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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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mich einsamer gefühlt habe als jemals in meinem ganzen Leben.«
    Sie trank ihren Kaffee und stellte die Schale auf die Untertasse.
    »Du bist ein süßer Kerl, aber damit hab’ ich zuviel Erfahrung. Es ist schon in Ordnung.«
    »Warum hältst du dir nicht auch was zugute? Ich kenne keinen zweiten Menschen auf der Welt, der mich so aufgenommen hätte, wie du das gestern abend getan hast.«
    Sie stellte die Teller ins Spülbecken, trat hinter mich und küßte mich aufs Haar.
    »Übersteh erst mal deinen Kater, Streak. Mommy kämpft schon seit langer Zeit mit ihren eigenen Drachen«, sagte sie.
    Aber es war nicht nur ein einfacher Kater. Dieser Rückfall hatte ein Jahr Nüchternheit weggefegt, und in diesem einen Jahr der Gesundheit und des Sonnenscheins und des Gewichthebens und meilenweiten Joggens am späten Abend hatte mein Körper alle Widerstandskraft gegenüber Alkohol eingebüßt. Es war ähnlich, als würde man eine Fünfpfundtüte Zucker in den Benzintank eines Autos schütten und den Motor dann auf vollen Touren laufen lassen. In kürzester Zeit wären Ringe und Kolben nur noch Schrott.
    »Kann ich meine Brieftasche haben?« fragte ich.
    »Sie liegt unter dem Kissen auf der Couch.«
    Ich fand sie, steckte sie in die Gesäßtasche und zog meine Slipper über.
    »Auf dem Weg in die Kneipe?« fragte sie.
    »Keine schlechte Idee.«
    »Dann bist du solo. Ich werd’ dir nicht dabei helfen, dich noch weiter abzuwracken.«
    »Das ist deswegen, weil du die Allerbeste bist, Robin.«
    »Spar dir das Babyöl. Schmier dich selber damit ein. Ich kann’s nicht brauchen.«
    »Du hast mich falsch verstanden, Kindchen. Ich will mir eine Badehose kaufen, und dann gehen wir runter zum Strand. Danach führ’ ich dich zum Lunch aus.«
    »Das hört sich nach einer ganz gerissenen Masche an, dich zurück in die Bar zu mogeln und Mommy mitzuschleppen.«
    »Keine Bars. Ich versprech’s dir.«
    Ihre Augen schauten mich prüfend an, und ich sah, wie ihre Miene sich aufhellte.
    »Ich könnte hier für uns Essen kochen. Du mußt dann kein Geld ausgeben«, sagte sie.
    Ich lächelte sie an.
    »Ich möchte dich aber wirklich zum Lunch ausführen«, sagte ich.
    Es war ein Morgen der Abstinenz, an dem ich jeden einzelnen Schritt in Fünf-Minuten-Abständen vorausplante. Ich fühlte mich wie ein Stück zerbrochenes Porzellan. In dem Herrenbekleidungsladen zitterten meine Hände noch immer, und ich sah, wie der Verkäufer vor meiner Dunstwolke zurückschreckte. An einem Imbißstand am Strand trank ich ein Glas Eiskaffee und kaute vier Aspirin. Ich blinzelte hoch in die Sonne, die durch die Blätter der Palmen über mir schien. Ich hätte eine Rasierklinge dafür geschluckt, mir jetzt einen Schuß Jim Beam in den Körper jagen zu können.
    Die Schlangen waren wieder aus ihren Körben, und ich hoffte nur, sie würden sich mit einem leichten Mahl begnügen und ihrer Wege ziehen. Ich zahlte einem kubanischen Jungen einen Dollar, lieh mir von ihm seine Maske samt Schnorchel aus, watete durch die warmen Wogen der Lagune und schwamm hinaus ins offene, tiefe Wasser über einem Korallenriff. Das Wasser war so klar und grün wie Gelee, und in zehn Meter Tiefe konnte ich die Feuerkorallen am Riff sehen, Schwärme von Clownsfischen, Blaupunktkrebse, die über den Sand huschten, einen Ammenhai, der bewegungslos wie ein Baumstamm im Schatten des Riffs stand, fadendünne Pflanzen, die in der Strömung wiegten, schwarze Seeigel, deren Stachel sich durch einen Fuß bohren konnten. Ich hielt den Atem an und tauchte, so tief ich konnte, geriet in eine Kaltwasserschicht, wo ein Barracuda mit seinem knochigen, gebogenen Maul direkt in das Glas meiner Tauchermaske starrte, dann an meinem Ohr vorbeizuckte wie ein silberner, von der Sehne eines Bogenschützen geschnellter Pfeil.
    Ich fühle mich besser, als ich zurückschwamm und durch den Sand hinaufstapfte, wo Robin zwischen einer Gruppe von Kokospalmen auf einem Handtuch lag. Ich hatte ohnehin schon viel zuviel Muße an mein eigenes Elend verschwendet. Es war Zeit, wieder an die Arbeit zu gehen, obwohl ich wußte, daß es ihr nicht gefallen würde.
    »Die Cops in New Orleans glauben, daß Jerry auf den Inseln ist«, sagte ich.
    Sie ließ ihre Handtasche aufschnappen, entnahm ihr eine Zigarette und zündete sie an. Sie zog ein Bein an und fegte Sand von ihrem Knie.
    »Na komm, Robin«, sagte ich.
    »Ich hab’ die Brücken zu all diesen Scheißtypen abgebrochen.«
    »Nein, ich werd’ dafür sorgen, daß die

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