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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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dem elektrischen Stuhl im Gefängnis von Angola, half die Überreste eines Buchmachers aus einer Müllzerkleinerungsanlage aufsammeln, zog Kreideumrisse auf dem Asphalt einer Gasse nach, in die sich eine Frau mit ihrem Kind vom Dach eines Obdachlosenasyls gestürzt hatte.
    Ich hatte Hunderte von Leuten in den Knast gebracht. Viele von ihnen verbüßten lange Haftstrafen in Angola; vier landeten auf dem elektrischen Stuhl. Doch ich glaube nicht, daß meine Beteiligung an dem, was Politiker den »Krieg gegen das Verbrechen« nennen, viel ausgerichtet hat. New Orleans ist jetzt keine sicherere Stadt als damals. Warum? Rauschgift ist die eine Antwort. Die andere lautet vermutlich, daß es mir in vierzehn Jahren nie gelungen ist, einen Slumlord hinter Gitter zu bringen oder einen Bezirksverordneten, der Anteile an Pornokinos und Massagesalons besitzt.
    Ich sah, wie Jerry die Schürze abnahm und dem hinteren Bereich der Bar zustrebte. Ich überquerte in strömendem Regen die Straße und betrat die Bar genau in dem Moment, als Jerry hinter dem Vorhang des Durchgangs verschwand. Auf der hellerleuchteten Bühne vor einer Spiegelwand tanzten zwei Oben-ohne-Girls in straßbesetzten Zwickelhöschen mit Goldkettchen um die Fußknöchel zu einer Rock’n’Roll-Platte aus den fünziger Jahren. Ich mußte warten, bis sich meine Augen an das kreisende Stroboskoplicht gewöhnt hatten, das über Wände, Fußboden und die Körper der Männer huschte, die von der Bar her die Girls anstarrten, und ging dann zielstrebig auf den Vorhang am Durchgang zu den hinteren Räumen zu.
    »Kann ich Ihnen behilflich sein?« fragte der andere Barmann. Er war blond und trug eine schwarze Strickkrawatte zu einem weißen Sporthemd. •‹
    »Ich habe eine Verabredung mit Jerry.«
    »Jerry Falgout?«
    »Dem anderen Barmann.«
    »Ja. Dann nehmen Sie doch Platz. Ich sag’ ihm, daß Sie hier sind.«
    »Machen Sie sich nicht die Mühe.«
    »He, Sie können nicht so einfach nach hinten gehen.«
    »Es ist ein privates Gespräch, Partner. Mischen Sie sich nicht ein.«
    Ich ging durch den Vorhang in einen Lagerraum, der vollgestellt war mit Bierkästen und Schnapsflaschen. Der Raum wurde von einer einzigen Glühbirne mit einem Blechschirm beleuchtet, und ein riesiger Ventilator, der in das hintere Fenster eingesetzt war, saugte die Luft in einen von Ziegelmauern eingefaßten Gang hinter dem Gebäude. Die Tür zu einem kleinen Büro stand halb offen, und drinnen kniete Jerry vor einem Schreibtisch fast wie im Gebet, während er durch einen zusammengerollten Geldschein eine Linie weißen Pulvers von einer Spiegelscherbe schnupfte. Dann erhob er sich, verschloß die Nasenlöcher mit Daumen und Mittelfinger, schnupfte, blinzelte, und seine Augen wurden weit. Dann leckte er den Finger an, wischte den Rest des weißen Pulvers von einem kleinen Stück weißen Papiers und rieb damit seinen Gaumen ein.
    Er sah mich erst, als er schon halb aus der Tür war. Ich drückte ihm beide Arme hinter dem Rücken zusammen, schob eine Hand hinter seinen Kopf und rammte ihn in den Fensterventilator. Sein Fedora wurde von den metallenen Rotorblättern verschluckt, und dann hörte ich, wie sie über seine Kopfhaut scharrten und schrammten, und ich riß seinen Kopf zurück wie den eines Ertrinkenden, stieß ihn in das kleine Büro und warf die Tür hinter uns zu. Sein Gesicht war kreidig vor Schreck, und Blut rann von seinem Haaransatz wie lose Bindfäden. Sein Blick war wild vor Furcht. Ich drückte ihn auf einen Stuhl.
    »Verdammt, Mann. Verdammt. Sie haben ja völlig den Verstand verloren«, sagte er und er stieß die Worte hervor, als habe er einen Schluckauf.
    »Wieviel hast du dafür gekriegt, daß du Robin verpfiffen hast?«
    »Was? Ich hab’ nichts, gar nichts gekriegt. Wovon reden Sie überhaupt?«
    »Hör mir jetzt mal zu, Jerry. Wir sind hier ganz allein, nur ich und du. Kein Miranda-Gesetz, kein Anwalt, kein Kautionssteller, keine sichere Zelle, in der du den harten Burschen markieren kannst. Wir machen das alles hier drinnen unter uns ab. Hast du verstanden?«
    Er drückte die Hand auf seine blutigen Haare und starrte sie dann dümmlich an.
    »Nun sag schon, daß du verstanden hast.«
    »Was denn?«
    »Deine letzte Chance, Jerry.«
    »Ich versteh’ gar nichts. Scheiße, was ist eigentlich mit Ihnen los? Sie kommen rüber wie ’n total verrückter Typ.«
    Ich zog den 45er aus der Manteltasche, löste das Magazin, damit er sehen konnte, daß es geladen war, schob es wieder

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