Mission Vendetta: Thriller (German Edition)
marschierte an ihr vorbei, ohne sie auch nur eines Blickes zu würdigen. Es interessierte ihn nicht im Geringsten, wer versuchte, sich ihm in den Weg zu stellen. Über diese Art von Befindlichkeiten war er längst hinaus.
Er stieß die Tür auf, stürmte förmlich in Cains Büro und ließ seinen Blick suchend durch den Raum gleiten.
Cain stand am Fenster und blickte auf die dunklen Wasser des Potomac.
»Ich dachte mir schon, dass Sie hier auftauchen würden, Dan«, sagte er, ohne sich umzudrehen.
»Was zum Teufel haben Sie da getan?«, fuhr Franklin ihn an. Seine Schuhe versanken fast in dem teuren Teppich, als er einen Schritt auf den Direktor zu machte.
»Ich? Was ich getan habe?« Cain wirbelte plötzlich zu dem jüngeren Mann herum. Jede Pore von ihm strahlte Wut aus. »Haben Sie eine Ahnung, welchen Schaden Sie heute angerichtet haben? Sie haben direkte Befehle missachtet, haben sich in eine laufende Operation eingemischt, haben eine ungenehmigte Mission gestartet … Sie haben gerade Ihre eigene Karriere zerstört, Sie blödes Arschloch!«
Noch vor einer Woche hätte eine solche Drohung Franklin eingeschüchtert, aber jetzt spielten sie ein anderes Spiel. Cain stand mit dem Rücken zur Wand, das wusste er.
»Wenn ich untergehe, gehen Sie mit mir«, versprach er. »Ich weiß, was Sie getan haben, und nichts, was Sie sagen, kann das ändern.«
Cain lächelte amüsiert. »Ach ja? Was genau glauben Sie denn zu wissen?«
»Sie haben versucht, ein illegales Waffengeschäft mit einer Diktatur einzufädeln, haben versucht, Massenvernichtungswaffen in den Irak zu schmuggeln, um eine Invasion zu rechtfertigen, und als die ganze Sache schiefging, haben Sie das Geld behalten. Sie haben einen Angriff gegen ein ziviles Ziel angeordnet, einen Anschlag gegen eine Einrich tung der russischen Regierung autorisiert, Sie haben Angehörige des Geheimdienstes entführt, und Sie haben versuch t, alle zu töten, die davon wussten. Was Ihnen nicht gelungen ist, Sie Hundesohn!«
»Und Sie haben dafür Beweise, nehme ich an?«, erwiderte Cain provozierend. »Es gibt nichts, was mich mit diesem angeblichen ›Waffendeal‹ in Verbindung bringt, von dem Sie da reden. Ich kann mich nicht erinnern, versucht zu haben, jemanden zu töten, und ganz gewiss habe ich keine Angehörigen des Geheimdienstes entführt. Der Überfall auf Khatyrgan ist vom Vorstand der Agency genehmigt worden. Alle haben das unterschrieben, es steht in den Akten.«
Franklin zögerte, von diesen ruhig vorgetragenen Argumenten einen Augenblick eingeschüchtert. Warum schwitzte Cain nicht? Warum bettelte er nicht um Gnade oder versuchte, sich zu erklären? Er tat, als hätte Franklins Drohung keinerlei Gewicht, als wäre er lediglich eine ärgerliche Fliege, die man mit einer Handbewegung verscheuchen konnte.
»Was die Akten dagegen zeigen werden, ist, dass Sie hinter meinem Rücken gegen mich gearbeitet haben, sich in meine Operation eingemischt und versucht haben, meine Autorität zu untergraben«, fuhr der Direktor fort. »Es wird sich zeigen, dass Drake abtrünnig geworden ist und einer bekannten Kriminellen zur Flucht verholfen hat, dass er Angehörige der Regierung angegriffen und unschuldige Zivilisten gefährdet hat. Weiterhin wird sich herausstellen, dass Dietrich und sein Shepherd Team ohne Befehl eine illegale Operation ausgeführt haben.« Cain sah ihn verächtlich an. »Also, Dan, wer wird Ihrer Meinung nach am Ende wirklich als der Sündenbock dastehen?«
Franklin wurde bleich. Er war so sicher gewesen, als er hier hereingestürmt kam, dass Cain, konfrontiert mit seinem Zorn, einknicken würde, war überzeugt gewesen, ihn mit einem Fingerschnippen erledigen zu können.
Aber der Direktor war aus einem anderen Holz geschnitzt. Er war nicht dadurch die Karriereleiter so weit hochgestiegen, dass er vor irgendeiner Drohung zurückwich. Er würde nicht klein beigeben, weil er sich schon weit größeren Gefahren gegenübergesehen hatte.
Cain konnte ihn vernichten.
Im selben Moment jedoch wurde Franklin klar, dass es ihn nicht kümmerte. Was er getan hatte, hatte er getan, um Drakes Leben zu retten und das Leben des Teams, das er ihm hinterhergeschickt hatte, um ihn nach Hause zu holen. Das bereute er keinen Moment, und er würde es auch niemals bereuen.
Franklin war kein Soldat mehr, aber er hatte deshalb nicht aufgehört, wie ein Soldat zu denken. Loyalität zu einem Kameraden stand über allem. Das war etwas, was ein Mann wie Cain niemals
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