Mission Herodes - Die vier Reiche (German Edition)
Stahlspitze beiseite. So, im vollen Lichtschein, wurde er auch sofort erkannt.
»Bero, mein Junge! So sag doch was! Komm nur herein«, rief Areend der Nachtwächter in freundlicher Überraschung, was Bero mit einem Augenrollen quittierte, bevor er eintrat und dem Magier zu folgen half. Der ältliche Veteran schaute dem seltsamen Paar neugierig entgegen, mühte sich sichtlich mit der gleichzeitigen Handhabung der Öllampe und des Türriegels und freundlich kam ihm Bero zu Hilfe, nahm die Lampe an sich und hielt sie so, dass Wenduul im Lichtschein stand. »Wir sind hier, um die Opfer in Augenschein zu nehmen. Ist der Provost noch zugegen?« Stumm schüttelte der Mann den Kopf, sagte dann aber: »Der Herr Provost ist zu Tisch. Hat wohl um deine Hilfe gebeten, was? Geht wohl über seinen Verstand, wie? Eine verdammte Sauerei ist das, wenn ihr mich fragt. Und der Herzog nicht in der Stadt!« »Das kannst du laut sagen, Areend«, schrie Bero und verzog keine Miene, als der Nachtwächter ihm daraufhin ins Gesicht brüllte: »Eine verdammte Sauerei ist das!«
»Und der Herzog nicht in der Stadt!« , brüllte Bero zurück, und erst als Wenduul missbilligend die Augenbrauen hochzog, schauten sich beide an und grinsten mächtig, wie über einen sehr gelungenen Witz. »Verstehe. Soldatenhumor«, sagte Wenduul gequält, hustete und biss sich vor Schmerz auf die Lippen. Der schlechte Zustand des Magiers blieb dem Wächter nicht verborgen, denn sehen konnte Areend gut. »Wir haben ja öfters Tote hier, aber normalerweise kommen die nicht von selbst gelaufen. Wer ist denn dein Freund?«, fragte er, mit einem scheelen Blick auf den arg mitgenommenen Magier und ohne besonderes Mitgefühl zu offenbaren. »Ein Freund, wie du schon sagst. Und das reicht auch fürs Erste. Einverstanden?«, antwortete Bero direkt in das Ohr des Alten »Wie du willst«, sagte Areend schulterzuckend und bedeutete ihnen, zu folgen. »Sorg dafür, dass wir ungestört bleiben.« »Was immer du sagst, Torkommandant«, meinte Areend und setzte etwas leiser hinzu: »Wer wird das schon freiwillig sehen wollen.«
Unterdessen hatte die kleine Gruppe den Abgang zu den Kellerräumen erreicht, und Areend ließ sie alleine. Schmale, von langen Jahren des Gebrauchs abgeschliffene Stufen führten hinab in die kühle Tiefe. Dort unten lagerten Vorräte, wurden Gefangene eingesperrt und bisweilen, so wie jetzt, auch Leichen aufbewahrt, deren Tod auf ungewöhnliche Weise eingetreten war und dessen Umstände eine Untersuchung erforderte. »Um den Nachtwächter muss du dich nicht sorgen. Der ist in Ordnung. Wollen wir?« Wenduul nickte zu beidem und äußerst mühsam kämpften sie sich Stufe um Stufe hinab, wobei Bero den Magier mehr trug als stützte. Als sie endlich den Fuß der Treppe erreichten, sah Wenduul aus wie der Tod selbst und lehnte sich schwer auf seinen Stab. »Geht es?«, fragte Bero erneut, »Du siehst wirklich nicht gut aus.« »Es muss!«, krächzte Wenduul. »Nur einen kleinen Moment, dann können wir weiter.«
Du kannst nicht weiter! Deine Kraft ist zu Ende, dein Körper verbraucht. Wenn du deine Macht nicht nutzt, wirst du hier sterben und alles wird umsonst gewesen sein.
Dann freu dich. Es bedeutet deine Freiheit , antwortete Wenduul trotzig auf die Feststellung Wargrims.
Du redest wirr. Ich wusste nicht, dass auch dein Verstand vom allgemeinen Verfall seiner Behausung betroffen ist. Stirbst du, stirbt das Kind und mit ihm jede Hoffnung.
Was interessierst du dich plötzlich für die Geschicke der Menschen? Du wirst in den Wäldern der Elfen stehen und ihren Liedern lauschen.
Es wird vor den Elbmarken nicht haltmachen, nicht vor den Bergen der Zwerge und auch das Höhlenreich der Orks wird kein Bollwerk sein. Auf die Gefahr hin, wieder deinen Unwillen zu erregen: Ich könnte wirkungsvoller helfen als Bero.
Du nennst ihn beim Namen? Muss ich das als Hochachtung verstehen?
Er hat die Überraschung, unvermittelt in den Diensten Wenduuls von Thule zu stehen, ziemlich gut weggesteckt.
Wie möchtest du helfen?
Ich habe Lebenskraft im Überfluss. Nimm einen Teil davon!
Das willst du tun?
Wir haben eine Aufgabe.
Wir?
Betreibe nur weiter Wortklaubereien, während uns die Zeit davon läuft.
Warum, bei Araas, hast du das nicht bei Antritt unserer Reise angeboten?
Weil ich dich da noch weniger leiden konnte als jetzt!
Hast du den Fallensteller vergessen? Sie sind uns bereits auf der Spur und du willst Magie wirken lassen. Es wird sein wie ein
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