Mister Mädchen für alles
Finger waren. «Alex Hill.» Schnell ließ sie seine Hand wieder los. «Ich verstehe nicht ganz. Wir haben die Stelle doch für eine Frau ausgeschrieben, oder?»
Saff, die ebenfalls aufgestanden war, lächelte. «Um ehrlich zu sein, habe ich mich nicht wirklich festgelegt.»
«Aber es hieß doch ‹Mädchen für alles›, oder nicht?»
«Na ja,
theoretisch
schon, aber praktisch dürfen wir niemanden vom Bewerbungsverfahren ausschließen, egal, was in der Anzeige steht. Das hat mir der Typ von der Lokalzeitung erklärt.»
«Ja, das ist mir schon klar, Saff. Aber in diesem Fall ist das vollkommen lächerlich!», schnaubte Alex. «Es ist doch wohl klar, dass ich für diesen Job keinen Mann einstellen kann. Es erstaunt mich, dass du ihn überhaupt zum Vorstellungsgespräch eingeladen hast.»
Saff stemmte die Hände in die Hüften und reckte das Kinn vor. «Weshalb denn nicht? Warum sollte eine Frau allein aufgrund ihres Geschlechts besser dafür geeignet sein? Gerade du mit deinem Job solltest das doch am besten wissen. Im Job sollte man aufgrund seines Geschlechts keine Benachteiligung erfahren. Du selbst redest doch ständig davon.»
Frankie blickte zwischen den beiden Frauen hin und her, die vergessen zu haben schienen, dass er auch da war.Die beiden waren so verschieden in ihrem Verhalten und standen einander offenbar doch sehr nah.
«Max könnte nie tun, was du tust!», argumentierte Alex weiter. «Du sagst doch immer, was für eine schlechte Hilfe er im Haushalt ist.»
«Schon, aber das liegt nur daran, dass er so tut, als wäre er nicht dazu in der Lage. Meine Aufgaben sind leicht zu bewältigen, und das könnte er so gut wie ich, wenn er müsste. Er leitet schließlich ein Unternehmen, da wird er es ja wohl noch fertigbringen, einen Kuchen zu backen.»
Eine unbehagliche Pause entstand, und Frankie meldete sich verhalten zu Wort: «Ich mache leckere Brownies.»
Alex ließ die Schultern sinken. «Na gut», seufzte sie. «Dann setzen wir das Bewerbungsgespräch eben fort, weil das Gesetz es so will. Aber mir gefällt der Gedanke nicht, dass sich ein Mann, den ich nicht kenne, jeden Tag in meiner Wohnung aufhält. Ich glaube, das wird nichts. Und was würde Mum dazu sagen?» Sie suchte den Tisch mit den Augen ab. «Äh, Saff, hast du den Fragebogen? Wie weit bist du gekommen?»
Mit einem vollkommen arglosen Lächeln nahm Saffron wieder Platz. «Entschuldige, ich konnte ihn nicht finden. Kann sein, dass ich ihn zu Hause liegen ließ. Aber ich habe mir ein paar Notizen gemacht.»
Alex rieb sich die Schläfen und schloss für einen Moment die Augen. Sie hatte überraschend lange, schwarze Wimpern, und ihr Mund war ziemlich breit. Im Moment hatte sie die Lippen fest aufeinandergepresst, als hätte sie Kopfschmerzen. Sie sah erschöpft aus, und einen Augenblick lang tat sie Frankie irgendwie leid. Es war anscheinend ganz schön hart, eine Karrierefrau zu sein, und er fragte sich, was sie in ihrem Job wohl machte.
«Also gut.» Alex öffnete die Augen.
«Du siehst aus, als könntest du einen Schluck vertragen.» Saff tätschelte ihre Schulter. «Hast du eine offene Flasche Wein da?»
Zum ersten Mal lächelte Alex, und dieser Wandel war geradezu umwerfend. Ihr Blick wurde weicher, und auf den Wangen wurden ihre Grübchen sichtbar. Ein Gesichtsausdruck, den sie öfter annehmen sollte. «Auch Lust auf ein Glas?» Sie sah ihn an, doch er wandte den Blick verschämt ab.
«Nein, danke. Ich habe meinen Kaffee noch nicht ausgetrunken.»
Sie fragte ihn kein zweites Mal, sondern schnappte sich ihre Tasche, auf der das berühmte Zencorp-Logo prangte, und zog eine Ledermappe hervor, die das gleiche Logo zierte. Entweder war sie ein riesiger Fan, oder
das
war es, was sie beruflich tat. Das würde auch ihr sportliches Äußeres erklären. «Dann machen wir mal weiter. Können Sie kochen? Besitzen Sie ein aktuelles polizeiliches Führungszeugnis? Haben Sie Empfehlungsschreiben dabei?»
Ihre Fragen kamen wie aus der Pistole geschossen, und jede machte ihm unmissverständlich klar, was von ihm erwartet wurde. Alex sah gelegentlich zu ihm auf, während er versuchte, seine Antworten zu formulieren. Er begann sich unbehaglich zu fühlen, doch mit der horrenden Telefonrechnung vor Augen machte er unermüdlich weiter. Ja, er konnte kochen – er hatte ein paar Jahre in Restaurants gearbeitet und sogar ein Lebensmittelhygiene-Zertifikat erworben, als er eine Zeit lang für ein Sandwich-Bistro in der Innenstadt tätig gewesen
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