Mistelzweig und Weihnachtskuesse
„Ich lasse dich jetzt allein duschen und anziehen. Aber eine schuldest du mir.“
„Eine Dusche? Im Haus sind noch vier andere Badezimmer.“
Männer und Frauen unter einer Dusche? War das überhaupt legal? Ihr musste die Verwirrung im Gesicht gestanden haben, denn er lachte, als er den Raum verließ.
Holly schob das Tablett zur Seite und kletterte aus dem Bett. Jetzt, wo Jordan es erwähnt hatte, bemerkte sie doch einen leichten Schmerz. Ihre Muskeln fühlten sich verkatert an, als hätte sie sie ein bisschen zu weit gedehnt, und die Stelle zwischen den Beinen war ein wenig rau. Sie brauchte eine lange, heiße Dusche. Hinterher würde sie sicher klarer sehen.
Aber als Holly etwas später das beschlagene Glas freiwischte, um ihr Spiegelbild zu sehen, war gar nichts klarer. Wenn überhaupt, war alles noch verwirrender.
Während sie das Handtuch um sich schlang, fragte sie sich, ob sie jetzt eine andere war. Noch gestern um diese Zeit hatte sie nichts von der Intimität geahnt, die Männer und Frauen miteinander verband. Sie bereute nicht, was sie getan hatte. Aber sie begann zu verstehen, dass zu Sex mehr gehörte als der bloße Akt selbst.
„Ich bin erwachsen“, murmelte sie. Sie hatte ein Geschäft, das besser lief, als sie es sich je hatte träumen lassen. Sie konnte für sich selbst sorgen, war klug, fähig und in Glenwood etabliert. Und sie hatte einen Liebhaber. Jetzt brauchte sie nur noch ein neues Handy.
Seufzend sank Holly auf den Badewannenrand. Von außen betrachtet schien sie vielleicht wie der Rest der Welt, aber das sah nur so aus. Schon immer war sie etwas aus dem Rahmen gefallen. Es war einfach nicht ihre Art, einen Liebhaber zu haben. Sie mochte sagen, was sie wollte, in ihrem Herzen war und blieb sie doch altmodisch.
Sie wollte den Mann lieben, dem sie ihren Körper schenkte. Und sie wusste, dass Jordan sie nicht liebte. Schlimmer: Er meinte, die Liebe bringe Unglück, denn seiner Ansicht nach verursachte sie mehr Probleme, als sie löste. Wo blieb dann also Holly?
Sie entschied, dass es im Augenblick nichts zu klären gab, kämmte sich und zog sich an. Dann machte sie sich auf den Weg nach unten. Jordan saß im Wohnzimmer auf dem Sofa vor dem Tannenbaum. Die Decke war verschwunden, genau wie die leere Champagnerflasche und das Feuer im Kamin. Trotzdem wurde ihr Blick von der Stelle angezogen, wo sie miteinander geschlafen hatten.
Sie erinnerte sich an die schönen Lichter in der Tanne und den Geruch des Feuers. Sie erinnerte sich, wie Jordan sie mit den Händen und dem Mund berührt und sie geliebt hatte, bis die Welt um sie versank und sie allein im Universum waren.
Als sie ins Zimmer kam, stand er auf. Auch er hatte geduscht und sich das dunkle Haar aus dem Gesicht gekämmt. Sein verwaschenes Sweatshirt und die ausgeblichene Jeans umschmeichelten seinen Körper wie alte Freunde. Unzählige Male hatte sie ihn so gesehen, doch es half nichts. Sobald ihre Blicke sich trafen, begannen ihre Beine zu zittern und das Herz zu rasen.
Er trat ihr entgegen und zog sie in seine starken sicheren Arme. An seiner Seite fühlte sie sich wohl. Als sein Mund über ihren strich, öffnete sie die Lippen, und ihr Körper erhitzte sich in Erwartung.
Dann umfasste er ihren Hintern und zog sie bei den Hüften an sich. Etwas Hartes drückte gegen ihren Bauch. Jetzt wusste sie, was seine Erregung bedeutete. Er wollte Sex, und sie wollte es auch.
Holly unterbrach den Kuss. „Jordan, ich …“
Indem er seine Finger auf ihre Lippen legte, brachte er sie zum Schweigen. „Das alles geht zu schnell für dich.“
„Woher weißt du das?“
Zärtlich berührte er ihr Gesicht, dann ließ er die Hand sinken und griff nach der ihren. „Ich sehe es in deinen Augen. Du bist erschreckt und verwirrt. Die letzte Nacht war schön, aber die Realität ist schwer zu packen.“ Er sah auf die Uhr. „Und du musst in einer Stunde im Laden sein. Du hast genug zu tun, und ich bin ein Hindernis, das du nicht gebrauchen kannst.“
Ihre Augen brannten. Erst Sekunden später wurde ihr klar, dass sie mit den Tränen kämpfte. „Tut mir leid“, flüsterte sie.
Er umarmte sie. „Nicht weinen, Holly. Sei bitte nicht traurig. Ich verstehe das. Du brauchst Zeit, um über alles nachzudenken.“
„Ich weiß.“ Mit der Stirn lehnte sie sich an seine Schulter. „Ich weine nicht, weil ich traurig bin, sondern weil du so nett bist.“
„Nett zu sein, ist doch etwas Gutes, dachte ich.“
„Ist es auch.“ Sie hob das Gesicht
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