Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
besser Minos’ Rat befolgt hätte, doch meine Haut brannte noch immer heiß, mein Atem ging schneller als gewöhnlich, die Backenzähne mahlten aufeinander, ohne daß es mir bewußt wurde. Gegen halb zwei steckte ich mir die 45er vorne in die Khakihosen, zog das Hawaiihemd über den Knauf und überquerte die Straße.
Die Eingangstür, die in einem Fingernagellackrot gestrichen war, stand halb offen, damit die verbrauchte rauchige Luft abziehen konnte. Nur der Bereich um die Bar und der Pooltisch in einem Nebenraum waren erleuchtet. Ein Holzgeländer umgab die Tanzfläche im hinteren Teil, wo ein rothaariges Mädchen, das mit reichlich Puder seine Sommersprossen zu verdecken suchte, verführerisch grinsend seine Sachen abstreifte, während die Rockabilly-Band in der Ecke das letzte aus ihren Instrumenten herausholte. Die Männer an der Bar waren hauptsächlich Monteure von den Pipelines, Tagelöhner und Gelegenheitsarbeiter. Die Bürohengste zogen das Dunkel an ihren Tischen und Plüschnischen vor. Die Kellnerinnen trugen schwarze, abgeschnittene Blusen, die den Bauch frei ließen, schwarze, hochhackige Schuhe und rosa Shorts, die so eng waren, daß sich jedes anatomische Detail unter dem Stoff abzeichnete.
Ein paar Nutten saßen an der Bar, schätzten mich mitten in ihrer Unterhaltung mit den Ölarbeitern mit kundigen Seitenblicken ab, als ich einer der Nischen zustrebte. Über der Bar hockte auf einer Spielzeugschaukel zwischen Erdnußschalen und Kothaufen bewegungslos ein Affe in einem kleinen Käfig.
Ich wußte sehr wohl, daß ich mir einen Drink bestellen mußte. Das hier war kein Laden, in dem ich mir ein 7-Up kommen lassen konnte, ohne allen zu verraten, daß ich ein Cop oder etwas ähnlich Unerfreuliches war. Nun, ich würde ihn eben nicht trinken. Nein, ich würde nicht davon trinken. Die Kellnerin brachte mir ein Jax, das drei Dollar kostete. Sie war hübsch, lächelte mir zu und goß mir aus der Flasche in mein Glas ein.
»Mindestbestellung zwei Drinks für die Show«, sagte sie. »Ich komme zurück, wenn Sie für den zweiten soweit sind.«
»Ist Toot schon hier gewesen?« fragte ich.
»Wer?«
»Eddies Freund, der Schwarze.«
»Ich bin hier neu. Ich glaube nicht, daß ich ihn kenne«, sagte sie und ging weg.
Ein paar Minuten später gingen drei der Ölarbeiter hinaus und ließen eine der Nutten allein an der Bar sitzen. Sie leerte ihren Drink, nahm ihre Zigarette aus dem Aschenbecher und kam auf meine Nische zugeschlendert. Sie trug weiße Shorts zu einer dunkelblauen Bluse, und ihr schwarzes Haar war hinten im Nacken mit einem blauen Tuch zusammengebunden. Ihr Gesicht war rund, und sie hatte leichtes Übergewicht, und als sie sich neben mich setzte, konnte ich ihr Haarspray, Parfüm und den Nikotingeruch riechen, der tief aus ihrer Lunge kam. Im grellen Lichtschein von der Bar waren die feinen Härchen in ihrem Gesicht steif vom Make-up. Ihre Augen, die sie nicht voll auf mein Gesicht gerichtet hielt, waren verschwommen vom Alkohol, und ihre Lippen schienen ständig bemüht, ein Lächeln zu unterdrücken, das weder mit ihr noch mit mir zu tun hatte.
Die Kellnerin kam gleich nach ihr an den Tisch. Sie bestellte einen Champagnercocktail. Sie hatte einen Akzent, der ihre Herkunft aus dem Norden verriet. Ich sah ihr zu, wie sie eine Zigarette anzündete und Rauch in die Luft blies, als sei dies exquisitester Stil. »Ist Toot kürzlich hier gewesen?« fragte ich.
»Meinst du das große, schwarze Ekel?« fragte sie. In ihren Augen lag ein Lächeln, während ihr Blick abwesend zur Bar schweifte.
»Hört sich ganz nach ihm an.«
»Weswegen bist du an ihm interessiert?«
»Einfach weil ich ihn und Eddie seit längerer Zeit nicht gesehen habe.«
»Hast du Interesse an Mädchen?«
»Manchmal.«
»Ich wette, einen leckeren Bissen hin und wieder könntest du schon brauchen, wie?«
»Vielleicht.«
»Wenn du nicht ab und zu mal ’n saftiges Stück hast, kriegst du da oben ’n Koller, stimmt’s? Dann wird’s für dich echt hart.« Sie legte ihre Hand auf meinen Schenkel und umspielte mit ihren Fingern mein Knie.
»Um welche Zeit kommt Eddie her?«
»Du versuchst mich auszuhorchen, Schätzchen. Da muß ich ja ganz schlimme, schlimme Sachen von dir denken.«
»Ist bloß ’ne Frage.«
Ihre Lippen verzogen sich zu einem übertriebenen Schmollmund, und sie hob die Hand, berührte meine Wange und ließ sie meine Brust hinabgleiten. »So langsam muß ich denken, daß du an Mädchen vielleicht gar
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