Mission Eureka
»Wir unterhalten uns über alle ihre Liebhaber.«
» VergiÃ
sie, Marianne. Sie ist nicht wichtig. Wie gesagt, ich bin da einfach so
hineingeschlittert. Das kann man nicht mit dem vergleichen, was wir ein
halbes Leben lang füreinander gewesen sind.« Er schüttelte erneut den
Kopf. »AuÃerdem ist es vorbei.«
»Ist es das wirklich? Vorbei?«
»Ehrlich.«
»HeiÃt das, du kommst nach Hause zurück?«
»Nein.«
Sie war überrascht. Damit hatte sie nicht gerechnet. »Und warum nicht?«
»Ich stecke in einem solchen Durcheinander, Marianne. Ich muà erst zu mir selbst finden.«
»Aber das kannst du doch auch zu Hause.«
»Nein.
Das möchte ich dir nicht zumuten. Ich habe dir schon einmal sehr weh
getan. Ich möchte es nicht noch einmal. Die Mönche nennen es: in
Klausur gehen. Genau das werde ich tun.«
Sie nahm es wörtlich. »Aber was wird aus deiner Arbeit? Deinem Projekt?«
»Oh,
das wird weiterlaufen wie bisher. ÃuÃerlich werde ich funktionieren,
werde ich kämpfen. Aber innerlich werde ich in der Wüste sein. Und wenn
ich mit mir ins reine gekommen bin, dann werde ich dich fragen, ob ich
nach Hause kommen kann â wenn du mich dann noch willst.«
Sie
wollte ihm gerade antworten, als sein Eurosignal in der Brusttasche zu
piepen begann. Er holte es heraus, schaltete es ab und las die
Nachricht auf dem kleinen Display.
»Ich weië, sagte sie, bevor er sich entschuldigen konnte. »Du wirst gebraucht.«
Er entschuldigte sich trotzdem, gab ihr einen Kuà und eilte hinaus. Sie lächelte. Er hatte vergessen, die Rechnung zu bezahlen.
Meike
Beck war es gewohnt, von Recherchen zurückgepfiffen zu werden. Das
gehörte zu ihrem Job. Man konnte sich dagegen wehren, und manchmal
konnte man sich auch durchsetzen. Aber diesmal nicht. Anweisung vom
Büroleiter. Sofort zurückkommen. Auf dem schnellsten Weg. Das stellte
in diesem Fall kein Problem dar. Von Oslo nach Genf. Zwei Hauptstädte.
Direkte Flugverbindung, Taxi zum und vom Flughafen. Sie kam in Rittigs
Büro, als dieser gerade mit dem Mittagessen fertig war.
»Wo zum Teufel hast du gesteckt?« brüllte er.
Der
ist aber ganz schön im StreÃ, dachte sie. Seine Magengeschwüre.
Vielleicht hatte er sich auch beim Rasieren geschnitten oder so was.
Sie setzte ihr süÃestes Lächeln auf und flötete: »Du weiÃt doch, wo ich
gewesen bin. Was soll die Panik?«
»Die E UREKA -Story«, sagte er. »Wo hast du die her?«
Ihr Lächeln verschwand schlagartig. »Ich werde vergessen, daà du mich das gefragt hast«, erwiderte sie.
Rittig
lieà sich in seinen Sessel zurücksacken und kratzte sich das lichter
werdende Haar. »Meike, ich bin von allen Seiten unter Beschuà wegen
dieser Geschichte. Wir stecken ganz schön in der Klemme. Wir haben
Krach mit so ziemlich allen Regierungen in Europa deswegen, und Waldegg
hat uns schon so gut wie auf der AbschuÃliste.«
»Aber die Geschichte stimmt.«
»Natürlich stimmt sie, Meike; ich kenne dich doch. Aber Waldegg will wissen, woher du sie hast.«
Darauf gab es nur eine schlichte Antwort. »Sag ihm, er könne mich kreuzweise.«
Rittig
nickte. »Nichts wäre besser für meinen Blutdruck, Meike. Aber ich kann
nicht. Ab jetzt wird mit schmutzigen Tricks gearbeitet, und die haben
schmutzigere drauf als ich.«
Meike setzte sich auf den
Schreibtisch und schaute auf ihn hinunter. »Heinz«, sagte sie, »wir
haben doch ein Abkommen, nicht wahr? Du fragst mich nicht nach meinen
Informanten, und ich lass' dich dafür nie im Regen stehen. Das hat
bisher immer gut funktioniert, oder? Lassen wir es dabei, ja?«
Rittigs Ton wurde jetzt fast flehend. »Ich bitte dich, Meike. Nur dieses eine Mal.«
»Bei unserem Spiel bedeutet einmal: immer.«
Rittig
wuÃte, daà sie recht hatte. Sie war die Gute hier, und er war der Böse;
aber für sie war es auch einfach. Sie brauchte bloà die Storys zu
beschaffen. Er hatte die Dreckarbeit zu verantworten.
»Meike â¦
bitte«, nahm er einen erneuten Anlauf. »Tu's für mich. Ich würde ja
nicht so darum bitten, wenn mir das Wasser nicht bis zum Halse stünde.
Bitte, Meike â¦Â«
Sie konnte es nicht ertragen, ihn
betteln zu hören. Sie war immer die Gefoppte, wenn erwachsene Männer zu
weinen anfingen. »Na gut, ich versuch's«, seufzte
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