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Mission Eureka

Titel: Mission Eureka Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: McGill Gordon
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oben zeigen kann?«
    Anke
schloß die Augen. Er war fröhlich â€“ viel zu fröhlich für ihren
Geschmack. Patrick war von seinem Wesen her kein fröhlicher Mensch. Er
spielte ihr was vor. Klaus zerrte erneut an ihrem Ärmel und schrie:
»Ich möchte gern die Schwerelosigkeit sehen, Daddy. Kannst du uns die
zeigen?«
    Sie schlug die Augen wieder auf. Patrick
fummelte irgend etwas; sie konnte nicht sehen, was, die Kamera fing es
nicht ein. Es schien eine Ewigkeit zu dauern. Dann tauchte er wieder
auf, ein Stück Papier hochhaltend. Er hatte einen Papierflieger
gefaltet, einen pfeilförmigen, wie die Concorde. »Schau mal, Klaus!«
rief er und ließ den Flieger los. Er schwebte langsam aufwärts, und für
Anke sah er plötzlich nicht mehr wie eine Concorde aus, sondern wie ein
Raumschiff, das steuerlos durch das All trieb, außer Kontrolle geraten.
Es füllte den ganzen Bildschirm aus. Sie konnte Patrick nicht mehr
sehen, nur noch seine Stimme hören, als er sagte: »Macht's gut, meine
Lieben â€¦Â«Da wußte sie, daß er verloren war. Er hatte seine
Botschaft gesendet â€“ unabsichtlich, aber sie, Anke, konnte er
nicht täuschen. Für sie stand es unwiderruflich und unumstößlich fest.
Das Schiff war außer Kontrolle geraten, und sie würde ihren Mann
niemals wiedersehen.
    Christopher
Swann fuhr mit seinem Rollstuhl über den Hof zum Parkplatz, als er sah,
wie Anke Montgomery und ihr Sohn das Gebäude verließen und in ein Taxi
stiegen. Der Anblick der beiden war nicht dazu angetan, seine Stimmung
zu heben. Er stieß ein Knurren aus. Astronauten sollten Singles sein,
dachte er. Der Job war nichts für einen Verheirateten. Es war unfair
von ihnen, geradezu egoistisch, Frauen und Kinder einer solchen
Belastung auszusetzen. Er schaute auf seine Uhr. Er war spät dran. Er
mußte sich beeilen, wenn er sein Flugzeug noch kriegen wollte. Er schob
den Beschleunigungshebel weiter nach vorn, und der Rollstuhl legte
einen Zahn zu. Ein Techniker winkte ihm zu, aber er grunzte ihn nur
mürrisch an. Seine Laune war auf dem Tiefpunkt. Als wäre die
unerklärliche Fehlfunktion der Antriebssteuerung nicht schon wahrlich
genug gewesen, war jetzt auch noch das Gerücht aufgekommen, Altenburg
hätte seinen Hut genommen, und Lefèbre sollte seinen Posten übernehmen.
    Lefèbre.
Ausgerechnet Lefèbre. Es war haarsträubend. Er war nichts weiter als
ein Werkzeug von Waldegg; ein Mann mit Geld, aber dennoch eine
Marionette. Wenn das Gerücht stimmte, dann waren sie alle angeschmiert.
Der Kerl würde nichts Eiligeres zu tun haben, als ihre Gelder von den
wissenschaftlichen Projekten abzuziehen und in rein kommerzielle zu
stecken. Für Laurent Lefèbre war das Leben wie eine Bilanz. Ein solcher
Mann durfte ihnen nicht vor die Nase gesetzt werden. Der Aufsichtsrat
würde seine Ernennung bestimmt nicht bestätigen. Nur über meine Leiche,
dachte Swann. Er fluchte wieder, lange und laut. Er würde nicht
zulassen, daß sein Leben und seine Arbeit von einem größenwahnsinnigen,
von Ehrgeiz zerfressenen Großkotz bestimmt wurden, dem er nicht mal
eine Tube Zahnpasta als Raumfracht anvertrauen würde, geschweige denn
Menschen.
    Â»Doktor Swann.«
    Die Stimme
einer jungen Frau; sie kam von hinten. Er bremste, drehte sich um. Sie
kam auf ihn zugelaufen; eine hübsche junge Frau mit einem offenen,
intelligenten Gesicht. Sie war ein wenig außer Atem, als sie vor ihm
stehenblieb. »Hallo, Doktor Swann.« Sie stieß beim Sprechen leicht mit
der Zunge an â€“ vermutlich eine Schweizerin. »Entschuldigen Sie,
das ist doch hier der richtige Weg zum Hydrophysikalischen Labor, oder?«
    Â»Ja, geradeaus, folgen Sie mir.« Er setzte seinen Rollstuhl wieder in Bewegung.
    Â»Ach, Sie wollen auch dorthin?«
    Â»Nein,
ich will zum Parkplatz daneben.« Er sah sie an. Er hatte sie noch nie
gesehen; ihr Gesicht wäre ihm bestimmt aufgefallen. »Sie sind wohl noch
nicht lange hier, was?«
    Â»Nein, noch nicht lange.« Sie
lächelte ihn an und fuhr sich mit den Fingern durch das Haar. Schönes
Haar, dachte er; würde sich gut auf einem Kissen machen. »Aber ich
finde es unheimlich faszinierend hier«, fuhr sie fort. »Der
aufregendste Ort, den ich je in meinem Leben gesehen habe.«
    Â»Ja, nicht schlecht hier«, sagte Swann, als hätte sie ihm ein persönliches Kompliment gemacht.

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