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Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)

Titel: Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick R.Ullrich
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Leuchtfeuer in der Nacht.
    Was wiegt schwerer? Ein Zauber, den sie nicht begreifen können oder ein Zauberer, der mehr tot als lebendig ist?
    Auch eine Sichtweise.
    Also?
    Tu es!
    Du musst –
    Dich beim Namen rufen. Ja, bei Araas! Wie oft denn noch?
    So oft du meine Hilfe eben benötigst, alter Mann.
    Ich meinte ... Ach! Du weißt, was ich meinte.
    Ja , gluckste Wargrim, warne ihn vor.
    Auf was muss ich ihn denn vorbereiten?
    Wird er dir gehorchen?
    Besser als du.
    Er soll einfach die Augen geschlossen halten.
    Mit brechendem Blick sah Wenduul zu dem Feldwebel, der abwartend und mit Unbehagen da stand.
    »Bero, wie dir sicher nicht entgangen ist, behindern mich meine körperlichen Gebrechen zunehmend. Es wird Zeit, etwas dagegen zu unternehmen, und es ist gut möglich, dass es sehr erschreckend auf dich wirkt. Sei jedoch versichert, dass alles seine Richtigkeit hat. Hast du mich verstanden?« Stumm nickte Bero, und was hätte er auch anderes tun sollen. »Gut«, fuhr Wenduul fort, »Dann schließe die Augen und halte dir zur Sicherheit auch die Ohren zu.«
    Bero gehorchte, wenn auch nur widerwillig, und es war ihm durchaus anzusehen, wie er über derlei kindische Vorsichtsmaßnahmen dachte. Aber es war der Erzmagier, der da zu ihm sprach, rief er sich in Erinnerung; und so fügte er sich. Die Zelle, in welcher die Leichen der Kinder verwahrt wurden, lag hinter der nächsten Abzweigung, nur ein paar Schritte zur rechten Hand. Dort ließ er sich in die Hocke nieder, mit dem Rücken zur Türe und versuchte, nicht an das zu denken, was dahinter lag. Der Drang, zu sehen, was er bereits einmal sehen musste, war nicht besonders groß. Der Anblick jener kleinen, misshandelten Körper war mit nichts zu vergleichen, was er auf dem Schlachtfeld und bei den unweigerlichen Übergriffen auf die Bevölkerung besetzter Dörfer und Städte erlebt hatte. Als schließlich der Provost ihn auf die Bissspuren hinwies, waren ihm vor Zorn die Tränen über die Wangen gelaufen und auch jetzt packte ihn wieder die Wut, als er daran dachte. Er war froh, dass er von den Geräuschen, die um die Ecke des Ganges drangen, abgelenkt wurde. Ein Knarren und Knarzen war zu hören, wie wenn Bäume unter starkem Wind ächzen. Scharrende Geräusche wie sie ein von Daalochsen gezogener Pflug in fester Erde verursacht. Dann erklang ein erstickter Schmerzensschrei des Magiers und es hielt den braven Bero nicht länger. Das Schwert in der Hand stürzte er den Gang hinunter, und als er die Quelle der Geräusche sah, erstarrte er in der Bewegung. Es verschlug ihm den Atem: Der Stab des Magiers hatte Wurzeln ausgebildet, die den jahrzehntelang steinhart festgetretenen Lehmboden aufbrachen, während andere Auswüchse den Körper Wenduuls durchbohrten und umschlangen. Was er sah, glich einem neuen Lebewesen, halb Baum, halb Mensch, fremdartig, abstoßend und erschreckend. Nur noch Arme und Kopf des Magiers ragten aus dem bizarren Geflecht, Augen und Mund qualvoll aufgerissen. Entschlossen hob Bero sein Schwert, warf sich vorwärts, auf das Monstrum zu, und wurde aufgehalten. Weitere Triebe, gleich einer Schlange, griffen nach ihm, hielten seinen Schwertarm in festem Griff, fesselten ihn gründlich und er spürte, wie er den Boden unter den Füßen verlor, als er mühelos in die Luft gehoben wurde.
    Du beruhigst ihn besser. Die Neugier deiner Rasse ist wirklich ein Fluch.
    Er wollte helfen. Selbst du solltest das erkennen.
    Mit dem Schwert! Sicher. Erst draufhauen, dann fragen. Menschen.
    »Es ist gut, Bero. Was du siehst, geschieht auf meinen Wunsch und wird mir nicht schaden. Versuche nicht, es anzugreifen. Es wird dich nun freigeben«, sagte der Magier mit Anstrengung in der Stimme, doch deutlich und ruhig. Er sah Bero im Einverständnis nicken, auch wenn aus dessen Augen die Panik sprach. Dem Feldwebel zuliebe befahl der Magier laut: »Gib ihn frei, Wargrim!«
    Meinst du wirklich?
    Mach jetzt keine Scherze. Wie soll er Vertrauen zu dir bekommen, wenn du nicht gehorchst?
    Wer sagt, dass er mir vertrauen muss? , haderte Wargrim, aber gleichzeitig ließ er Bero schon herab. Mit weichen Knien, die Arme herabhängend, stand Bero wortlos da und glotzte Unverständnis.
    Deine Freude am Widerwort ist beinahe unheimlich.
    Ich hege die Hoffnung, dass es dich davon abhält, größenwahnsinnig zu werden.
    Wann kommst du damit endlich zurande?
    Wenn ich damit fertig bin! , beharrte Wargrim trotzig, um nur wenige Augenblicke später hinzuzufügen: Spürst du es denn

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