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Mister Mädchen für alles

Mister Mädchen für alles

Titel: Mister Mädchen für alles Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annie Sanders
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und schon gar nicht mit einer völlig abgebrannten kleinen Schwester, die zu den unmöglichsten Zeiten als Kinokassiererin arbeitete. Allein die Vorstellung, dass sie sich an den Kosten beteiligte, kam ihm mittlerweile wie eine vollkommen verrückte Phantasie vor. «Aber natürlich werden sie merken, dass du es warst. Denk doch mal nach, Ella.» Frankie hörte die Verzweiflung in seiner Stimme, doch dieses Mal wollte es ihm nicht gelingen, sie zu unterdrücken. «Die Zeitungen liegen auf dem Tisch, du bist im Zimmer. Der Chef verlässt den Raum, du bist im Zimmer, die Zeitungen sind weg. Es ist nichtbesonders kompliziert, dabei eins und eins zusammenzuzählen, weißt du?»
    Sobald die Worte seinen Mund verlassen hatten, war Frankie klar, dass er einen Fehler gemacht hatte. So zickig, arrogant und eigensüchtig seine Schwester auch sein konnte, so sehr rief sie seinen Beschützerinstinkt in ihm wach. Und als sie mit dem niedergeschlagenen Ausdruck auf dem bleichen Gesichtchen und den großen, mit Kajal geschminkten Augen vor ihm stand, spürte er den altbekannten Stich im Herzen. Sie blinzelte hastig und wirbelte blitzartig herum, um nicht zu zeigen, wie verletzt sie war. «Also, zufällig habe ich sie
dir
mitgebracht. Ich wünschte, ich hätte mir die Mühe nicht gemacht, wenn du das Ganze so siehst. Ich habe eine Anzeige entdeckt. Das ist alles. Da musste ich an dich denken.»
    «Es tut mir leid», entschuldigte sich Frankie. Ihm war unbehaglich zumute. «Ich habe es nicht so gemeint. Ich bin mir sicher, dass die Sache mit den Zeitungen nichts ausmacht. Ich fühle mich einfach nur so elend, weil dieser Bananen-Job so – so entwürdigend war, wenn du es genau wissen willst.»
    Mit einem Leuchten in den Augen drehte sich Ella um. «Tja, dann solltest du dir
das
einmal reinziehen!» Sie fuchtelte ihm, schon wieder Feuer und Flamme, mit einer Seite Kleinanzeigen vor dem Gesicht herum. «Schau mal, hier. ‹Vielbeschäftigte Frau sucht Mädchen für alles.› Das ist genau das Richtige für dich.»
    «Was? Kontaktanzeigen interessieren mich nicht. Du fängst doch wohl nicht schon wieder damit an, oder?»
    «Neeeeiiin. Das ist überhaupt keine Kontaktanzeige. Es ist ein Jobangebot.» Frankie versuchte, sich die Zeitung zu schnappen, doch sie zog sie ihm vor der Nase weg undsprang zum Fenster. «Hör zu. Ich lese sie dir vor.» Frankie lauschte fassungslos, während seine Schwester ihm die Einzelheiten vortrug. «‹Gelegentlich Wochenenddienst. Gute Bezahlung für passenden Bewerber aus Wandsworth oder Umgebung.› Hier stehen zwei Telefonnummern. Was meinst du?»
    «Ich meine, dass du den Verstand verloren hast! Denkst du tatsächlich, dass ich mich darauf bewerbe? Ich bin doch keine Putzfrau! Ich bin kein Koch. Und am allerwenigsten bin ich eine Frau!»
    Ella tat so, als überflöge sie die Anzeige erneut. «Hier steht nichts davon, dass nur Frauen in Frage kommen. Und du magst zwar weder Putzfrau noch Koch sein, aber du beherrschst beides besser als alle Menschen, die ich kenne. Vielleicht sogar besser als   …»
    «Schauspielen! Das wolltest du doch sagen, oder? Also, wirklich, Ella! Ich habe dich aus absoluter Liebenswürdigkeit bei mir aufgenommen   …» Frankie riss ihr die Zeitung aus der Hand. «Lass mich mal lesen. Da, siehst du? ‹Vielbeschäftigte Frau sucht
Mädchen
für alles.› Mädchen! Ist damit nicht zufällig eine weibliche Person gemeint? Ich mag ja ein hervorragender Schauspieler sein, aber hierfür fehlen mir einfach die Titten.»
    «Du dämlicher Sexist.» Sie schüttelte verzweifelt den Kopf und zog ihn neben sich aufs Sofa. «Versuch doch nur ein einziges Mal, über den Tellerrand zu schauen, Frankie. Sie sucht nicht ausdrücklich nach einer Frau – das wäre ja gegen das Gesetz. Sie braucht einfach einen Profi, der es versteht, den Haushalt tipptopp zu schmeißen, und darin bist du hervorragend. Das weißt du.»
    Frankie konnte das vertraute Wellenrauschen förmlich hören, ein Gefühl, das ihn jedes Mal erfasste, wenn Ellavon einer Woge der Begeisterung davongetragen wurde. Sie würde alle Argumente, die er vorbrachte, entkräften und zerschlagen – wie immer. Er versuchte es mit einer anderen Strategie. «Also gut, ich kann gut kochen und all das. Aber ich könnte diesen Job niemals machen – schon allein aus organisatorischen Gründen nicht. Ich muss für Vorsprechen, Castings und so etwas Zeit haben.»
    Ella schüttelte ungeduldig den Kopf und schnipste ihm kräftig gegen das Ohr

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