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Mission Walhalla

Mission Walhalla

Titel: Mission Walhalla Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philip Kerr
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Name ist Maria Antonia Tapanes, und sie war eine Prostituierte in einer
casa
in Caimanera, wo sich ihr die Gelegenheit bot, eine Pistole zu entwenden, die Officer Marcus gehörte. Daher erkannte er sie wieder, als er sie auf Ihrem Boot sah. Wir haben Grund zu der Annahme, dass sie von den Rebellen darauf angesetzt wurde, Hauptmann Balart zu ermorden. Das heißt, eigentlich sind wir uns dessen sicher.»
    «Es fällt mir sehr schwer, das zu glauben. Mir gegenüber hat sie Politik nie erwähnt. Sie schien eher daran interessiert, sich zu amüsieren, als eine Revolution anzuzetteln.»
    Der Captain schlug eine der Akten vor ihm auf und schob sie mir hin.
    «Es ist so gut wie erwiesen, dass Ihre Gespielin schon seit geraumer Zeit als Kommunistin und Rebellin aktiv ist. Wie Sie in den Unterlagen sehen, hat Maria Antonia Tapanes wegen ihrer Beteiligung am Ostersonntagkomplott vom April 1953 drei Monate im Frauengefängnis von Guanajay gesessen. Im Juli letzten Jahres wurde ihr Bruder Juan Tapanes bei dem von Fidel Castro geführten Angriff auf die Moncada-Kaserne getötet. Getötet oder exekutiert, das wissen wir nicht genau. Als Maria aus dem Gefängnis kam und vom Tod ihres Bruders erfuhr, ging sie nach Caimanera und arbeitete dort als
chica
, um sich eine Waffe zu beschaffen. Das kommt häufig vor. Um ehrlich zu sein, viele unserer Männer tauschen ihre Waffen gegen Sex ein und melden sie anschließend einfach als gestohlen. Wie dem auch sei, besagte Waffe wurde benutzt, um Hauptmann Balart zu töten. Es gab auch Zeugen, die aussagten, eine Frau, auf die die Beschreibung von Maria Tapanes passt, habe ihm ins Gesicht geschossen. Und dann in den Hinterkopf, als er schon auf dem Boden lag. Vielleicht hatte er es verdient. Wer weiß? Wen interessiert’s? Eines weiß ich allerdings genau: Officer Marcus hat verdammtes Glück, dass er noch lebt. Wenn sie den Colt statt der kleinen Beretta benutzt hätte, wäre er jetzt genauso mausetot wie Hauptmann Balart.»
    «Wird er wieder gesund?»
    «Er kommt durch.»
    «Was geschieht mit ihr?»
    «Wir werden sie der Polizei in Havanna übergeben müssen.»
    «Wahrscheinlich hatte sie genau davor höllische Angst und hat deshalb auf den Officer geschossen. Sie muss in Panik geraten sein. Ihnen ist doch wohl klar, was die mit ihr machen werden, oder?»
    «Das soll nicht meine Sorge sein.»
    «Vielleicht ja doch. Vielleicht ist genau das euer Problem hier in Kuba. Vielleicht solltet ihr Amerikaner ein bisschen mehr darauf achten, was für Leute dieses Land regieren –»
    «Vielleicht sollten Sie sich ein bisschen mehr Sorgen darüber machen, was aus Ihnen wird.»
    Der andere Offizier hatte sich eingeschaltet. Keine Ahnung, wie er hieß. Ich wusste bloß, dass ihm jedes Mal, wenn er sich kratzte, Schuppen vom Hinterkopf rieselten. Er hatte jede Menge Schuppen, überall. Selbst an seinen Wimpern hingen winzige Hautflöckchen.
    «Gehen Sie einfach mal davon aus, dass ich das nicht tue», sagte ich. «Nicht mehr.»
    «Wie bitte?» Der Schuppen-Mann hörte auf, sich am Kopf zu kratzen, und inspizierte seine Fingernägel, ehe er mich mit einem finsteren Blick taxierte.
    «Wir kauen das jetzt schon die ganze Nacht durch», sagte ich. «Sie stellen mir die immer gleichen Fragen, und ich gebe Ihnen die immer gleichen Antworten. Ich hab Ihnen meine Geschichte erzählt. Aber Sie glauben mir nicht. In Ordnung. Ich verstehe Sie ja. Sie finden sie langweilig. Ich finde sie auch langweilig. Wir finden sie alle langweilig, aber ich werde Ihnen trotzdem keine andere Geschichte erzählen. Wozu auch? Wenn ich eine hätte, die plausibler klingt als die erste, hätte ich sie ja wohl gleich von Anfang an erzählt. Und da ich meine Meinung nicht ändern werde, können Sie davon ausgehen, dass es mir mittlerweile egal ist, ob Sie mir glauben oder nicht, weil ich ja ohnehin nichts tun kann, um Sie zu überzeugen. Sie haben sich Ihre Meinung doch längst gebildet. So ist das mit Bullen. Ich weiß das, weil ich selbst mal einer war. Ehrlich, es kümmert mich einen Dreck, was aus mir wird, Gentlemen.»
    Der Bulle mit den Schuppen fing wieder an zu kratzen, wodurch es im Raum aussah wie in einer Schneekugel. Er sagte: «Für jemand, der nicht viel sagt, reden Sie ziemlich viel, Mister.»
    «Stimmt, aber auf die Tour krieg ich wenigstens keinen Schlagring ins Gesicht.»
    «Da wäre ich mir an Ihrer Stelle nicht sicher», sagte Captain Mackay. «Gar nicht sicher.»
    «Ich weiß, das wäre ohnehin egal; so hübsch bin

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