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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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zwischen Fliegendrahttür und Fenster flach an die Wand. Romeros Schatten huschte über das Gitter. Jenseits der Straße glitten im letzten roten Licht der Sonne Schwalben über die Baumkronen.
    Ich hörte, wie er etwas Schweres, Metallisches auf der Tischplatte absetzte. Dann sah ich ihn an der Fliegendrahttür vorbei in einen Nebenraum gehen. Ich holte tief Luft, riß die Tür auf und setzte ihm nach. In dem grellen elektrischen Licht schienen er und ich wie im Blitzlicht eines Fotografen gebannt. Ich sah die steifen Spaghettinudeln aus einem dampfenden Topf voll Wasser ragen, ein Baguettebrot, ein Stück Schnittkäse und eine schwarze Chiantiflasche auf dem Ablaufbrett des Spülbeckens, eine Armeepistole vom Kaliber .45, ähnlich der, die ich hatte, nur daß sie verchromt war, auf einem schmalen Frühstückstisch, wo er sie liegengelassen hatte. Ich sah die animalische Angst und Wut in seinem Gesicht, während er regungslos im Eingang zum Schlafzimmer stand, den schmalen Mund, das unkontrollierte Zittern um seine schmalen weißen Nasenflügel, die heißen schwarzen Augen, die abwechselnd zu mir und zu der Pistole starrten, die sich außer Reichweite befand.
    »Du bist verhaftet, du Schwein. Runter aufs Gesicht«, rief ich.
    Doch ich hätte wissen müssen (und vielleicht hatte ich es gewußt), daß ein Mann, der sich von Schlangen und Insekten ernährt hatte und allein mit einem Springfieldgewehr durchs Elefantengras am Rand eines Vietcong-Dorfes gekrochen war, sich niemals von einem Kleinstadt-Cop, der dumm genug war, das Spiel fortzuführen, nachdem eine Partei bereits böse verloren hatte, anstandslos gefangennehmen lassen würde.
    Eine seiner Hände ruhte auf der Schlafzimmertür. Seine Augen starrten in meine, in seinem Gesicht zuckte es kurz, als sei ihm ein rettender Einfall gekommen. Dann schoß sein Arm vor, und er knallte mir die Tür vor dem Gesicht zu. Ich packte den Knauf, drehte ihn, zog und warf mein ganzes Gewicht gegen das Holz, doch das Federschloß war fest im Rahmen eingerastet.
    Dann hörte ich, wie er eine Schublade herausriß und zu Boden fallen ließ und Sekunden später das Klicken von Metall auf Metall. Ich sprang zurück und stürzte über einen Stuhl, als auch schon die Ladung eines Schrotgewehrs ein Loch von der Größe eines Pizzatellers in die Türfüllung riß. Die Schrotkugeln fetzten Holzsplitter durch die Küche, fegten sämtliche Lebensmittel vom Frühstückstisch, prallten sirrend von Herd und Topf auf dem Gasbrenner ab. Ich war aus dem Gleichgewicht und kniete neben dem Türrahmen an die Wand gedrückt, als er aus unterschiedlichen Winkeln zwei weitere Patronen abfeuerte. Ich vermutete, daß der Lauf abgesägt war, weil die Kugeln sich verteilten wie der Strahl aus einer Sprühdüse, glatt durch das Holz schlugen als habe jemand eine Kettensäge angesetzt, Teller in die Luft wirbelten, Wasser aus dem Topf spritzen ließen und den Inhalt einer Zweiliterflasche Ketchup über die ganze Breite der gegenüberliegenden Wand verteilten.
    Doch als er die verbrauchten Patronenhülsen auswarf und erneut feuerte, gab auch ich ihm etwas zum Nachdenken. Ich drückte mich weiter platt an die Wand, bog das Handgelenk um den Türrahmen und feuerte zwei Kugeln in das Holz. Der Rückschlag riß mir fast die Waffe aus der Hand, doch ein 45er Hohlspitzgeschoß, das durch ein Hindernis auf ein weiter entferntes Ziel abgefeuert wird, macht einen angsteinflößenden Eindruck auf die Person, die zufällig dieses Ziel darstellt.
    »Du bist erledigt, Romero. Schmeiß die Waffe hin. In drei Minuten wimmelt es hier von Cops«, sagte ich.
    Im Zimmer war es heiß und still. Die Luft roch schwer nach Kordit und dem glühenden Metall des leeren Topfes auf dem Feuer. Ich hörte, wie er zwei Patronen in das Magazin des Schrotgewehrs schob, und dann, wie seine Füße eine Holztreppe hinaufpolterten. Die 45er mit gestreckten Armen haltend, baute ich mich schnell vor der Tür auf und feuerte das ganze Magazin in einem schräg nach oben zeigenden Winkel in das Schlafzimmer. Ich fetzte Löcher aus dem Holz, die aussahen wie der Mund einer Halloween-Laterne, und trotz aller Flammen, dem Rauch und absplitterndem Blei und herumfliegenden Holz aus der Tür konnte ich hören und mit einem Blick erfassen, welche Zerstörung ich im Zimmer anrichtete: Ein Spiegel krachte zu Boden, eine Wandlampe flog, vom Kabel gehalten, durch die Luft, eine Wasserleitung zerbarst unter dem Putz in der Wand, ein Fenster stürzte auf die

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