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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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nicht?
    Und tatsächlich merkte Wenduul nun, wie mit einer überwältigenden Kraft die Lebensenergie in ihn zurückkehrte. Hässlich knirschend fügten sich seine gebrochenen Rippen wieder zusammen. Schwellungen, Prellungen und die damit einhergehenden Verfärbungen der Haut verblassten. Sein Herz, seit langen Jahren ein kläglich flatternd Ding, pochte in tiefen Schlägen, pumpte Blut durch elastische Adern und geschmeidig gewordene Muskeln. Am eindrucksvollsten aber war für Wenduul der Anblick seiner Hände. Noch halb in Wargrim eingebettet, hielt er sie vor seine Augen, drehte sie und klimperte mit den Fingern, die, nun frei von jeder Gicht, voll beweglich waren. Langsam zog sich Wargrim aus ihm zurück, reduzierte sich auf seine Form als Stab und ließ ihn auf kräftigen Beinen im Gang der Kelleranlage stehen. Zur Probe trat Wenduul ein paar Mal fest auf, nickte zufrieden und sah dann zu dem immer noch versteinerten Feldwebel.
    Und? , fragte der Baumgeist.
    Was und?
    Glaubt man es! Na, was sagst du dazu?
    Ich sage, wir tun gut daran, uns zu eilen. Deine Prahlerei mit der Magie wird kaum unbemerkt geblieben sein.
    Du undankbarer, sturer, elender Mensch!
    Wargrim?
    Hmm ?
    Danke.
    Keine Ursache. Ist eh nicht von Dauer und schöner bist du auch nicht geworden.
    Was soll das heißen?
    Na, dass du genau so hässlich wie vorher bist.
    Die Dauer, Wargrim!
    Reg dich nicht schon wieder auf. Es wird für unsere Aufgabe reichen.
    Genauer!
    Ich weiß es nicht! Ich habe das zum ersten Mal getan. Ein paar Tage, vielleicht Wochen. Ihr Menschen seid recht zerbrechlich und der Aufwand, dich mit Leben zu füllen, steht im umgekehrten Verhältnis zum Nutzen. Es werden wohl eher Tage sein.
    Unsere Aufgabe ist entweder in wenigen Tagen erledigt oder überhaupt nicht.
    Wie kurzsichtig du manchmal bist, Magier. Und was wird, wenn das Kind gefunden ist? Du musst es lehren, ausbilden, formen und schützen. Wer sonst sollte das tun? Und jetzt kümmere dich um deinen Feldwebel. Er sieht nicht gut aus.
    Eines noch.
    Hmm ?
    Was hat es dich gekostet?
    Das tut nichts zur Sache. Ich werde mich davon erho len – und von deiner Gesellschaft!
    Fast zärtlich strich der Magier mit der Hand über das Holz, das nun spröde und rissig geworden war. Dann setzte er den Stab sachte auf und sah zu Bero. »Das war ein bisschen arg, nicht wahr?« Er sah den Feldwebel Luft holen und den Mund öffnen, aber außer einem heißeren Krächzen war nichts zu hören. Hart schlug sich Bero mit der Faust mehrmals vor die Brust, schluckte schwer und räusperte sich. »Das ist eine ziemliche Untertreibung«, konstatierte er. »Was war das, bei Araas?« »Ein Baumgeist. Mein Baumgeist.« Hättest du gerne! »Ich werde es dir vielleicht später erklären. Jetzt aber drängt die Zeit. Erwähne es einstweilen nicht, stelle keine Fragen, und sprich vor allen Dingen mit niemandem darüber. Am besten denkst du erst gar nicht darüber nach«, sagte Wenduul und wies mit dem ausgestreckten Arm den Gang hinauf.
    »Einverstanden?«
    »Sicher doch. Und dir geht es nun besser?«
    »Wie wirkt es denn?«, fragte Wenduul.
    »Besser!«, sagte Bero ernsthaft und einmal mehr nötigte die Anpassungsfähigkeit des Feldwebels Wenduul Respekt ab. Wortlos machte Bero auf dem Absatz kehrt, ging voraus und stieß die Türe, vor der er an diesem Abend schon ein Mal gestanden hatte, auf. Was aber der Magier dahinter sah, ließ ihn jede Freude über seine frisch gewonnene Gesundheit vergessen.
    Zwei Holzböcke, über die man ein paar Bretter gelegt hatte, trugen die Leichen der Mädchen. Sauber waren die kleinen Körper in Leinentücher geschlagen und Bero trat vor, um sie auszuwickeln. »Warte!«, befahl Wenduul. »Das ist nicht nötig. Hier zu sein reicht völlig für das, was wir vorhaben.« »Aha. Was haben wir denn vor?«, fragte Bero und, was haben wir denn vor ?, wollte auch Wargrim lautlos erfahren. »Nach jenen suchen, die das getan haben«, antworte Wenduul beiden Fragern laut, mit dem Stab vor sich deutend. Noch bevor sich seine Begleiter weiter äußern konnten, begann Wenduul mit seinem Vorhaben.
    Vorsichtig sondierte er die Gefühlsschichten, die ihn umgaben und als er jene erreichte, die unmittelbar von den grausigen Geschehen betroffen waren, die Mütter und Väter, Brüder und Schwestern der Gemordeten, da zerrten Kummer und Verzweiflung mit einer solchen Wucht an seinen mentalen Schranken, dass er keuchend strauchelte. Trotz Beros Hilfe fand er erst an der Wand wieder Halt, an der

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