Ãbertragung in den Presseraum unterbrechen.«
Sie warf einen raschen Blick auf Bilotte. Er hatte sich aus dem Sessel
hochgewuchtet und starrte auf den flackernden Bildschirm.
»Unterbrechen Sie die Ãbertragung in den Presseraum!« zischte sie in den Hörer. »Sofort!«
Der
Bildschirm erlosch. Gleich darauf wurde der Schriftzug âºUnterbrechungâ¹
eingeblendet. Giovanna sah Bilotte mit einem beruhigenden Lächeln an.
Es verfing nicht. Bilotte starrte Petrinelli mit durchdringendem Blick
an.
»Was soll das?« fragte er scharf. »Was ist hier los?«
Petrinelli zuckte die Achseln. »Wohl nur eine kurze Störung. Sicher nichts Ernstes.«
Aber Bilotte lieà sich nicht abspeisen. »Erzählen Sie mir nichts!« blaffte er. »Ich habe doch Augen im Kopf, oder?«
Giovanna
blickte gespannt auf ihren Mann. Sie wartete darauf, daà er etwas
sagte. Er war immer derjenige, der das Heft in die Hand nahm, wenn es
brenzlig wurde. Aber jetzt sagte er nichts. Er lehnte schweigend in
seinem Sessel, und nur das leichte Zucken um seine Mundwinkel verriet
seine innere Anspannung. Giovanna wuÃte, woran er jetzt dachte. Er
dachte an Geld. An achthundert Millionen Dollar â¦
In
seinem Alptraum hatte Altenburg immer die Kontrolle über sich verloren.
Wie von Furien gehetzt war er jedesmal im Kontrollraum herumgerast und
hatte brüllend auf die aufsässigen VDU-Schirme eingehämmert, ehe er
schlieÃlich schweiÃgebadet aufgewacht war. Jetzt aber saà er ganz
gefaÃt da. Mit ruhiger, fester Stimme gab er seine Anweisungen, so als
ginge alles nach Plan. Der groÃe Bildschirm an der Wand zeigte, wie der
externe Treibstofftank sich von der Fähre löste. Montgomerys Stimme kam
knisternd aus seinem Kopfhörer: »Wir gehen in die Umlaufbahn laut
geändertem Plan.«
Im gleichen Moment plärrte
Swanns Stimme abgehackt aus dem Intercom: »Schubkraft in Antrieb zwei
fällt.« Hurler, der direkt neben ihm saÃ, legte die Hand auf seine
Schulter und sagte leise, mit drängendem Unterton: »Wir sollten den
Eintritt in die Umlaufbahn abbrechen und sie zurückholen.«
Altenburg
schüttelte den Kopf. »Wenn der Schubausgleich auÃer Kontrolle ist,
können wir die Flugbahn nicht mehr ändern.« Er drückte eine Taste auf
dem Intercom. »Christopher, ist der Schubausgleich korrigierbar?«
»Das kann ich nicht sagen«, antwortete Swann. »Ich arbeite daran.«
Dann
kam Hilarys Stimme aus dem Intercom; er klang gehetzt, wie am Rande der
Panik: »Die Angleichung klappt nicht! Sie kommen nicht in die
Umlaufbahn! Sechs Grad Abweichung!« Dann war ein Fluch von Swann zu
hören.
Altenburg tippte eine Zahlenkombination auf
seinem Keyboard und holte Montgomerys Gesicht in Nahaufnahme auf seinen
Bildschirm. Das Bild war scharf und klar. Das Flackern hatte aufgehört.
Die Fähre lag ruhig in ihrer Bahn; die Turbulenzen hatten aufgehört.
»Patrick«, sagte er ruhig, »geh auf den blauen Kanal. Kamera aus.«
Er
sah, wie Montgomery sich vorbeugte und einen Schalter umlegte. Der
Funkverkehr lief jetzt über die Direktverbindung Fähre â Master
Console. Niemand sonst konnte jetzt mithören.
»Ja, Thomas?« Montgomerys Stimme kam so klar und deutlich, als stünde er direkt neben Altenburg.
»Wir haben ein kleines Problem, aber wir arbeiten daran.«
Montgomerys Gesichtsausdruck zeigte keine Veränderung, als er fragte: »Ist es ernst?«
»Nein,
nein, nichts Ernstes«, erwiderte Altenburg. »Das kriegen wir schon hin.
Es dauert nur ein Weilchen. Wichtig ist nur, daà wir die normale
Kommunikation aufrechterhalten. Die ganze Welt hört mit, versteht ihr?«
»Verstanden.«
Altenburg
nickte und betätigte erneut sein Keyboard. Sechs Plätze von ihm tippte
ein Techniker drei Zahlen ein. Sie waren wieder mit der Welt verbunden.
Die Presseleute würden jetzt wieder was zu beiÃen kriegen. Einen kurzen
Moment fragte er sich, was sie wohl aus der kurzen Unterbrechung
herausdeuten würden. Okay, sagte er zu sich, Zeit, daà wir euch mal
eine kleine Show liefern. Er räusperte sich. Nur gut, daà keiner sein
Gesicht sehen konnte, weder die Besatzung noch die Presseleute. Er
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