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Mister Peanut

Mister Peanut

Titel: Mister Peanut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Adam Ross
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flimmerte das Schlafzimmer, das Licht aus dem Fernseher war dem Sturm draußen nicht unähnlich, der schon fast vorübergezogen war und seinen Donner verausgabt hatte. Im Bad zog er seine nassen Klamotten aus und entdeckte sich im gleichen Moment selbst, nicht im Badezimmerspiegel, sondern im Schlafzimmerfenster, wo er als Reflexion im erleuchteten Rechteck des Türrahmens stand. Wie fett er geworden war, wie schwabbelig und unförmig. Er ekelte sich vor sich selbst. Es war, als hätte er seine Seele verraten. Er knipste das Licht aus und ging nackt ins Schlafzimmer, wo die schlafende Alice unter der Decke lag, einen Arm ausgestreckt und die Fernbedienung noch in der Hand. Als er sie ihr aus der Hand nahm und den Fernseher ausschaltete, öffnete sie für einen kurzen Augenblick verwirrt die Augen – wie kam es, dass die Stille einen Menschen aufwecken konnte? – und schlief dann sofort wieder ein. Er stand in der Dunkelheit und betrachtete sie, fühlte sich wie ein Krimineller, dem sich zufällig die Gelegenheit für ein neues Verbrechen bot. Die Entfremdung zwischen ihnen war so absolut, dass er das Gefühl hatte, selbst sein Verschwinden aus der Ehe wäre inzwischen bedeutungslos, und genau das war so entsetzlich an dem Zustand, den sie erreicht hatten.
    Es musste einen Ausweg geben.
     
    Hastroll, gerade aus einem Traum erwacht, setzte sich kerzengerade auf.
    »Ich weiß, wie er es gemacht hat!«
    »Was?«, fragte Hannah erschrocken. Sie hatten ihre Betten zu einem, wie Hastroll es nannte, Armeleute-Kingsize zusammengeschoben. Rutschten sie zu weit in die Mitte, vergrößerte sich die Lücke zwischen den Matratzen allmählich und drohte sie einzusaugen, deswegen blieb ein jeder auf seiner Seite – was für Hastroll völlig in Ordnung war. Hannah war am Ende des zweiten Trimesters angekommen und strahlte ihre Körperwärme ab wie ein Ofen. Sie war ein Ofen, in dem ein Laib der Liebe vor sich hinbuk.
    Er rief Sheppard an, der sich um den Durchsuchungsbefehl kümmerte.
    Am nächsten Morgen fuhren sie zu Pepins Apartment.
    »Wer ist da?«, sagte eine Frauenstimme hinter der Tür.
    Die Detectives erkannten die Stimme und sahen einander verwundert an.
    »Die Polizei«, sagte Hastroll.
    »Lass sie nicht rein!«, sagte Pepin aus der Entfernung.
    »Machen Sie die Tür auf«, sagte Hastroll. Als niemand antwortete, trat er sie ein.
    Georgine Darcy trug einen Bademantel und hielt eine Kaffeetasse in der Hand, die sie fallen ließ, sobald sie die gezückten Pistolen sah.
    »Wo ist er?«, fragte Hastroll.
    Ihr Blick wanderte zum Schlafzimmer.
    Hastroll stürzte los, Sheppard direkt hinter sich, aber sie kamen zu spät. Als sie das Schlafzimmer betraten, kam Pepin, ebenfalls im Bademantel, gerade aus dem Bad, das Haar an den Schädel geklatscht. Er war dünner, sehniger, muskulöser, hatte sich von drall nach konturiert verändert. Die Toilettenspülung gurgelte noch.
    Hastroll hob seine Waffe. »Gehen Sie von der Tür weg«, sagte er.
    Der Medizinschrank im Bad stand offen. Im obersten Regal standen Alice’ Medikamente, darunter auch Wellbutrin und Prozac, die Fläschchen leer, die Deckel abgeschraubt.
    »Mistkerl«, sagte Hastroll, als er ins Schlafzimmer zurückkam, ein leeres Fläschchen in der Hand. »Das waren Plazebos. Deswegen ist Möbius hier eingebrochen, nicht wahr? Ihre Tabletten – mehr hat er nicht genommen. Sie hat keine Medikamente mehr geschluckt, richtig? Sie haben sie durch Unterlassung vergiftet, Sie krankes Schwein. Sie haben dafür gesorgt, dass ihre Nerven blank liegen.«
    »Ich«, fragte Pepin, »oder er?«
    Georgine erschien in der Tür, lehnte sich in den Rahmen und verschränkte die Arme. »Wovon spricht er?«, fragte sie.
    Pepin sah Georgine an, dann Hastroll.
    »Wie haben Sie ihr den Rest gegeben?«, fragte Hastroll. »Wie haben Sie sie dazu gebracht?«
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, sagte Pepin.
    Hastroll zog den Hahn zurück. »Sind Sie sich sicher?«
    »Ach, kommen Sie, Detective. Wollen Sie mich erschießen? Das hier ist kein Spiel.«
    »Vielleicht doch? Vielleicht heißt es Peng, du bist tot! «
    »In der Pistole sind echte Patronen«, sagte Pepin.
    Sanft legte Sheppard eine Hand auf Hastrolls Arm. »Nimm sie runter«, sagte er.
    Hastroll hielt die Pistole auf Pepin gerichtet. Im Zimmer war nichts mehr zu hören als sein Atem.
    »Er ist schuldig«, sagte Sheppard, »aber wir haben keinen Grund mehr, ihn mitzunehmen.«
     
    Folgendermaßen hätte David sich das Ende seines Romans

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