Mission Eureka
sie und ging rasch
hinaus, um nicht auch noch seine Dankeshymnen über sich ergehen lassen
zu müssen â¦
Wieder ins Taxi. Rein ins Flugzeug,
raus aus dem Flugzeug. Und noch mal ins Taxi. Als sie sich dem
Kontrollzentrum näherte, wuÃte sie, warum sie Rittig so schnell
nachgegeben hatte. Es hatte nichts mit ihm zu tun. Es war ein Vorwand,
um Kit wiederzusehen. Meike hatte nie dazu geneigt, sich selbst was
vorzumachen. Das brachte nichts. Nie. Sie wollte Swann wiedersehen. Die
Frage war: Wollte er sie auch wiedersehen?
Die Antwort
lieà nicht lange auf sich warten. Sie nannte dem groÃen Mann am Tor
ihren Namen. Er ging in sein gläsernes Pförtnerhäuschen und lieà die
Tür offenstehen, so daà sie mithören konnte, was er am Telefon sagte.
Sie wartete. Vielleicht war ja alles okay. Dann schaute der Pförtner zu
ihr herüber und hielt den Hörer ein Stück von seinem Ohr weg, und sie
hörte eine vertraute Stimme aus der Muschel brüllen: »Sagen Sie ihr,
sie soll sich zum Teufel scheren!«
Sie machte auf dem
Absatz kehrt und ging. Es war nicht das erste Mal, daà man ihr sagte,
sie solle sich zum Teufel scheren. Auch das gehörte zu ihrem Job. Aber
sie war noch nie zum Teufel geschickt worden von einem Mann, den sie
liebte.
Giovanna hatte fünf
schlimme Tage hinter sich. Wenn sie gewuÃt hätte, auf was sie sich da
einlieÃ, hätte sie den Posten nie und nimmer angenommen. Der Job machte
SpaÃ, wenn sie nichts weiter zu tun hatte, als Politiker und Redakteure
zum Lunch einzuladen und ihre Mitarbeiter anzuweisen, den Presseleuten
hier und da ein Häppchen Information zuzuwerfen. Aber diese ständigen
Angriffe, dieses SpieÃrutenlaufen, das sie in den letzten Tagen erlebt
hatte, war absolut nichts für sie. In der Defensive zu sein, das paÃte
nicht zu ihr. Seit dieses Schweizer Flintenweib mit ihrer Story
herausgekommen war, stöberten und stocherten die anderen überall und
ständig herum und kamen mit immer neuen Meldungen; alles Spekulationen,
reine MutmaÃungen, nichts, was sich auf irgendwelche Fakten hätte
stützen können. Und jetzt lancierten sie die Meldung, daà Thomas gegen
den Start von Magellan I gewesen sei. Sie fragte sich, woher sie das
wuÃten â von Thomas selbst bestimmt nicht. Denn wenn er irgendwas
in der Richtung hätte verlauten lassen, hätten sie ihn direkt zitiert.
Nein, es stammte wieder aus ungenannten Quellen. Ungenannte Quellen
waren der Fluch der freien Presse, wenn es nach Giovanna Waldegg ging.
So etwas müÃte verboten werden, fand sie. Wer seine Quelle nicht nennen
konnte, sollte auch nicht veröffentlichen dürfen. Und jetzt kriegte
Petrinelli auch noch Zunder von de Groot, dem belgischen
Wirtschaftsminister. Der elegante de Groot war Nachfolger des
ungeschlachten Bilotte, dessen Partei die letzte Wahl nicht überstanden
hatte. De Groot war jetzt Vorsitzender des EUREKA -Finanzausschusses, der Mann war in das Büro des Präsidenten von E UREKA gerufen
worden. Er war alles andere als glücklich. Er fühlte sich durch die
ganze Geschichte gedemütigt und begann langsam zu bezweifeln, ob es
klug war, sich für EUREKA zu engagieren.
Ãhnlich dachten auch die Briten, Franzosen und Deutschen. De Groot
bekam aus allen Richtungen die Hölle heià gemacht, und er reichte den
Ãrger weiter â mit Zinsen. Und zu allem Ãberfluà muÃte sie heute
abend auch noch diese intrigante kleine französische Tussi unterhalten,
diese Agnes Lefèbre, die mit ihrem Vater zu Besuch kommen würde. Sie
fragte sich, wieso Leo die beiden wohl auf das Schloà eingeladen haben
mochte.
»Was diesen
Goncourt angeht«, sagte sie, während sie sich für das Abendessen
kleideten, »ich habe mir mal die Zeitungsausschnitte über ihn
durchgelesen. Ihm gehört seit neuestem die âºTelco-Concordâ¹ in Rom, zu
sechsundneunzig Prozent. AuÃerdem besitzt er einundfünfzig Prozent von
âºTurbionâ¹ in Zürich. An der Börse haben seine Aktien im letzten Jahr im
Schnitt um 3,6 Punkte zugelegt. Er ist der gröÃte Elektronikproduzent
in Europa und der viertgröÃte in der Welt. Darüber hinaus hat er seine
Finger in diversen Banken und Finanzgesellschaften. Seine erste Million
hat er mit dreiundzwanzig gemacht. Heute ist sein Konzern etwa drei
Milliarden wert.«
»Vier«, sagte Waldegg, »mit der âºTempest Oilâ¹,
Weitere Kostenlose Bücher