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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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das Hirn rausgekratzt.«
    »Ich hab’s endgültig an den Nagel gehängt. Und außerdem muß ich heute nachmittag noch arbeiten.«
    »Quatsch mit Soße. Ich seh’s dir doch an den Augen an. Du würdest es nur allzugern mit mir aufnehmen. Da ist deine lange Reichweite. Da ist die Versuchung immer groß, stimmt’s?«
    »Vielleicht.«
    Mit einiger Mühe war es mir fast gelungen, mich von Bubba und seiner unberechenbaren Persönlichkeit freizumachen, als seine Frau durch die offenen Flügeltüren zu uns auf den Patio herausspaziert kam. Sie war mindestens zehn Jahre jünger als er. Ihr schwarzes Haar war hinten im Nacken mit einem Band zusammengeknotet; sie hatte dunkle Haut und trug einen zweiteiligen Badeanzug, oben gelb und unten rot, mit aufgedruckten Blumen und einen dazu passenden Sarong, der an der Hüfte geknotet war. In einer Hand trug sie einen offenen Schuhkarton voller Fläschchen, Nagelfeilen und -kissen. Sie war hübsch auf jene weiche, unbestimmte Art wie es Cajun-Mädchen oft sind, bevor sie in ihren mittleren Jahren schwergewichtig und fett werden. Sie lächelte mich an, setzte sich an den Gartentisch, schlug die Beine übereinander, ließ mit einem Wippen ihres Fußes eine Sandale in hohem Bogen durch die Luft fliegen und schob sich ein Stück boudin in den Mund.
    »Dave, du erinnerst dich doch noch an Claudette aus New Iberia?« fragte Bubba.
    »Tut mir leid. An die Leute von zu Hause hab’ ich manchmal nur ganz vage Erinnerungen«, sagte ich. »Ich habe an die vierzehn Jahre in New Orleans gelebt.«
    »Aber ich wette, du erinnerst dich noch an ihre Mutter, Hattie Fontenot.«
    »O ja, ich glaube doch«, sagte ich mit ausdrucksloser Miene.
    »Ich könnte wetten, daß du deine Unschuld in einem ihrer Rammelschuppen an der Railroad Avenue verloren hast«, sagte Bubba.
    »Die Erinnerungen an meine Knabenzeit sind ein bißchen verwischt«, sagte ich.
    »Du und dein Bruder, ihr habt doch Zeitungen an der Railroad Avenue ausgetragen. Willst du mir etwa weismachen, daß du nie in Naturalien bezahlt worden bist?«
    »Vermutlich schon, aber ich kann mich einfach nicht mehr erinnern.«
    »Da waren an der Ecke zwei Puffs für die Schwarzen«, sagte er. »Wir sind da immer Nigger aufmischen gegangen, und dann haben wir’s uns für zwei Dollar besorgen lassen.«
    »Bubba macht es manchmal Spaß, dreckige Reden zu schwingen. Mir macht das nichts aus. Sie sollten deswegen nicht verlegen sein«, sagte sie.
    »Bin ich nicht.«
    »Ich schäme mich wegen meiner Mutter nicht. Sie hatte eine Menge guter Eigenschaften. In höflicher, freundlicher Gesellschaft hat sie sich nie einer schmutzigen Sprache bedient. Anders wie manche Leute, die ich kenne.« Sie hatte einen schweren Cajun-Akzent, und in ihren braunen Augen lag ein seltsamer roter Schimmer. Sie waren rund wie bei einer Puppe.
    »Bubba, machst du mir einen Gin Rickey?« sagte sie.
    »Deine Thermosflasche ist im Eisschrank.«
    »Ach so? Ich möchte aber einen im Glas, bitte.«
    »Sie kann den ganzen Tag Gin Rickeys trinken und wird davon nicht breit«, sagte Bubba. »Ich glaube, sie hat so was wie ’ne hohle Schrippe.«
    »Ich glaube nicht, daß Dave daran gewöhnt ist, wie wir miteinander reden«, sagte sie.
    »Er ist doch auch verheiratet, oder nicht?«
    »Bubba ...«
    »Was?«
    »Würdest du mir bitte einen Drink holen?«
    »Na schön«, sagte er und nahm die Thermosflasche und ein geeistes Glas aus dem Eisschrank. »Ich frag’ mich, wofür ich Clarence eigentlich bezahle. Verdammt, es kommt noch soweit, daß ich ihm ’ne Lageskizze machen muß, bevor er anfängt, Staub zu wischen.«
    Aus der Thermosflasche goß er das Getränk in das Glas seiner Frau und stellte es vor sie hin. Der gereizte Ausdruck wich nicht aus seinem Gesicht.
    »Hör mal, ich will ja nicht ständig an dir rumnörgeln, aber wie wär’s, wenn du dir zur Abwechslung mal nicht die Fingernägel am Tisch feilst«, sagte er. »Mir schmeckt mein Essen auch, wenn ich nicht dauernd den Staub von deiner Feile drin habe.«
    Sie wischte den feinen Staub mit einem Kleenex von der Glasplatte und feilte sich dann weiter ihre Nägel über dem Schuhkarton.
    »Also, ich muß gehen. Hat mich sehr gefreut, Sie kennenzulernen«, sagte ich.
    »Yeah, ich muß auch packen und mich auf den Weg machen. Begleite ihn nach draußen zu seinem Pickup, Claudette. Sobald ich in New Orleans bin, werd’ ich ein bißchen rumtelefonieren. Sollte ich rausfinden, daß dir irgendwer Probleme macht, unterbinde ich das. Das

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