Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
geh, ich seh’s schon richtig vor mir, wie du an einem Weib festklebst, das jeden Abend für eine Bude mittelalterlicher Schnullerbabies die Titten schwingt. He, Jerry, kannst du mal von Zeitlupe umstellen auf ’n bißchen Zackzack?«
Er nahm ihr das Glas ab, füllte Wodka und Mix nach, doch er machte sich nicht die Mühe, frisches Eis oder eine Orangenscheibe beizugeben.
»Du bist ein echter Klassetyp«, sagte sie zu ihm.
»Was soll ich sagen. Es ist eine Gabe«, sagte er, ging zurück ans andere Ende des Tresens und fing an, Bierflaschen in die Kühlbox zu legen. Jedesmal wenn er eine neue Flasche hineinlegte, wandte er das Gesicht ab für den Fall, daß ihm eine explodieren sollte.
»Ich muß aus diesem Laden raus. Es wird immer verrückter«, sagte sie. »Wenn du glaubst, daß dieser Typ schon ziemlich abgedreht ist, dann mußt du erst mal seine Mutter sehen. Ihr gehört dieses Loch hier und der Souvenirladen nebenan. Die hat Haare wie ’ne Roto-Rooter-Bürste, du weißt schon, die Dinger, die man in den Abfluß schiebt und durchleiert. Nur daß sie glaubt, sie wäre ’ne Operndiva. Die trägt Fummel wie die letzte Kuh und behängt sich überall mit Straßklunkern, und morgens stellt sie immer einen Recorder auf die Bar, und sie und er schrubben dann die Klos und singen zusammen Opernarien, als hätte ihnen jemand ’ne Heugabel in’ Arsch geschoben.«
»Robin, ich weiß, daß dieser tätowierte Mann hier gewesen ist. Ich brauche wirklich deine Hilfe.«
Sie schnippte die Zigarettenasche in den Aschenbecher, antwortete aber nicht.
»Schau, du hängst ihn damit nicht rein. Er ist tot«, sagte ich. »Man hat ihn zusammen mit einem Priester und illegalen Einwanderern in einem Flugzeugwrack gefunden.«
Sie blies Rauch in das kreisende Lichtgeflimmer und strich sich eine Haarsträhne aus der Stirn.
»Du meinst, er war mit den Illegalen zusammen, oder was?« fragte sie.
»So könnte man es nennen.«
»Ich wüßte nicht, was Johnny Dartez mit einem Priester und ein paar Illegalen anfangen sollte.«
»Wer ist er?«
»Er hängt hier schon seit Jahren rum, außer damals, als er bei den Marines war. Er war früher bei einer Bande von Straßendieben, mußte die Opfer ablenken.«
»Er war Taschendieb?«
»Er hat’s versucht. Der war so ungeschickt, daß er meistens das Opfer umgerissen hat, bevor die anderen die Brieftasche klauen konnten. Er ist ein Versager. Ich glaub’ nicht, daß er dein Mann ist.«
»Was hat er in letzter Zeit gemacht?«
Sie zögerte.
»Ich glaube, er hat Zimmerschlüssel und Kreditkarten gekauft«, sagte sie.
»Ich dachte, du wärst da raus, Kleine.«
»Na ja, ist ja auch schon ’ne Weile her.«
»Ich rede von hier und heute. Was hat der Kerl zuletzt gemacht, Robin?«
»Ich hab’ gehört, daß er Muli für Bubba Rocque gespielt hat«, sagte sie und dämpfte die Stimme dabei fast zu einem Flüstern.
»Bubba Rocque?« fragte ich.
»Ja. Aber halt dich raus, ja?«
»Ich muß jetzt mal nach hinten. Willst du noch ’n Collins?« fragte Jerry.
»Ja. Und wasch dir die Hände, wenn du vom Klo kommst.«
»Weißt du, Robin, wenn du hier reinkommst, hör’ ich immer so ein komisches Geräusch«, sagte er. »Ich muß ganz scharf hinhören, aber ich hör’s trotzdem. Hört sich an, als würden Mäuse irgendwas anfressen. Und ich glaube, das ist dein Gehirn, was da langsam ausklinkt.«
»Wer ist Ihr Bewährungshelfer, Partner?« fragte ich.
»Ich hab’ keinen. Ich bin frei und sauber rausgekommen, Höchststrafe abgesessen, alle Sünden vergeben. Versaut Ihnen das den Tag?« Er grinste mich unter dem schwarzen Fedora an.
»Nein, ich hab’ mich bloß über die Rumflaschen hinter der Bar gewundert«, sagte ich. »Ich kann keine Zollbanderole sehen. Sie haben wahrscheinlich drüben im Duty-free-Laden auf den Inseln eingekauft, und dann haben Sie Ihre privaten Flaschen mit den Reserveflaschen an der Bar verwechselt.«
Er stemmte die Hände in die Hüften, schaute auf die Flaschen im Regal und schüttelte bedächtig den Kopf.
»Mann, Sie bringen mich drauf«, sagte er. »Ich bin froh, daß Sie mich drauf aufmerksam gemacht haben. Robin, an den Typ solltest du dich halten.«
»Hör damit auf, Jerry«, sagte sie.
»Er weiß, daß ich’s nicht böse meine, stimmt’s, Chef? Ich tret’ keinem zu nah, ich komm’ keinem in die Quere. Ich bin kein Anmacher. Was das ist, wissen Sie doch noch, wie, Chef?«
»Schluß der Vorstellung«, sagte ich.
»So, meinen Sie. Ich krieg’ in
Weitere Kostenlose Bücher