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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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dessen Gesicht plötzlich nur eine Handbreit vor seinem. Eine Fratze des Entsetzens war es, die ihn da anstarrte und ein Schrei stieg in der Kehle Beros auf, den wohl auch der halbtaube Areend noch gehört hätte, wäre er jemals über seine Lippen gekommen. Aber er verließ den aufgerissenen Mund Beros nicht, denn im nächsten Moment fühlte er sich gepackt und aus seinem Körper gerissen. Kurz drehte er sich in der Luft, erhaschte einen Blick auf seine Hülle, die in sich zusammenfiel und dann befand er sich nicht mehr im Kerker des Provosts, sondern weit über der Stadt.
    Merkwürdigerweise versuchte er in diesem Moment, sein Haus auszumachen und noch während er sich darüber wunderte, wie man in seiner Situation auf so einen Gedanken kommen konnte, nahm er Fahrt auf, flog in unglaublichem Tempo und gerader Linie über den Dächern dahin, bis die Flugbahn jäh nach unten kippte. Die Mauern eines mit Holzschindeln gedeckten Hauses kamen rasend schnell näher und dann teilte er die Schrecken Wenduuls an dessen Seite.
    Und jetzt begann Bero zu schreien und es war ein lautloser und nicht enden wollender Schrei …

Auszug der Ritter Araas´
    Z u dieser Zeit, möglicherweise auch etwas später, öffneten sich die Tore der eugenischen Stifte Katter, Framen und Nissel nahezu gleichzeitig. Kolonne um Kolonne verließ die Festungen, zerfiel in Hundertschaften, trennte sich nach kurzer Zeit noch einmal in kleinere Einheiten auf, die sich auseinander strebend über das Land verteilten und schließlich von der Nacht verschluckt wurden.
    Eine Abteilung der Schwergepanzerten ritt unter dem Kommando eines für seinen Rang noch recht jungen Sturmbannführers. Verdient hatte er sich diese Stellung mit Durchsetzungskraft und Disziplin, vor allem anderen jedoch mit einer Grausamkeit, die ihn selbst unter den Eugeniern gefürchtet machte. An der Spitze reitend, lenkte er sein Schlachtross zur Seite und ließ seine Ritter vorbeiziehen. Niemand der Männer wähnte sich sicher, denn der Sturmbannführer sah auch im Dunkeln gut und jeder, der sich angesehen fühlte, bemühte sich, noch ein wenig aufrechter im Sattel zu sitzen. Dergestalt war seine Wirkung und er war sich dessen nicht nur bewusst, sondern tat alles, was nötig war, um sie zu verstärken. Was sollen sie dich lieben, wenn sie dich doch fürchten können, hatte sein Ausbilder und Mentor, Meister Waris, ihn gelehrt; und er hatte diesen Leitsatz verinnerlicht.
    Als Säugling war er, zusammen mit einer großen Spende, von einem Kaufmann aus dem Norden an der Pforte des Stiftes abgegeben worden. Der Mann hatte sich als Menhin von Fenhuuk vorgestellt, dem Kind den Namen Rotgard gegeben und war gleich darauf wieder in der Nacht verschwunden. Seine Leiche aber fand man am nächsten Morgen in unmittelbarer Nähe des Tores, wo er sich, mittels seines Pferdes, an einem Baum erhängt hatte. Die Summe war hoch genug, um Ausbildung, Unterkunft und Verpflegung des Kindes bis zu seiner Mannesreife zu sichern, es selbst war von gutem Wuchs und die einzige Abweichung von den Idealvorstellungen des Ordens waren seine Augen.
    Augen, wie sie sonst nur noch zwei Menschen ihr eigen nennen konnten; und von denen die Ordensoberen zumindest einen kannten, den sie ebenso fürchteten, wie hassten. Wie sie vermutet hatten, offenbarte der Knabe alsbald eine Fähigkeit, die ihn dem Orden sehr wertvoll machte und die er sich wiederum mit zwei Menschen teilte, von denen er selbst keinen kannte: Er konnte Magie spüren.
    Der Orden selbst verfügte über keine Magier, denn zu lange hatte er jene erbittert bekämpft, sodass auch heute noch kein Zauberkundiger einer thulischen Schule sich in die Dienste der Eugenier stellen würde. Die Nutzung der Allmacht zu menschlichen Zwecken sei wider die Natur und also gegen den Willen des Wirkers. So hatte es der Orden in dunkler Zeit beschlossen und mit rücksichtsloser Brutalität die Wenigen, die mit der Gabe geboren wurden, verfolgt und ausgemerzt. Araas selbst gebot dem Einhalt, nach dem großen Krieg, und erhob die Magier zur dritten Macht Thules, an der Seite des Königs und seines Legaten. Derart dem Zugriff des Ordens entzogen, erblühte die lichte Magie und in ihrer Hochzeit nannte sie nicht weniger als neun Meistermagier ihr Eigen. Obwohl die Jahrzehnte und Jahrhunderte ins Land gegangen waren, hatten die Magier den Eugeniern nicht vergeben und nichts vergessen. Ein Magier auf dem Schlachtfeld aber war eine gewichtige Figur und nicht wenige Siege oder

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