Mission Unterhose
aufhalten.
Niemand beachtete BIG und Kalli, als sie durch das offene Tor der GROSSEN SHOWBÜHNE jagten. Nur Hannes wurde wenige Meter vor der Halle aufgehalten.
»Wupps!«, rief eine kräftige Frau und packte seinen Arm. »Zwerge ins Studio eins! Das wird knapp, Herzchen. Du bist ja noch nicht mal angezogen!«
Keuchend riss Hannes sich los und lief weiter, durchs Tor hindurch, hinein in einen langen, dunklen Gang. Dort stürzte er, rappelte sich wieder auf und humpelte mit verknackstem Knöchel weiter. Er bekam Seitenstiche und rang nach Luft, aber er gab nicht auf, bis der Gang an einer schweren Flügeltür endete. Schnaufend zog Hannes sie auf, zwängte sich hindurch und prallte auf Kalli.
Vor den beiden lag ein gigantischer Saal mit einer breiten Treppe. Sie führte durch hunderte von Zuschauerreihen hinab zu einer gewaltigen Bühne, auf der gerade eine Band ihre Instrumente aufstellte. Die Bühne lag in gleißendem Scheinwerferlicht. Vor ihr waren zahlreiche Kameras aufgebaut, an denen geschäftige Männer und Frauen herumoperierten. Zwischen ihnen wuselten Menschen mit kleinen Mikrofonen an ihren Kopfhörern umher. Auf einem großen Pult inmitten der Zuschauerreihen schoben zwei junge Männer eifrig an unzähligen Reglern herum und blickten dabei konzentriert auf einen Bildschirm.
»Kamera drei nimmt die Totale!«, rief ein kleiner, kugelrunder Mann auf der Bühne den Kameraleuten zu. »Kamera eins geht auf die Band!«
»Wahnsinn«, flüsterte Kalli überwältigt. »Das ist die Show, die ganz große Show!« Für den Moment hatte er sogar BIG vergessen. Der war auf der Hälfte der Treppe stehengeblieben, stützte vorgebeugt die Hände auf den Knien ab und verschnaufte.
Hannes zog Kalli in die hinterste Zuschauerreihe und drückte ihn auf einen Sitz. Dort waren sie zumindest etwas unauffälliger, als mitten vor der Tür. Kalli blickte mit glänzenden Augen umher und sog verzückt die Luft ein.
»Riechst du das? Riechst du die Show-Luft? Das ist Fernsehen, Digga, das ist die Luft des Erfolgs!«
Hannes roch nichts, er sah auf BIG, der nun den Rest der Stufen hinunterspurtete und dabei jeden aus dem Weg fegte, der ihm unvorsichtigerweise in die Quere kam. Der kleine Mann auf der Bühne breitete die Arme aus, als er BIG sah.
»Mein Lieber! Alles wieder gut?«
»Näher ran«, raunte Kalli Hannes zu. »Wir müssen näher ran!«
Hannes versuchte gar nicht erst, ihn von seinem Vorhaben abzubringen. Kalli war zweifellos nicht mehr ganz bei sich. Die Fernsehluft hatte ihn wahnsinnig gemacht.
Keiner schenkte ihnen auch nur einen Blick, als sie geduckt die Treppe hinabhuschten. Kalli stoppte erst, als sie die letzte Stufe erreicht hatten. Dort schlüpfte er in die zweite Sitzreihe und sah fasziniert nach vorne. Ergeben ließ Hannes sich neben ihn plumpsen und wartete furchtsam auf das Gewitter, das ganz bestimmt gleich auf sie herniederdonnern würde.
BIG war auf die Bühne gesprungen und hatte sich drohend vor dem kleinen Mann aufgebaut. »So, Moppelchen!«, raunzte er ihn an. »Jetzt reden wir mal Klartext, Herr Regisseur.«
Der Regisseur lächelte unerschüttert zu BIG empor. »Hast du dich etwas beruhigen können seit unserem Telefonat?«
»Nein!«, fauchte BIG. »Ich sag’s noch mal: Ich trete alleine auf und nicht mit diesen … diesen …« Verächtlich zeigte er zum Bühnenrand. Dort standen eine pummelige Frau in einem zu engen Superheldenkostüm und ein winziges Männlein in einem viel zu großen Anzug. Es waren Wonderwoman und Herr Humpf. Hannes erkannte sie sofort.
»Zisch ab, Wonderwoman!«, rief BIG ihnen zu. »Und nimm den Humpf gleich mit!«
Es war still geworden in dem großen Saal. Alle waren verstummt und beobachteten gebannt, was als Nächstes geschehen würde.
»Es sind DREI Stars in dieser Show«, sagte der Regisseur. »Sie heißt DIE GROSSEN DREI, weißt du? Wonderwoman, Herr Humpf und du.«
»Blödsinn!«, polterte BIG. »Es gibt nur einen Großen! Und der bin ich!«
Hinter Wonderwoman und Herrn Humpf rührte sich etwas. Die beiden traten einen Schritt zur Seite und ließen eine große grauhaarige Frau mit schwarzer Hornbrille vortreten. Der Schlagzeuger der Band spielte einen kurzen Trommelwirbel, als sie mit den Händen in den Hosentaschen auf BIG zuschlenderte.
»Hallo, BIG«, sagte sie lässig. »Gibt’s Probleme?«
»Allerdings!«, schnaubte BIG. »Sag deinem Dickerchen hier mal, was Sache ist. Ich teil die Bühne nicht. Und das Geld schon gar nicht! Meine Show, mein Geld,
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