Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mission Unterhose

Mission Unterhose

Titel: Mission Unterhose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tulipan Verlag
Vom Netzwerk:
sachte an Hannes’ Arm und auch die Produzentin war nun zu ihnen getreten.
    »Geht!«, flehte der Regisseur Hannes an. »Geht zu den Zwergen und habt dort euren Spaß.«
    Es war eindeutig. Er wollte Kalli nicht sehen und Kalli wollte auch nichts vorführen. Hannes hatte die sieben goldenen Regeln für Manager so oft gelesen, dass sie nun wie ein durchgedrehtes Laufband durch sein Gehirn rasten.
    Mach einen Plan … wenn es Probleme gibt … ruhig bleiben … renne im Kreis … neuer Plan.
    Aber es blieb keine Zeit für all das, Hannes hatte nur noch Zeit für eine einzige Regel. Es war Nummer sieben:
    ›Gib niemals auf!‹
    »Ich gehe nicht weg. Ich bleibe hier, bis Sie ihn sich angeguckt haben!«, sagte er zur Produzentin. »Er ist todeslustig!«
    Die Produzentin guckte Kalli an. »Er sieht nicht sehr lustig aus.«
    Hannes gab Kalli einen Stups. »Tu, was dein Manager dir sagt«, befahl er. »Willkommenstanz. Da sind deine Kameras.«
    Es musste das Wort ›Kamera‹ gewesen sein, das Kalli aus seiner Erstarrung weckte. Er schüttelte sich kurz wie ein nasser Hund, dann legte er los. Er tanzte den Willkommenstanz, und da niemand ihn aufhielt, tanzte er danach gleich weiter.
    »Millionärstanz! Millionärstanz, Digga!
    Ey, was geht?
    Und hey, was lebt?
    Ich bin Millionär,
    ist nicht so schwer
    zu seh’n!,
    oder was?«
    Als er fertig war, kicherte es hier und da. »Lustig«, gluckste Wonderwoman vom Rand der Bühne her. »Der ist echt lustig.«
    »Hmpf«, machte der Regisseur.
    »Mehr!«, rief Wonderwoman Kalli zu. »Hast du noch mehr?«
    Der Regisseur hob die Hand. »Stopp!«
    Hannes sah ihn flehend an. »Er kann das noch besser, bestimmt, er kann …«
    »Kamera drei ganz auf den Zwerg«, kommandierte der Regisseur.
    »Kalli«, sagte Hannes, »er heißt Kalli!«
    »Okay«, nickte der Regisseur. »Kamera eins Nahaufnahme! Und Kalli macht das Ding noch mal von vorn. Fertig?«
    Kalli hob den Daumen.
    »Alle von der Bühne«, ordnete der Regisseur an. »Uuuund: Action!«
    Kalli wusste, was Action bedeutet, und er machte Action.
    Hannes biss sich nervös auf den Lippen herum. Um ihn herum wurde gelacht, während Kalli über die Bühne tobte, aber Hannes war sich unsicher, was das Lachen zu bedeuten hatte. Kalli brachte von Anfang an sämtliche Witze durcheinander. Die meisten vergaß er ohnehin und rief stattdessen »Senf an der Decke! Leberwurst!«. Weil er kein Konfetti dabei hatte, warf er Kusshände ins Publikum. Als er den Faden völlig verloren hatte, erzählte er von Mission Unterhose und dem Essen bei Hannes’ Eltern. Er übertrieb maßlos und erfand alles Mögliche dazu. »Rrrrein krrrrasse Wahrheit!«, gelobte er nach jeder Geschichte. »Isch schwör! Fragst du meine Schwester!«
    ›Er macht alles falsch‹, dachte Hannes unglücklich. ›Sie lachen ihn aus!‹
    Kalli beendete die Show mit der Cornflakes-Werbung und dem ›Ich ess meine Cornflakes und liebe es, wie sie knirschen‹-Tanz. Als er sich verbeugte, schlug Hannes niedergeschmettert die Hände vors Gesicht. Dann brach der Applaus los. Die Kameraleute und die Kopfhörerleute und die Band und überhaupt jeder im Saal klatschte, bis Wonderwoman und Herr Humpf auf die Bühne sprangen und Kalli gratulierten. Der Regisseur hüpfte ihnen nach und umarmte Kalli. »Baby!«, juchzte er. »Sahne, erste Sahne, du bist gekauft!«
    Hannes ließ sich auf einen Stuhl in der ersten Reihe plumpsen. Er war so unglaublich müde mit einem Mal. Er hätte auf der Stelle einschlafen können. Gerade als ihm die Augen zufallen wollten, setzte sich die Produzentin neben ihn.
    »Guter Job«, sagte sie. »Du hast uns gerettet, Mister. Wir haben einiges zu besprechen.«
    Manager dürfen nicht müde sein, wenn es um wichtige Geschäfte geht. Das stand nicht in den Regeln, aber Hannes wusste es auch so. Er sprach lange mit der Produzentin. Über die Show am nächsten Morgen und all die Möglichkeiten, die nun vor Kalli und ihm lagen.
    Anschließend riefen Hannes und Kalli ihre Eltern an. Die hatten bereits die ganze Siedlung nach den beiden durchkämmt und waren kurz davor gewesen, die Polizei zu rufen. Sie verstanden kein Wort von dem, was Hannes und Kalli ihnen berichteten. Erst als die Produzentin es ihnen ausführlich erklärte, begriffen sie langsam.
    Hannes und Kalli wurden in einer großen, schwarzen Limousine nach Hause chauffiert. Hannes bekam nichts mit von der Fahrt. Er schlief vor Erschöpfung ein, als die weichen, schwarzen Lederpolster ihn umfingen. Erst als die

Weitere Kostenlose Bücher