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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Ich glaube auch nicht, daß man das muß.«
    »Sie existiert deswegen, weil Leute so tun, als gäbe es sie nicht.«
    »Dann laß doch die anderen Leute in ihr leben.«
    Sie setzte sich mit dem Rücken zu mir auf die Bettkante.
    »Geh nicht weg«, sagte ich.
    »Ich gehe nirgends hin.«
    »Dann leg dich hin und laß uns reden.«
    »Es hat keinen Zweck, noch weiter drüber zu reden.«
    »Wir können uns über andere Dinge unterhalten. Diese Sache ist doch bloß vorübergehend. Ich habe in meinem Leben eine Menge größerer Probleme gehabt als das«, sagte ich.
    Sie blieb auf der Bettkante sitzen. Der Slip war heruntergerutscht. Ich legte meine Hand auf ihre Schulter und drückte sie wieder aufs Kissen.
    »Nun komm schon, Kindchen. Sperr deinen alten Mann nicht aus«, sagte ich.
    Ich küßte sie auf die Wangen und auf die Augen und streichelte ihr Haar. Ich spürte, wie ich an ihrer Seite hart wurde, aber ihr Blick blieb starr nach vorn gerichtet, und ihre Hände lagen schlaff auf meinen Schultern, als sei das die Stelle, wo sie liegen müßten.
    Ich sah draußen im Mondlicht, wie das Wasser aus den Pecanobäumen tropfte. Ich dachte nicht mehr an meinen Stolz und an die Gefühle, die ich hinterher haben würde. Ich brauchte sie, und ich streifte ihr den Slip ab und zog meine Unterwäsche aus und drückte sie an mich. Ihre Arme lagen auf meinem Rücken, und sie küßte mich einmal leicht auf die Wange, aber sie war trocken, als ich in sie eindrang, und ihre Augen blieben offen und blicklos, als seien sie auf einen Gedanken gerichtet, den sie in sich trug.
    Draußen im Bayou hörte ich den eigentümlichen Brunftschrei eines Alligatorenbullen. Ich schwitzte jetzt trotz des kühlen Luftzugs vom Fensterventilator, und in dem Wirrwarr von Gedanken, die sich in einem solchen Moment der Selbsterniedrigung melden, in dem das Herz übervoll ist, versuchte ich sowohl meine lüsterne Abhängigkeit als auch meine Bereitschaft, sie zu meiner Komplizin zu machen, vor mir zu rechtfertigen.
    Ich hörte auf und stemmte mich von ihr hoch. Ich zitterte vor Selbstverachtung am ganzen Körper und zog mir mit einem Ruck die Unterhose über die Schenkel. Sie drehte den Kopf auf dem Kissen und schaute mich an wie eine Patientin in einem Krankenhausbett.
    »Es ist ein langer Tag gewesen«, sagte sie ruhig. »Nicht für mich. Mir ist danach, jetzt rauszugehen und ein paar Büchsen und Flaschen leerzusaufen.«
    Ich stand vom Bett auf und zog mir Hemd und Hose über. »Wohin gehst du?« fragte sie. »Ich weiß noch nicht.«
    »Komm wieder ins Bett, Dave.«
    »Ich werde die Vordertür abschließen. Ich will versuchen, dich nicht zu wecken, wenn ich zurückkomme.«
    Ich streifte meine Halbschuhe über und ging nach draußen zum Pickup. Die wenigen schwarzen Wolken am Himmel waren vom Mondlicht eingefaßt, und Schatten fiel auf die Eichen entlang dem Sandweg, der nach New Iberia führte. Das Wasser im Bayou stand hoch vom Regen, und ich sah die wie ein V geformte Welle, die ein einsam schwimmender Nutria aufwarf, der dem anderen Ufer zustrebte. Das Wasser spritzte auf, als ich krachend durch die Regenpfützen auf dem Weg jagte, und ich umklammerte die Lenkung so fest, daß meine Handknöchel scharf hervortraten. Als ich über die Zugbrücke fuhr, flog der Ersatzreifen aus seiner Halterung einen Meter hoch in die Luft.
    Die Main Street in New Iberia war ruhig und menschenleer, als ich vor dem Billardsalon parkte. Die Eichen längs der Straße raschelten im Wind, und draußen auf dem Bayou schoben sich die grünen und roten Positionslampen eines Schleppkahns langsam durch die offene Zugbrücke. Ich konnte den Brückenwärter in seinem kleinen, hellerleuchteten Kabuff sehen. Ein Stück unterhalb des Docks führte ein pfeifenrauchender Mann in Hemdsärmeln seinen Hund an dem alten Klinkergemäuer der Episkopalkirche vorüber, die von den Nordstaaten während des Bürgerkriegs als Lazarett benutzt worden war.
    Das Innere des Billardsalons war fast wie eine Rückkehr in das New Iberia meiner Jugend, als die Leute häufiger Französisch als Englisch sprachen, in jeder Bar Automaten und das Rennbahnspiel standen, die Puffs an der Railroad Avenue vierundzwanzig Stunden am Tag offen hatten und die übrige Welt uns so fremdartig erschienen war wie die Texaner, die nach dem Zweiten Weltkrieg mit ihren Ölbohrtürmen und den Pipelinetrupps angerückt kamen. Eine Mahagonibar mit einer Haltestange aus Messing und einer Reihe von Spucknäpfen zog sich über die Länge

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