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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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als meine Faust auf ihn hinunterfuhr und meine Hände seinen Hals im Würgegriff umklammerten.
    Als man mich von ihm wegzerrte, steckte ihm die Zunge im Hals fest, seine Gesichtshaut war aschfarben, und seine Wangen bedeckt von rosa Speichelfäden. Meine Frau schluchzte hemmungslos an der Schulter der Gastgeberin.
    Als ich am nächsten Morgen auf unserem Hausboot erwachte und meine Augen schmerzhaft von der harten Lichtspiegelung auf dem See zuckten, fand ich die Notiz, die sie mir hinterlassen hatte:
Lieber Dave,
    ich weiß nicht, wonach Du suchst, doch drei Jahre Ehe mit Dir haben mich überzeugt, daß ich nicht in der Nähe sein möchte, wenn Du es findest. Tut mir sehr leid. Wie Dein Freund an der Bar immer sagt: Halt ihn steif und immer oben, Podjo.
    Nicole
    Ich folgte dem Highway am Ostende des Atchafalaya-Beckens. Weiße Kraniche stiegen über den abgestorbenen Zypressen in der Sonne auf, während die ersten Regentropfen bereits das Wasser unterhalb der Dammstraße furchten. Ich konnte den nassen Sand riechen, das Moos, die Wunderblumen, die Schirmpilze, und der Wind aus der Marsch trug die Ausdünstung von totem Fisch und säuerlichem Schlamm zu mir. Eine große Weide am Rand des Wassers sah aus wie Frauenhaar im Wind.

Kapitel 4
    Der Regen fiel aus einem blauschwarzen Himmel, als ich den Pickup vor der Reiseagentur in New Orleans parkte. Ich kannte den Besitzer, und er ließ mich seine Amtsleitung benutzen, um einen Freund in Key West anzurufen. Dann kaufte ich ein einfaches Ticket nach dorthin für neunundsiebzig Dollar.
    Robin wohnte in einem heruntergekommenen Apartmenthaus im kreolischen Stil unweit der South Rampart Street. Rissige Ziegel und Mörtel waren purpurrot übermalt, die roten Dachschindeln zerbrochen; die verschnörkelten Eisengeländer um die Balkons waren aus der Halterung gerissen und neigten sich in bizarren Winkeln. Die Bananenstauden und Palmen auf dem Hof sahen aus, als seien sie nie beschnitten worden, und die abgestorbenen Blätter und Palmwedel knackten laut im Regen und Wind. Dunkelhäutige Kinder fuhren auf Dreirädern über den Balkon im zweiten Stock. Alle Wohnungstüren standen offen, und trotz des Regens ertönte eine unglaubliche Geräuschkulisse aus Fernsehern, lateinamerikanischer Musik und sich anbrüllenden Menschen.
    Ich ging hoch zu Robins Wohnung, doch als ich mich ihrer Tür näherte, kam ein älterer übergewichtiger Mann in einem regenfleckigen grauen Geschäftsanzug mit einer amerikanischen Flagge am Revers auf mich zu und schaute unentwegt blinzelnd auf ein kleines Stück nassen Papiers in seiner Hand. Ich hätte gern geglaubt, daß es sich um einen Eintreiber von Rechnungen, einen Sozialarbeiter oder Zusteller gerichtlicher Verfügungen handelte, doch seine Augen waren zu unstet, das Gesicht zu nervös, sein Bedürfnis allzu offenkundig. Er merkte, daß er die gleiche Wohnungsnummer suchte, vor der ich gerade stand. Seine Miene wurde ausdruckslos, als müsse er plötzlich erkennen, daß er sich auf etwas eingelassen hat, worauf er nicht vorbereitet ist. Ich wollte nicht unfreundlich zu ihm sein.
    »Sie ist aus dem Geschäft, Partner«, sagte ich.
    »Sir?«
    »Robin ist nicht mehr verfügbar.«
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.« Er wirkte eine Spur ängstlicher.
    »Das da auf diesem Stück Papier ist doch ihre Wohnungsnummer, oder nicht? Sie sind kein Stammkunde, also geh’ ich davon aus, daß jemand Sie hergeschickt hat. Wer war es?«
    Er wollte an mir vorbei. Ich legte ihm die Hand leicht auf den Arm.
    »Ich bin kein Polizist. Ich bin nicht ihr Ehemann. Ich bin bloß ein Freund. Also, wer ist es gewesen, Partner?« sagte ich. »Ein Barmann.«
    »Im Smiling Jack’s an der Bourbon?«
    »Ja, ich glaube, da ist es gewesen.«
    »Haben Sie ihm Geld gegeben?«
    »Ja.«
    »Gehen Sie deswegen nicht zurück. Er wird es Ihnen sowieso nicht wiedergeben. Verstehen Sie?«
    »Ja.«
    Ich nahm meine Hand von seinem Arm, und er lief schnell die Treppe hinunter und hinaus auf den regenüberfluteten Hof.
    Ich schaute durch die Außentür in das Dämmerlicht von Robins Apartment. Irgendwo hinten wurde eine Toilettenspülung betätigt, und sie kam ins Wohnzimmer, angetan mit weißen Shorts und einem grünen Tulane-T-Shirt, und sah mich im trüben Regenlicht stehen. Der Zeigefinger ihrer linken Hand war geschient. Sie lächelte mir schläfrig zu, und ich trat ins Zimmer. Der schwere, betäubende Duft von Marihuana schlug mir entgegen. Rauch kräuselte sich von einem Joint aus

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