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Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Mississippi Delta – Blut in den Bayous (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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unmögliche Regeln macht. Darum bist du so anstrengend. Jetzt lad mal ein Mädel zum Lunch ein, ja?«
    Manchmal läßt man jemanden in Ruhe. Ich habe bei ihr nicht nachgehakt.
    Weit draußen auf dem Ozean stieg ein Pelikan von seinem Futtertrog auf und flog über uns hinweg, im Schnabel einen Fisch, von dem das Blut tropfte.

Kapitel 7
    Als ich am folgenden Morgen wieder in New Iberia erwachte, hörte ich Eichelhäher und Spottdrosseln in den Pecanobäumen. Ich zog meine kurze Turnhose und Tennisschuhe an und joggte im bläulichen Frühlicht bis zur Zugbrücke, trank Kaffee mit dem Brückenwärter und lief den ganzen Weg nach Hause scharf durch. Ich duschte und zog mich an, aß ein Frühstück aus Erdbeeren und Studentenfutter am Picknicktisch im Hinterhof und sah zu, wie die zarten Blätter des Mimosenbaums von der Brise sanft geschüttelt wurden. Es war jetzt über dreißig Stunden her, daß ich den letzten Drink abgesetzt hatte. Ich war noch immer schwach, meine Nervenenden fühlten sich an, als habe jemand ein brennendes Streichholz darangehalten, doch ich konnte spüren, daß mich die Bestie allmählich aus den Klauen ließ.
    Ich fuhr nach Lafayette und redete mit zwei Priestern, die mit dem Piloten jenes Flugzeugs zusammengearbeitet hatten, das am Southwest Pass Bruch gemacht hatte. Was sie mir zu erzählen hatten, bestätigte nur, was ich bereits erfahren hatte: Pater Melancon, der ertrunkene Priester, hatte eine bemerkenswerte Laufbahn hinter sich. Er hatte Wanderarbeiter auf Farmen in Texas und Florida organisiert, bezahlte Schläger des Bauernverbandes hatten ihn außerhalb von Florida City mit Axtgriffen halbtot geprügelt, und er hatte drei Monate im Bezirksgefängnis von Brownsville absitzen müssen, weil er die Reifen eines mit festgenommenen Streikenden beladenen Pritschenwagens vom Sheriffbüro aufgeschlitzt hatte. Dann hatte er Ernst gemacht, war in eine Zweigniederlassung von General Electric eingebrochen und hatte den elektronischen Lenkkopf einer Atomrakete zerstört. Die nächsten drei Jahre hatte er im Bundesgefängnis in Danbury verbracht.
    Das Bemühen der Regierung, den politischen Protest der Geistlichkeit in diesem Land unter Kontrolle zu bringen, hat mich stets fasziniert. Gewöhnlich unternahm die Staatsanwaltschaft den Versuch, sie als naive Idealisten abzustempeln, als Schwärmer, die ihre Kanzeln und Ämter mißbraucht hatten, und wenn das nicht funktionierte, schickte man sie in die Wüste, sperrte sie zusammen mit perversen Freaks und Halbirren ins Zuchthaus. Kaum hinter Schloß und Riegel, verstanden sie sich jedoch auch hier darauf, ihre Botschaft unter den Häftlingen zu verbreiten.
    Doch den Priestern von Lafayette sagten die Namen Johnny Dartez und Victor Romero nichts. Sie meinten, Pater Melancon sei ein sehr vertrauensvoller Mann mit ungewöhnlichen Freunden gewesen, und diese ungewöhnlichen Freunde hätten ihn manchmal begleitet, wenn er Flüchtlinge aus Dörfern in El Salvador und Guatemala ausflog.
    »Romero ist ein kleiner, brünetter Kerl mit schwarzen Zierlöckchen, die ihm ins Gesicht hängen. Er trägt ein Barett«, sagte ich.
    Einer der Priester tippte sich mit dem Finger an die Wange.
    »Sie erinnern sich an ihn?« fragte ich.
    »Er hat keinen Bart getragen, aber alles übrige war so, wie Sie es beschrieben haben. Er war vor einem Monat mit Pater Melancon hier. Er hat gesagt, er wäre aus New Orleans, hätte aber Verwandte in Guatemala.«
    »Wissen Sie, wo er sich jetzt aufhält?«
    »Nein, tut mir leid.«
    »Falls er wieder auftauchen sollte, rufen Sie Minos Dautrieve von der Drug Enforcement Administration an oder versuchen Sie es unter dieser Nummer.« Ich schrieb Minos’ Namen und meine Privatnummer auf einen Zettel und gab ihn ihm.
    »Ist dieser Mann in Schwierigkeiten?« fragte der Priester.
    »Ich bin mir nicht sicher, was mit ihm ist, Pater. Er war früher Drogenkurier und Straßendealer. Jetzt ist er vielleicht Informant für die Einwanderungs- und Einbürgerungsbehörde. Ich weiß nicht, wie es moralisch um ihn bestellt ist.«
    Ich fuhr durch Breaux Bridge zurück nach New Iberia, so daß ich zum Mittagessen im Mulate’s haltmachen konnte, ich bestellte scharf gebratene Krebse mit einem Krabbensalat und einer kleinen Schüssel étouffée, dazu französisches Weißbrot und geeisten Tee. Mulate’s war jetzt ein Familienlokal, und nur die lange Mahagonibar und die wachsglänzende Tanzfläche erinnerten mich an den Nachtclub und den Spielsalon von einst,

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