Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
hatten.«
    »War er auch einer von Bubba Rocques Mulis?«
    »Ich weiß nicht. Ist mir auch wurscht. Ich hab’ den Kerl seit Monaten nicht gesehen. Was gehen dich eigentlich diese Kotzbrocken an? Ich dachte, du machst jetzt ganz auf Familie. Vielleicht stehen die Dinge zu Hause nicht so gut?«
    »Vielleicht.«
    »Und du bist jetzt der Typ, der Mommys Leben wieder hinbiegt, damit sie für die Touristen Tische abwischen kann. Toll.«
    »Hier sind das Flugticket und die zweihundert Dollar. Der Name meines Freundes steht auf dem Umschlag. Mach damit, was du willst.«
    Ich wollte aufstehen, doch sie legte ihre Hände um meine Arme und drückte mich hinunter. Ihre Brüste drängten groß und schwer gegen ihr T-Shirt, und insgeheim wußte ich, daß ich dieselbe Schwäche hatte wie die Männer, die sie allabendlich im Smiling Jack’s anstarrten.
    »Dave?«
    »Was?«
    »Denkst du manchmal ein bißchen an mich?«
    »Ja.«
    »Magst du mich?«
    »Das weißt du doch.«
    »Ich meine, so wie du eine ganz normale Frau magst. Jemand, in deren Blutkreislauf nicht eine ganze Apotheke schwimmt.«
    »Ich mag dich sehr gern, Robin.«
    »Dann bleib noch einen Moment. Ich nehm’ das Flugzeug heute abend. Ich versprech’s dir.«
    Dann schlang sie die Arme um meine Brust, schmiegte ihren Kopf in meine Halsgrube wie ein kleines Mädchen und drückte sich eng an mich. Ihr kurzgeschnittenes dunkles Haar war weich und roch nach Shampoo, und ich konnte spüren, wie sich ihre Brüste hoben und senkten. Draußen auf dem Hof regnete es heftig. Meine Finger streichelten ihre Wange, und ich hielt ihre Hand, und dann, nur wenige Augenblicke später, spürte ich, wie sie erschauerte, als seien mit dem Schlaf die schreckliche Anspannung und Furcht von ihr gewichen. In der eingetretenen Stille schaute ich nach draußen auf den Regen, der auf dem schmiedeeisernen Geländer tanzte.
    Die Neonlichter der Bourbon Street sahen im Regen aus wie grüner und roter Rauch. Die schwarzen Straßentänzer mit ihren schweren metallenen Steptänzerabsätzen und –spitzen, die wie Hufeisen auf dem Bürgersteig klapperten, waren heute abend nicht draußen, und bei den wenigen Touristen handelte es sich meist um Familien, die dicht an den Hauswänden entlang von einem Souvenirshop zum nächsten schlenderten, ohne vor den offenen Türen der Striplokale stehenzubleiben, wo Schlepper mit riesigen Strohhüten und schokofarben gestreiften Westen mühsam das Geschäft in Schwung zu bringen versuchten.
    Ich stand an einer Hauswand an der gegenüberliegenden Ecke von Smiling Jack’s und beobachtete Jerry eine halbe Stunde lang durch die Tür. Er trug seinen Fedora und eine Schürze über einem Sporthemd mit offenem Kragen, auf das kleine Whiskeyflaschen gedruckt waren. Vor dem Schein der Strahler auf der Tingeltangelbühne hinter ihm wirkte das eckige Profil seines Gesichts, als sei es aus Weißblech geschnitten.
    Der 45er lastete schwer in der Tasche meines Regenmantels. Ich hatte die Erlaubnis ihn zu tragen, hatte aber noch nie Gelegenheit dazu gehabt, und ich hatte auch nur ein einziges Mal damit geschossen, seit ich aus dem Polizeidienst ausgeschieden war, und da hatten die Schüsse einem Alligator gegolten, der auf dem Bayou ein Kind angegriffen hatte. Allerdings hatte ich ihn als Polizist benutzt, als der Leibwächter des größten Drogenhändlers und Zuhälterkönigs von New Orleans auf meinen Partner und mich angelegt hatte. Er hatte in meiner Hand gezuckt wie ein Preßlufthammer, ganz so, als habe er ein Eigenleben; als ich aufgehört hatte, ins Heckfenster des Cadillac zu schießen, hallte in meinen Ohren das Dröhnen wider wie Meeresbrandung, mein Gesicht war erstarrt vom Geruch des Kordit, und später wurde ich in meinen Träumen heimgesucht vom Bild zweier Männer, deren Körper wie Gliederpuppen in einem roten Nebel tanzten.
    Dieser Bezirk war vierzehn Jahre lang mein Turf gewesen, zuerst als Streifenpolizist, dann als Sergeant bei der Ermittlung von Raubüberfällen und schließlich als Lieutenant der Mordkommission. In jener Zeit bekam ich sie alle zu sehen: männliche und weibliche Prostituierte, Hochstapler, wahnsinnige Heckenschützen, Scheckfälscher, Geldschrankknacker, Autodiebe, Straßendealer und Sittenstrolche. Ich wurde besinnungslos geschlagen, angeschossen, mit einem Eispfriem gestochen, bewußtlos hinter das Steuer eines Autos verfrachtet und von der dritten Etage eines Parkhauses auf die Ausfahrtrampe geschoben. Ich war Zeuge einer Hinrichtung auf

Weitere Kostenlose Bücher