Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
»Das hat mir nicht gefallen. Ich finde, Ihr Problem sind gute Manieren.«
»Na schön, ich entschuldige mich also. Werden Sie mir jetzt sagen, wo diese Clubs sind?«
»Ich will auch in einer anderen Sache ganz offen mit Ihnen sein. Sind Sie auf Sauftour?«
»Nein. Was ist nun mit den Clubs?«
»Ich schätze, für Sie kann alles gar nicht schnell genug gehen, wie? Sie haben also vor, bei unserem Freund aus Brooklyn den Cowboy zu spielen?«
»Ein bißchen könnten Sie mir schon vertrauen.«
»Ich versuch’s ja, glauben Sie mir«, sagte er.
»Es gibt ein Dutzend Leute, die ich in Lafayette anrufen könnte, die mir dieselbe Antwort geben könnten.«
»Ja, und ich wundere mich eigentlich, warum Sie mich unbedingt aufwecken mußten.«
»Die Antwort darauf müßten Sie eigentlich wissen.«
»Tu ich nicht. Wirklich, da muß mir was entgangen sein. Sie sind für uns ein echtes Rätsel. Sie hören nicht auf das, was man Ihnen sagt, Sie stellen sich Ihre Regeln selber auf, Sie sind der Meinung, daß Ihre Erfahrungen als ehemaliger Polizist Ihnen gestatten, in einer Regierungssache herumzupfuschen.«
»Ich rede mit Ihnen, weil Sie weit und breit der einzige Bursche sind, der genügend Verstand und Mumm hat, diese Leute aus dem Verkehr zu ziehen«, sagte ich.
»Ich fühle mich nicht geschmeichelt.«
»Also kein Geschäft zu machen, wie?«
Er blieb still.
»Schauen Sie, Robicheaux. Ich glaube, Sie sind ein echter Querkopf, doch im Grunde auch ein ganz netter Bursche«, sagte er. »Das heißt, wir wollen nicht, daß Sie noch mehr zu Schaden kommen. Halten Sie sich raus. Vertrauen Sie uns ein bißchen. Ich weiß nicht, warum Sie heute nachmittag zu Bubba Rocques Haus rausgefahren sind, aber ich glaube nicht, daß das klug war. Sie haben kein –«
»Woher wissen Sie, daß ich dagewesen bin?«
»Wir haben jemanden postiert, der für uns die Zulassungsnummern aufschreibt. Diese Burschen lassen sich nicht einfach dadurch abschütteln, daß man brennende Streichhölzer nach ihnen schnippt. Die halten Ort und Zeit fest, und schon sitzen Sie in der Tinte. Und überhaupt, gehen Sie jetzt lieber zu Bett und vergessen Sie Eddie Keats. Zumindest für heute nacht.«
»Hat er Familie?«
»Nein, er streunt frei rum.«
»Danke, Minos. Tut mir leid, daß ich Sie geweckt habe.«
»Na, macht nichts. Übrigens, wie hat Ihnen Bubba Rocques Frau gefallen?«
»Ich vermute, sie ist maßlos ehrgeizig.«
»Ach, was sind Sie für ein Romantiker. Die ist ’ne Rockerlesbe, Partner. Vor fünf Jahren hat sie drei Monate bekommen, weil sie eine andere Lesbe fertiggemacht hat. Dieser Bubba hat wirklich Talent, sich die richtigen auszusuchen, wie?«
Ich rief einen alten Freund in Lafayette an, einen Barmann. Minos hatte mir mehr verraten, als er dachte. Der Barmann erzählte mir, daß Keats zwei Bars besitze, eine in einem Hotel unweit der Canal Street in New Orleans, die andere am Breaux Bridge Highway außerhalb von Lafayette. Falls er in einer dieser Bars war und falls es stimmte, was Minos über ihn gesagt hatte, dann wußte ich, wo er sich wahrscheinlich aufhielt.
Als ich noch auf dem College war, hatte es an der Schnellstraße bei Breaux Bridge eine Reihe von Bumslokalen gegeben, die die ganze Nacht geöffnet hatten, Materialhöfe von Ölgesellschaften, Raststätten, eine kleine Pferderennbahn, Spielhöllen und ein Bordell für Schwarze. Man hatte dort jeden Samstagabend freie Auswahl unter den Luden, Ganoven, Nutten, Ex-Knackis und gefährlichen weißen Brutalo-Schlägern. Blinkleuchten von Unfall- und Krankenwagen flackerten neben Autowracks und Glasscherben auf der zweispurigen Asphaltstraße. Aus den Tanzschuppen dröhnten elektronischer Lärm und der Krach von Schlägereien. Man konnte aufgerissen, zusammengeschlagen, vergewaltigt werden, einen Tripper angehängt bekommen, und alles in einer einzigen Nacht und für weniger als fünf Dollar.
Ich parkte gegenüber vom Jungle Room. Eddie Keats hatte auf Tradition geachtet. Seine Bar war ein breiter Flachbau aus Hohlblocksteinen, die lila gestrichen und dann mit grünen Kokospalmen übermalt worden waren, auf die in den Eichen vor dem Gebäude hängende Flutlichter herunterstrahlten. Doch hinten, auf dem in der Dunkelheit liegenden Parkplatz, konnte ich zwei Wohnwagen erkennen, in denen offenbar Keats’ Stroßtrupp seinen Gunstbezeugungen nachging. Ich wartete eine halbe Stunde, ohne daß ich die weiße Corvette sah.
Ich hatte keinen richtigen Plan, und ich wußte, daß ich
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