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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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hätte er sich über die Schriften geworfen, seinen Leib als Schutzschild missbrauchend, wenn Keleb nicht kurzzeitig innegehalten hätte.
    »Ist Euch etwas eingefallen, Meister Kurator?«, fragte Keleb unschuldig, gleichwohl er wieder fortfuhr, fahrig und ziellos in den Schriften zu kramen. Helembertus verschluckte sich fast vor Eifer als er, beruhigende Gesten nach allen Seiten und vor allem in Richtung des Königs verteilend, begann, vor den mit Büchern bekleideten Wänden auf und ab zu gehen.
    »Nur einen Moment Geduld, Majestät! Einen klitzekleinen Moment, denn ich meine ... möglicherweise in den Annalen von Eiserloon. Nein! Das ist es nicht. Das wäre auch Unsinn. Wie komme ich nur darauf? Aber hier im Ordensregister womöglich«, sagte er mit einem vorsichtigen Linsen in Richtung seines Herrn.
    Voll Sorge registrierte der kleine Mann die wachsende Ungeduld Kelebs und seine Blicke huschten, Mäusen gleich, über die Reihen der Buchrücken, während er zugleich angestrengt versuchte, sein Tun vertrauenerweckend zu kommentieren.
    »Hier! Ja, hier haben wir es. Die Aufzeichnungen über die Anfänge des eugenischen Ritterordens. Hier müsste, sollte ...«, nuschelte der Archivar und verbesserte sich, nach einem schnellen Seitenblick auf den brodelnden König, auf »Hier ist es! Ganz gewiss!«
    Emsig krabbelte er eine Leiter hinauf und beförderte den staubigen Band nach unten. Schon im Gehen schlug er die richtigen Seiten auf und präsentierte, mit ungeheurer Erleichterung, das Gewünschte. Sorgsam hielt er die betreffende Stelle im richtigen Winkel in den Schein der Fackeln, völlig richtig vermutend, dass er damit dem alten Text die grobe Behandlung durch Kelebs Pranken ersparen könne. Dann herrschte konzentrierte Ruhe, denn die Schrift war alt und ausgebleicht und des Königs Blick durch Wein getrübt. Das angebotene Sehglas wischte er zur Seite. »Haltet Euch dieses Ding gefälligst selbst vor die Nase. Nun lest schon vor, Mann!«
    Und Helembertus begann:
    »Aus den Schriften des Theosofius, Gerichtsschreiber im dritten Jahr der Herrschaft König Volgoons:«
    »… so begab es sich, dass allerlei schlimme Kunde über die Taten der Eugenier König Volgoon erreichte. Das Herz des Königs ward schwer vor Kummer über die Missetaten des Ordens und ein ums andere Mal schickte er Botschaft an den Großmeister Cunraad von Nissel, abzulassen von seinem Tun, auf dass er nicht niedergestreckt werde und der Orden zerschlagen. Aber das Herz des Großmeisters war verhärtet und Hochmut bestimmte seinen Sinn, derweil sich die Klagen der Menschen aus den Borkenlanden häuften. Denn die Ritter des Ordens kamen über die Dörfer und Siedlungen, und selbst befestigte Städte waren nicht sicher vor jenen in diesen Tagen.
    Und sie erhoben Steuern und pressten Abgaben, und die Bürger stöhnten unter der Last. Am meisten aber wehklagten die Mütter von blonden Knaben und Mädchen, denn die Ritter entrissen sie den Familien und nahmen sie mit sich. Nur solche von gutem Wuchs und mit blauen Augen wählten sie und nicht selten knüppelten sie die Kranken und Dummen, Lahmen und Blinden nieder und zu Tode, denn sie entsprachen nicht dem Bilde Araas´ und ihr Leben erschien ihnen nicht wert.
    Wer aber hat das Recht, über Wert und Unwert zu entscheiden, es sei denn, Araas selbst? So sprach der gute König Thules, denn er wähnte Araas nicht auf Seiten derer, die solches Unrecht taten, und entschied gegen die Eugenier . Ein großes Heer stellte er auf und entsandte es, sich selbst an der Spitze, den Orden zu züchtigen. Da war ein fürchterliches Hauen und Stechen und der Blutzoll beider Seiten hoch. Doch das Heer Volgoons obsiegte und der ungehorsame Cunraad ward in Eisen gelegt und vor den König geschleppt, auf dass er sein Urteil vernehme.
    Der eugenische Orden aber wurde dreigeteilt, sein Wappen zerbrochen und das Führen eines gemeinsamen Zeichens untersagt. So vernahm es Cunraad, bevor ihm der Kopf abgeschlagen wurde. Sein Leib aber wurde verbrannt und die Asche im Hafen Thules verstreut, denn kein Grab und kein Stein sollten sein, ihm ein Denkmal zu setzen. Köni g Volgoon aber ...«
    Abrupt unterbrach der Feuerbart an dieser Stelle, indem er mit der Faust auf den Tisch hieb, dass der Staub in Schwaden aufwirbelte. »Ihr habt mir geholfen, Helembertus! Fürwahr, Ihr habt mir geholfen. Es war das Zeichen der vereinigten Ritterstifte. Gut gemacht, Mann der Bücher«, sprach Keleb und holte schon zum Schulterschlag aus, besann

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