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Mister Perfekt

Mister Perfekt

Titel: Mister Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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kneten.
    »Armes Kätzchen«, gurrte sie. »Du weißt gar nicht, wie dir geschieht, was?«
    BooBoo fauchte sie erst an, doch die Geste verlor viel von ihrer Wirkung, als er gleich darauf in grummelndes Schnurren ausbrach.
    »Du musst nur noch vier Wochen und fünf Tage durchhalten.Dreiunddreißig Tage. So lange wirst du mich doch ertragen können, oder?«
    Er sah nicht so aus, als könnte er, aber offenbar war ihm alles egal, solange sie nur seinen Rücken knetete. Sie trug ihn in die Küche, wo sie ihm etwas zu naschen gab, dann setzte sie ihn auf dem Boden ab und schickte ihn in die Schlacht gegen eine struppige Spielzeugmaus.
    Na gut. Die Katze arbeitete also ihr Haus auf. Das war kein Weltuntergang. Ihre Mutter wäre entsetzt über das Ausmaß des Schadens und würde natürlich dafür aufkommen, also hatte Jaine alles in allem bloß ein paar Unannehmlichkeiten.
    Sie war selbst beeindruckt über ihren Sanftmut.
    Sie schenkte sich ein Glas Wasser ein und sah, an der Spüle stehend, ihren Nachbarn heimkommen. Beim Anblick des braunen Pontiacs merkte sie, wie ihr Sanftmut durch den Ausguss davon gurgelte. Aber das Auto war wirklich kaum zu hören, er hatte also offenbar den Auspuff austauschen lassen.
    Wenn er sich Mühe gab, konnte sie das auch. Im Geist drückte sie einen Stöpsel in den Ausguss.
    Durchs Fenster beobachtete sie, wie er aus dem Auto stieg und die Küchentür aufschloss, die ihrer genau gegenüberlag. Er trug eine Baumwollhose sowie ein weißes Hemd, über dessen Ausschnitt lose eine Krawatte baumelte, und hatte sein Jackett über der Schulter hängen. Er sah müde aus, und als er sich umdrehte, um ins Haus zu gehen, sah sie die große schwarze Pistole im Halfter an seinem Gürtel. Es war das erste Mal, dass sie ihn nicht in schmuddeligen alten Sachen sah, deshalb fühlte sie sich leicht desorientiert, so als wäre die Welt ein wenig aus dem Lot geraten. Zu wissen, dass er Polizist war, und ihn als Polizist zu sehen, war zweierlei. Die Tatsache, dass er in Zivil und nicht in Uniform arbeitete, bedeutete, dass er kein Streifenpolizist war, sondern mindestens Detective sein musste.
    Deswegen blieb er trotzdem ein Vollidiot, aber zumindest ein Vollidiot, der schwere Verantwortung trug, darum sollte sie ihm gegenüber vielleicht etwas nachsichtiger sein. Sie konnte unmöglich wissen, wann er gerade schlief, außer sie klopfte an seine Tür und fragte nach, was aber irgendwie kontraproduktiv war, wenn sie ihn nicht beim Schlafen stören wollte. Sie würde ihren Rasen einfach nicht mehr mähen, wenn er zu Hause war, basta. Das bedeutete nicht, dass sie ihm nicht die ungewaschenen Hammelbeine lang ziehen würde, wenn er sie störte, das war nur fair, aber dennoch würde sie wenigstens versuchen, mit ihm auszukommen. Immerhin würden sie wahrscheinlich viele, viele Jahre lang Nachbarn bleiben.
    O Gott, was für ein deprimierender Gedanke.
    Ihr Sanftmut und ihre Nächstenliebe der gesamten Welt gegenüber währten... ach, ein paar Stunden.
    Um halb acht sank sie in den großen Sessel, um eine Weile fernzusehen und zu lesen. Oft tat sie beides zugleich, weil sie überzeugt war, dass sie es schon mitbekommen würde, wenn in der Glotze irgendwas Interessantes passierte. Neben ihrem Ellbogen dampfte sanft ein Becher mit grünem Tee, an dem sie ab und zu nippte, um sich zu entgiften.
    Ein lautes Scheppern zerriss die Stille ihrer ruhigen Nachbarschaft.
    Sie schoss aus dem Sessel, rammte die Füße in die Sandalen und rannte aus der Haustür. Sie kannte das Geräusch, sie hatte es während ihrer Kindheit hundert-, nein tausendmal gehört, wenn Dad sie mit ins Testlabor genommen hatte, wo sie zugeschaut hatte, wie die Techniker ein Auto nach dem anderen zu Schrott fuhren.
    Überall an der Straße gingen die Verandaleuchten an; Türen schwangen auf, und neugierige Köpfe wurden herausgestreckt, so als würden lauter Schildkröten aus ihrem Panzer linsen. Fünf Häuser weiter sah sie im Schein der Laterne an der Straßenecke ein Wirrwarr von verbogenem Metall.
    Mit klopfendem Herzen und zusammengekrampftem Magen lief Jaine die Straße hinunter, bemüht, sich gegen das zu wappnen, was sie erwarten mochte, während sie sich die grundlegenden Schritte in Erster Hilfe ins Gedächtnis rief.
    Aus allen Häusern kamen jetzt Menschen angelaufen, meist älter, die Frauen in Pantoffeln und formlosen Kleidern oder Bademänteln, die Männer in ärmellosen Unterhemden. Hohe, aufgeregte Kinderstimmen waren zu hören, dazwischen die

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