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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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herunterkrachte. Nachdem die Sanitäter ihn auf eine Trage gehoben und abtransportiert hatten, stand sein Blut wie ein Blütenmuster auf den Holzdielen.
    Die folgende halbe Stunde in der Wohnung verbrachte ich damit, Fragen zu beantworten, die mir ein junger Lieutenant der Mordkommission namens Magelli stellte. Er war müde und die Kleidung schweißdurchtränkt, doch er war gründlich und machte keine Umschweife. Seine braunen Augen schienen schläfrig und ausdruckslos, doch sobald er mir eine Frage gestellt hatte, blieb der Blick an meinem Gesicht haften, bis ich das letzte Wort meiner Antwort vorgebracht hatte, und erst dann fing er an, auf sein Klemmbrett zu schreiben.
    Schließlich steckte er sich eine Lucky Strike in den Mund und schaute sich die Trümmer der Küche und die Schrotlöcher in den Wänden an. Ein Schweißtropfen fiel aus seinen Haaren und hinterließ einen Fleck auf dem Zigarettenpapier.
    »Sie behaupten also, daß dieser Kerl für Bubba Rocque gearbeitet hat?« fragte er.
    »Das hat er. Jedenfalls zeitweilig.«
    »Ich wünschte, er hätte genug verdient, sich ’ne Klimaanlage zu kaufen.«
    »Bubba hat eine ganz besondere Art, Leute fallenzulassen, wenn sie ihm nicht mehr von Nutzen sind.«
    »Also, vielleicht kriegen Sie ein bißchen Ärger von wegen Zuständigkeit und weil Sie uns nicht gerufen haben, nachdem Sie den Kerl entdeckt hatten, aber ich glaube nicht, daß das allzu schwerwiegend sein wird. Keiner wird seinen Abgang betrauern. Kommen Sie mit aufs Revier und machen Sie eine förmliche Aussage. Dann sind Sie frei und können gehen. Hilft Ihnen irgendwas von dem Zeug da?«
    Das Bett im anderen Zimmer war bedeckt mit eingetüteten Beweisstücken, Kleidung und persönlicher Habe, die vom Leiter der Spurensicherung von Dachboden, Küche, Schlafzimmerfußboden, aus Kommoden und Wandschränken zusammengesucht worden waren: Romeros Polyesteranzüge, grelle Hemden und bunte Seidentaschentücher, die verchromte 45er, die er wahrscheinlich benutzt hatte, um Eddie Keats zu erschießen, ein Remington-Schrotgewehr, Kaliber 12, mit abgesägtem Lauf und einem Schaft aus Walnußholz, der zurechtgeschnitten und abgeschliffen war, bis er kaum größer als ein Pistolengriff war; die ausgeworfenen Schrotpatronen, ein ziegelsteingroßer Klumpen hochwertiges Marihuana, ein Glasröhrchen mit Spuren von Kokain, ein italienisches Stilett, mit dem man Papier wie mit einer Rasierklinge schneiden konnte, eine Zigarrenkiste voll pornografischen Fotos, ein .30–06 Repetiergewehr mit Zielfernrohr, ein Schnappschuß, der ihn in Uniform mit zwei anderen Marines und drei vietnamesischen Animiermädchen in einem Nachtclub zeigte; und schließlich ein Plastikbeutel mit inzwischen geschrumpften und geschwärzten menschlichen Ohren, die auf eine Kette gezogen waren, an der gewöhnlich die Erkennungsmarken der GIs hingen.
    Er hatte sein Leben damit zugebracht, einen Garten mit giftigen Nachtschattengewächsen zu bestellen. Doch unter all seinen Erinnerungsstücken an Grausamkeit und Tod befanden sich nicht ein einziges Blatt Papier oder ein Beweisstück, die ihn mit jemandem außerhalb der Wohnung in Verbindung hätten bringen können.
    »Sieht mir nach einer Sackgasse aus«, sagte ich. »Ich hätte Sie besser vorher rufen sollen.«
    »Wäre wahrscheinlich aufs selbe hinausgelaufen, Robicheaux, außer daß vielleicht ein paar von unseren Leuten verletzt worden wären. Schauen Sie, wenn er auf dieses Dach gelangt wäre, wäre er jetzt mit Sicherheit längst in Mississippi. Sie haben richtig gehandelt.«
    »Wann nehmen Sie sich den Cousin vor?«
    »Wahrscheinlich morgen früh.«
    »Werden Sie ihn unter Anklage stellen, weil er einem Flüchtigen Unterschlupf gewährt hat?«
    »Genau das werde ich ihm vorhalten. Aber ich glaube nicht, daß wir es ihm anhängen können. Nehmen Sie ’s leicht. Sie haben für diesen Abend genug getan. Der ganze Scheiß wird schon irgendwie ausgebügelt. Sagen Sie, wie fühlen Sie sich?«
    »Ganz in Ordnung.«
    »Das glaube ich Ihnen nicht. Aber macht ja nichts«, sagte er und steckte die unangezündete, schweißfleckige Zigarette zurück in die Hemdtasche. »Kann ich Ihnen später was zu trinken spendieren?«
    »Nein, danke.«
    »Na ja, dann also gut. Wir versiegeln jetzt die Wohnung, und dann können Sie hinter uns her zum Revier fahren.« Seine schläfrigen braunen Augen lächelten. »Wo schauen Sie hin?«
    Der Frühstückstisch war ein altes rundes Möbelstück mit einer Hartgummiplatte.

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