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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Ihre Jukebox, die nicht zwanzig Jahre alt sind?« sagte ich zu dem Barmann.
    »Was?«
    »Bringen Sie doch ein bißchen neue Musik. Das ist 1978.«
    »Die Jukebox ist kaputt, Kumpel. Besser, Sie nehmen mal ’n Gang raus und gehen in Nullstellung.«
    Ich ging auf die Straße, warm im Gesicht vom Bourbon, vom Wind, der von der Landseite der Insel wehte. Auf dem Dock neben dem Restaurant beobachtete ich, wie die Wellen durch die Stützpfeiler glitten und kleine leuchtende Fische dicht an der Wasseroberfläche hin und her flitzten wie rauchig grüne Lichter. Das Restaurant war voll besetzt mit Gästen, und die Bar ein gut ausgeleuchteter, ordentlicher Raum, wo die Leute vor dem Dinner zwei Drinks zu sich nahmen. Als ich hineinging, fühlte ich mich wie ein Taucher, der aus der Tiefe in eine, ihm feindliche, gleißende Helligkeit eintritt.
    Der Maître betrachtete mich eingehend. Ich hatte meine Krawatte gerichtet und versucht, die Knitterfalten meiner Seersucker-Jacke zu glätten, doch ich hätte dazu noch eine Sonnenbrille aufsetzen sollen.
    »Haben Sie eine Reservierung, Sir?« fragte er.
    »Sagen Sie Robin, daß Dave Robicheaux hier ist. Ich warte an der Bar.«
    »Verzeihung, wie bitte?«
    »Sagen Sie ihr, Dave aus New Orleans, der Nachname ist für manch einen oft schwer auszusprechen.«
    »Sir, ich finde, Sie sollten sie besser außerhalb der Arbeitszeit aufsuchen.«
    »Sagen Sie, Sie können doch wahrscheinlich Leute gut beurteilen: Sehe ich so aus, als könnte man mich leicht zum Weggehen bewegen?«
    Ich bestellte einen Drink an der Bar, und fünf Minuten später sah ich sie durch die Tür kommen. Sie trug ein kurzes schwarzes Kleid mit einer weißen Spitzenschürze darüber, und bei ihrer Figur und der Art, wie sie ging – als sei sie noch immer auf dem Laufsteg eines Amüsierlokals –, warf ihr jeder Mann an der Bar Seitenblicke zu. Sie lächelte mich an, doch in ihren Augen lag auch eine Spur Überraschung.
    »Wow, du kommst von weit her, um ein Mädchen zu kontrollieren«, sagte sie.
    »Wie geht’s dir, Kindchen?«
    »Nicht schlecht. Das hier hat sich als ’ne recht gute Nummer erwiesen. He, steh nicht extra auf.«
    »Wie lange dauert’s noch, bis du Schluß hast?«
    »Drei Stunden. Komm und setz dich mit mir in die Nische. Du hast ziemlich schwer geladen.«
    »Eine Naßfront ist heute morgen über New Iberia gezogen.«
    »Na ja, dann laß dich mal von Mommy an die Hand nehmen und dir was zu essen bestellen.«
    »Ich habe im Flugzeug gegessen.«
    »Ja, versteh’ schon«, sagte sie.
    Wir setzten uns in eine mit hellbraunem Leder ausgeschlagene Nische an der Rückwand der Bar. Sie atmete in kurzen Stößen mit gespitzten Lippen.
    »Dave, was machst du bloß«, sagte sie.
    »Was denn?«
    »Na, dies hier.« Sie schnippte mit dem Fingernagel gegen mein Highballglas.
    »Manchmal muß ich mir den Kopf leerräumen.«
    »Hast du mit deiner Alten gebrochen, oder wie?«
    »Ich bekomme noch einen Jim Beam. Möchtest du eine Tasse Kaffee oder eine Coke?«
    »Ob ich Kaffee möchte? Gott, das ist großartig, Dave. Sieh mal, nach dem Dinner-Trubel kann ich hier früh weg. Nimm den Schlüssel zu meiner Wohnung, und ich treffʼ dich da in ungefähr einer Stunde. Es ist gleich um die Ecke.«
    »Hast du irgendwelchen Schnaps da?«
    »Ein bißchen Bier, das ist alles. Ich hab’ mich wacker gehalten, Dave. Keine kleinen weißen Pillen, kein Gluckgluck, bevor ich zur Arbeit gehe. Ich kann’s selber nicht glauben, wie gut ich mich morgens fühle.«
    »Hol mich im Sloppy Joe’s ab.«
    »Weswegen willst du denn da rein? Da wimmelt’s von College-Trotteln, die glauben, daß Ernest Hemingway einer war, der Klowände vollgekritzelt hat.«
    »Wir sehen uns in einer Stunde, Kindchen. Du bist ein süßes Mädchen.«
    »Ja, die Jungs im Smiling Jack’s haben mir das auch immerzu gesagt, während sie versucht haben, mich schnell mal unterm Tisch zu befummeln. Ich glaub’, dir ist heute morgen der Blitz ins Gehirn eingeschlagen.«
    Als sie mich später im Sloppy Joe’s abholen kam, saß ich hinten allein an einem Tisch. Der Luftzug von einem Fußbodenventilator stieg meine Hosenbeine hinauf, brachte den nassen Ärmel meiner Seersucker-Jacke, die über der Tischkante hing, zum Flattern. Die großen Rolltüren an zwei Seiten des Gebäudes waren weit aufgeschoben, und das Neonlicht waberte purpurn über den Bürgersteig. An der Ecke nahmen zwei Cops einen Betrunkenen fest. Die sprangen nicht gerade schonend mit ihm um. Sie würden ihn

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