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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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als ich noch auf dem College gewesen war. Die vergangenen fünfundzwanzig Jahre hatten Südlouisiana gewaltig verändert, in manchem auch zum Besseren. Die Rassentrennungsgesetze waren abgeschafft; Jugendliche gingen an Samstagabenden nicht mehr »Nigger aufmischen«; der Ku Klux Klan verbrannte keine Kreuze mehr im gesamten Plaquemines Parish; Demagogen wie Judge Leader Perez waren nur noch Geschichte. Aber auch etwas anderes war verschwunden: das angenehm heidnische Ambiente, das inmitten einer französisch-katholischen Kultur existiert hatte. O ja, an Verruchtheit hatte es auch jetzt keinen Mangel – und an vielen Rauschgiftsüchtigen, die es früher nicht gegeben hatte –, doch die Rennbahnspiele und Geldautomaten mit ihren blinkenden Lichtern und den Bildern von Kirschen, Pflaumen und Glöckchen auf der Walze waren aus den Restaurants entfernt und durch Videospiele ersetzt worden; Pool-Salons und Arbeiterkneipen mit offenen Bourréespielen waren seltener; die gemischtrassigen Kneipen, die einst von Negern und dunkelhäutigen Cajuns gleichermaßen besucht worden waren, lockten jetzt auch weiße Touristen an, die ihre Kassettenrecorder mitbrachten, um Zydeco-Musik mitzuschneiden. Die alteingesessenen Bordelle – das Magaret’s in Opelousas, das Column Hotel in Lafayette, die Puffs an der Railroad Avenue in New Iberia – waren dichtgemacht worden.
    Ich würde das nur zu gern den Kerlen vom Rotary Club und den Kiwanis anlasten, aber das wäre nicht ganz fair. Es war wohl einfach so, daß wir bürgerlich-spießig geworden waren.
    Doch ein lokaler Anachronismus hatte beharrlich und erfolgreich an der Vergangenheit festgehalten und seine Wurzeln in die Gegenwart geschlagen, und das war Bubba Rocque. Der Junge, der für einen Dollar Glühbirnen zerkaut, für zwei eine beinahe weißhäutige Waschfrau rangeschafft, der nur so zum Spaß eine Katze in den Kühlergrill eines vorbeifahrenden Autos geworfen hatte, sein Typ war jetzt in Mode gekommen. Ich hatte den Verdacht, daß er etliche seiner Glanznummern an den Mob in New Orleans hatte abtreten müssen, daß mittlerweile wahrscheinlich manche Drähte von dort aus gezogen wurden und am Ende vielleicht seine ganze Show in die Binsen gehen würde, doch in der Zwischenzeit hatte er Drogenhandel und Zuhälterei für sich entdeckt, wie ein Köter von der Müllkippe, der plötzlich eine Leidenschaft für Lammkoteletts entwickelt.
    Aber hatte er mir wirklich zwei Killer mit Schrotgewehren ins Haus geschickt? Ich hatte das Gefühl, daß ich das Netz über eine Menge von Leuten auswerfen mußte, bevor ich die Wahrheit herausfand. Bubba hinterließ nirgendwo lose Fäden.
    An diesem Nachmittag wurde meine Anstellung als Detective im Büro des Sheriffs bestätigt. Mir wurde eine Ausweiskarte mit Foto und eine goldene Marke ausgehändigt, die in einer weichen Lederhülle steckte, dazu ein Stapel Gedrucktes über Ziele und Politik der Abteilung und Vergünstigungen für ihre Angestellten, die ich später ungelesen wegwarf, und ein 38er Revolver der Marke Smith & Wesson mit verkratztem Lauf und zwei in den Griff gefeilten Kerben. Am nächsten Morgen um Punkt acht Uhr sollte ich mich im Büro des Sheriffs zur Arbeit melden. Ich holte Alafair vom Haus meines Cousins in New Iberia ab, kaufte uns beiden Eiskugeln und spielte mit ihr auf der Schaukel im Park. Sie war ein wunderschönes kleines Mädchen, sobald die Wolken grausiger Erinnerungen und unbeantwortet gebliebener Fragen sich aus ihren Augen verzogen hatten. Ihr Gesicht war heiß und strahlte vor Aufregung, als ich ihr Schwung gab, sie hoch bis fast in die Zweige der Eiche flog, und sie war so tief gebräunt, daß sie mit dem Baumschatten zu verschmelzen schien; und dann fegte sie mit begeisterten Juchzern in der Sonne an mir vorbei, und ihre staubigen Füße tippten nur ganz leicht auf den Boden.
    Wir gingen nach Hause und machten uns zum Abendbrot Sandwiches mit Katzenwels zurecht. Dann fuhr ich los und heuerte eine ältere Mulattin, die ich seit meiner Kindheit kannte, als Babysitterin an. An diesem Abend packte ich meine Koffer.
    Am folgenden Morgen wachte ich früh auf. Regen fiel auf die Pecanobäume und trommelte auf das Verandadach. Alafair und die Babysitterin schliefen noch. Ich schraubte Krampe und Haspe an Rahmen und Blatt der Tür zu Annies und meinem Schlafzimmer, schloß die Fenster, zog die Vorhänge zu und hängte ein Schloß vor die Tür.
    Warum?
    Ich habe darauf keine Antwort. Vielleicht, weil es eine

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