Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
heimgesucht. Also halt’ ich es nicht für allzu schlau, wenn Sie Ihre Bemerkungen mitten in meinem Laden vor meinen Kunden und meinem Angestellten machen.«
»Okay. Das leuchtet mir ein.«
»Ich hab’ noch nie einen Kerl so zusammengeschlagen. Ich fühl’ mich dabei gar nicht gut.«
»Es ist immer ein bißchen blöd, wenn man so was nach den Spielregeln dieser Strolche erledigt. Aber wenn Sie nun schon mal jemandem an die Eier mußten, dann war Keats eine hervorragende Wahl. Ich hab’ Ihnen davon erzählt, wie er die kleine Hure in New Orleans zur Brandfackel gemacht hat. Aber ob Sie’s glauben oder nicht, wir haben in seiner Akte ein paar Sachen, die noch um einiges schlimmer sind. Der kleine Junge eines Zeugen der Anklage ist vor einem Jahr verschwunden. Wir haben ihn gefunden in einem –«
»Warum haben Sie den Wichser dann nicht aus dem Verkehr gezogen?«
Er antwortete nicht. Er richtete die Düse der Lüftung auf sein Gesicht und schaute hinüber zu den Negerfamilien, die im Schatten der Zypressen angelten.
»Macht er den Spitzel für euren Verein?« fragte ich.
»Wir benutzen keine Killer als Informanten.«
»Nehmen Sie mich nicht auf den Arm, Minos. Sie benutzen doch alles, was sich bietet, alles, was irgendwie funktioniert.«
»Keine Killer. Niemals. Nicht in meinem Amt.« Er schaute mir ins Gesicht. Seine Wangen hatten sich leicht gerötet.
»Dann geben Sie ihm doch höchste Priorität und schweißen die Tür zu, hinter der er sitzt.«
»Sie glauben wohl, Sie segeln unter vollem Wind, während wir nur Taschenbillard spielen? Aber vielleicht tun wir auch manches, von dem Sie nichts wissen. Sehen Sie, es geht uns nie um nur einen Kerl. Das wissen Sie selbst. Wir werfen das Netz über einer ganzen Bande von solchen Scheißköppen aus. Das ist die einzige Methode, sie dahin zu bringen, daß einer gegen den anderen aussagt. Versuchen Sie es mal mit etwas Geduld.«
»Sie wollen Bubba Rocque. Sie haben eine Akte über jeden aus seiner Umgebung. Und in der Zwischenzeit laufen seine Clowns mit Baseballschlägern frei herum.«
»Ich glaube, Sie sind unbelehrbar. Übrigens, warum haben Sie mich eigentlich angerufen?«
»Wegen der Einwanderungsbehörde.«
»Ich hab’ heute morgen noch nicht gefrühstückt. Halten Sie hier irgendwo.«
»Sie kennen diesen Typ, diesen Monroe, der in New Iberia rumgeschnüffelt hat?«
»Ja, den kenn’ ich. Machen Sie sich wegen des kleinen Mädchens Sorgen, das bei Ihnen im Haus ist?«
Ich schaute ihn an.
»Sie haben wirklich ein Talent, uns ständig auf Sie aufmerksam zu machen«, sagte er. »Halten Sie mal da. Ich hab’ wirklich Hunger. Sie können für mich bezahlen. Ich habe meine Brieftasche heute morgen auf der Kommode liegenlassen.«
Ich hielt vor einer kleinen Imbißbude aus Holz, die ein Stück von der Straße ab im Schatten einer Gruppe von Eichen stand und von einem Neger betrieben wurde. Wir setzten uns an einen der Tische im Schatten und bestellten Sandwiches mit Schweinebraten und Risotto. Der Herdrauch hing in den sonnenhellen Zweigen der Bäume.
»Was hat das mit der Einwanderungsbehörde auf sich?« fragte Minos.
»Ich hab’ gehört, daß die sowohl Johnny Dartez als auch Victor Romero hochgenommen haben.«
»Wo haben Sie das erfahren?« Er schaute ein paar schwarzen Kindern zu, die in der Nähe der Imbißbude schlagen und fangen übten. Doch ich sah den besorgten Blick in seinen Augen.
»Von einem Barmann in New Orleans.«
»Hört sich nach einer trüben Quelle an.«
»Keine Spielchen, bitte. Sie wissen ganz genau, daß irgendeine Regierungsbehörde in Verbindung mit Dartez gestanden haben muß, sonst hätte seine Leiche nicht einfach verschwinden können. Nur bei Victor Romero sind Sie sich nicht ganz sicher.«
»Und?«
»Ich glaube, die Einwanderungsbehörde hat diese Kerle benutzt, um die Sanctuary-Bewegung zu unterwandern.«
Er legte eine Hand unter sein Kinn und beobachtete die Kinder dabei, wie sie den Baseball warfen. »Ihr Freund, dieser Barmann, weiß der eigentlich, was Romero jetzt macht?« fragte er.
»Nein, er weiß nichts.«
»Wie heißt der Bursche? Wir würden uns gern mal mit ihm unterhalten.«
»Das möchte Bubba Rocque auch. Es heißt, daß Jerry – das ist sein Name, und er arbeitete im Smiling Jack’s an der Bourbon – sich wahrscheinlich schon nach einem Sommerhäuschen in Afghanistan umsieht.«
»Ich wußte ja, daß Sie mich nie enttäuschen. Es ist Ihnen also gelungen, einem Informanten Angst einzujagen
Weitere Kostenlose Bücher