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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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aber das hat er nicht. Ich hab’ mir eingeredet, das wäre deswegen, weil ich ihm einen guten Grund geliefert hätte, uns zu meiden.«
    »Vielleicht hat er was anderes zu tun. Ich kann mir einfach nicht denken, daß die Regierung sich für ein einzelnes kleines Mädchen interessiert.« Sie trug eine vom vielen Waschen verblichene Levi’s und ein weißes Trägerhemdchen, und ich konnte die braunen Tupfen der Sommersprossen auf ihrem Rücken sehen. Der Stoff bauschte sich leicht über ihrem Gürtel, als sie den Picknickkorb packte, den sie auf das Ablaufbrett gestellt hatte.
    »Die Regierung interessiert sich für das, von dem sie meint, daß es sie interessieren muß«, sagte ich. »Ich glaube, im Augenblick lassen sie uns noch ein bißchen Leine. Sie haben mir ein Warnzeichen gegeben, aber ich hab’s nicht gesehen.«
    »Ehrlich gesagt, das klingt für mich wie etwas, das du dir selbst ausgedacht hast.«
    »Dieser Typ von der Einwanderungsbehörde, dieser Monroe, der hat im Büro des Sheriffs Fragen über uns gestellt. Das hätte er nicht nötig gehabt. Er hätte eine Vorladung ausstellen, zu uns herauskommen und alles machen können, was er will. Statt dessen hat er oder irgendein Vorgesetzter gewollt, daß ich ihre Macht zu spüren bekomme, für den Fall, daß ich mir einbilden sollte, ich könnte ihnen wegen Johnny Dartez Schwierigkeiten machen.«
    »Wen kümmert denn, was die tun?« sagte Annie.
    »Ich glaube, du begreifst nicht ganz das Wesen der Bürokratie, sobald ihre Maschinen erst mal in Gang gesetzt sind.«
    »Tut mir leid. Ich hab’ einfach nicht vor, mein Leben mit Spekulationen darüber zu vergeuden, was Leute mir antun könnten.«
    Alafairs Blicke wanderten zwischen uns hin und her, und beim Tonfall unserer Stimmen hatte sich ihr Gesicht verdüstert. Annie hatte ihr rosa Shorts angezogen, ein Mickey-Maus-T-Shirt und rosa Tennisschuhe, auf deren Gummikappen die Worte »links« und »rechts« aufgedruckt waren. Annie strich Alafair mit der Hand über den Kopf und gab ihr die Plastikhenkeltasche, in der wir das alte Brot sammelten.
    »Geh die Enten füttern«, sagte sie. »Wir brechen gleich auf.«
    »Enten füttern?«
    »Ja.«
    »Jetzt die Enten füttern?«
    »Ja doch.«
    » Dave viene al parque? «
    »Natürlich kommt er mit«, sagte Annie.
    Alafair grinste mich an und ging durch die hintere Tür hinunter zum Teich. Das Sonnenlicht, das durch das Laub der Bäume fiel, warf Muster auf ihre braunen Beine.
    »Eins will ich dir sagen, Dave. Ganz gleich, was diese Leute von der Einwanderungsbehörde vorhaben, sie werden sie nicht von hier fortholen. Sie gehört uns, als wäre sie unser eigenes Kind.«
    »Ich habe dir nicht den Rest der Geschichte von Doc Stratton erzählt. Nachdem er es endlich soweit gebracht hatte, sich mit Chemiewein die letzten Gehirnzellen wegzusaufen, und für niemand mehr von Nutzen war, haben sie ihn in Mandeville ins Irrenhaus gesteckt.«
    »Und was lehrt uns das? Willst du etwa der strahlende Ritter sein, der gegen die US-Regierung zu Felde zieht?«
    »Nein.«
    »Willst du noch immer mit in den Park kommen?«
    »Das ist der Grund, weshalb ich nach Hause gekommen bin, Kindchen.«
    »Das frage ich mich. Ich frage mich wirklich«, sagte sie. »Ich wäre dir dankbar, wenn du mir das näher erklären würdest.«
    »Siehst du das denn nicht selbst, Dave? Mit dir ist es so, als würdest du jeden Augenblick unseres Lebens mit deinen Verschwörungsphantasien ausfüllen. Bei dir ist das zur Besessenheit geworden. Wir reden schon über nichts anderes mehr. Entweder das, oder du starrst nur leer vor dich hin. Was glaubst du, wie ich mich dabei fühle?«
    »Ich will versuchen, anders zu sein.«
    »Ich weiß.«
    »Das will ich wirklich.«
    Ihre Augen waren naß. Sie setzte sich mir gegenüber an den Tisch.
    »Wir haben kein eigenes Kind haben können. Jetzt ist uns eins geschenkt worden«, sagte sie. »Das sollte uns zu den glücklichsten Menschen auf Erden machen. Statt dessen kämpfen wir gegeneinander und machen uns Sorgen über etwas, das noch gar nicht passiert ist. Unsere Gespräche zu Hause sind gespickt mit den Namen von Leuten, die in unserem Leben keinen Platz haben sollten. Das ist so, als würden wir uns ihre widerliche Gegenwart in unser Heim einladen. Dave, du hast gesagt, daß man euch bei den Anonymen Alkoholikern gelehrt hat, alles einer höheren Macht zu überlassen. Kannst du das jetzt nicht versuchen? Es einfach aufgeben, aus deinem Leben verbannen? Es gibt kein einziges

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