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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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gefährlicher gewesen, als eine
Rakete zu starten. Es steckte eben in jedem Menschen, hatte Swann
gesagt, eine Art Urinstinkt. Der Haken bei der Sache war nur: nicht sie
im Kontrollzentrum trugen das Risiko, sondern die Männer da oben im
Raumschiff. Swann würde in den nächsten Tagen mit den
Kontrollaufzeichnungen vom Start nach England fliegen und sie noch
einmal Punkt für Punkt durchchecken. Aber er hatte wenig Hoffnung,
irgend etwas zu finden. Es war, so makaber das klang, eine Art
Leichenschau. Das Ergebnis stand schon jetzt fest; Sie würden danach
genauso klug sein wie zuvor.
    Er blickte aus dem
Fenster, auf die Alpen unter ihm, dann schaute er hinauf in die
Nachmittagssonne und rechnete sich aus, daß Magellan I mittlerweile
zwanzig Grad östlich sein mußte auf ihrem Flug ins Nichts. Swann hatte
am Morgen das Flugdeck der Fähre auf den Bildschirm geholt. Die Kabine
war verwaist gewesen. Die Männer hatten sich ins Unterdeck
zurückgezogen, um unter sich zu sein. Sie berieten sicherlich, was sie
tun sollten. Ihre Entscheidung mußte einstimmig sein. Sie wußten genau,
wieviel Zeit, wieviel Wasser und wieviel Sauerstoff sie noch hatten.
Sie wußten, daß sie das System herunterfahren konnten auf minimalen
Energieverbrauch. Das würde bedeuten, daß sie frieren würden, aber sie
konnten auf diese Weise ihre Überlebensspanne um vier weitere Tage
verlängern. Und darüber würden sie jetzt da oben beraten, würden sich
fragen, jeder einzelne von ihnen, ob es das wert war. Eine Woche â€“
oder drei Sekunden? Die Entscheidung mußte einstimmig gefällt werden.
    Olaf
Hurler hatte heute morgen geweint. Er hatte mit Montgomery auf dem
blauen Kanal gesprochen. Als er die Verbindung wieder getrennt hatte,
hatten die massigen Schultern plötzlich zu zucken angefangen, und er
hatte hemmungslos zu schluchzen begonnen. Altenburg hatte ihn noch nie
zuvor weinen sehen, und als er versucht hatte, ihn zu trösten, da war
ihm klargeworden, daß die Stimme in seinem Hinterkopf sich geirrt
hatte, daß er niemals für sich die Ausrede würde akzeptieren können,
gegen den Start gewesen zu sein und somit keine Schuld an dem Unglück
zu tragen. Er hätte die ganze Sache in die Presse bringen und sich
einen Dreck um Waldegg und seine verdammten achthundert Millionen
scheren sollen. Die Zeitungen hätten für eine solche Nachricht sofort
ihre Titelseiten frei gemacht, und das Fernsehen hätte Sondersendungen
gebracht: eine Weltraummission, die im vollen Wissen um die damit
verbundenen Risiken durchgeboxt wurde, einzig aus finanziellen Gründen,
ohne Rücksicht auf Menschenleben â€“ ein gefundenes Fressen für die
Medien. Und jetzt war die Story sogar noch besser, und er fragte sich,
ob er an seiner Schuld wohl für den Rest des Lebens zu beißen haben
würde oder ob das Gefühl mit der Zeit verblaßte. Die Zeit, so hieß es
doch, heilt alle Wunden, aber das galt für Kummer, nicht für Schuld.
Würde das Schuldgefühl zu einem seelischen Krebsgeschwür werden? Er
vermochte es nicht zu sagen, aber er hatte den Rest seines Lebens Zeit,
es herauszufinden.
    Petrinelli
ließ ihn warten, und während er dasaß und wartete, wurde ihm plötzlich
die Ironie bewußt, die mit seiner Situation verbunden war. Bis gestern
noch hätte er sich eine Ausrede für diese Reise einfallen lassen
müssen. Er hätte Marianne irgend etwas vorschwindeln müssen. Jetzt
brauchte er keine Ausrede mehr. Er war von Petrinelli nach Rom zitiert
worden.
    Petrinelli begrüßte ihn freundlich und
warm wie immer; der feste Händedruck, das Zahnpastareklamelächeln, der
freundschaftlich um die Schulter gelegte Arm, das »Schön, daß Sie
gekommen sind« â€“ als hätte er eine Wahl gehabt; die Frage, ob er
etwas zu trinken wünsche, verneinte Altenburg. Erst als sie in
Petrinellis Büro waren und Altenburg mit dem Rücken zu Petrinelli stand
und hinunter auf den Platz schaute, bohrte sich das Messer zwischen
seine Rippen.
    Â»Der Aufsichtsrat wird akzeptieren, da bin ich ganz sicher«, sagte Petrinelli.
    Â»Wird
was akzeptieren?« Altenburg fuhr herum. Petrinelli saß jetzt hinter
seinem Schreibtisch, die Beine übereinandergeschlagen, und musterte ihn
aufmerksam.
    Â»Nun, Ihren Rücktritt.« Er sagte es in
einem Ton, als wäre es das Selbstverständlichste von der Welt, als wäre
er

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