Mister Perfekt
Luna saßen auf der Bank gegenüber.
»O Gott, es tut mir so Leid.« Marci sah elend aus.
»Ich fasse es nicht, dass du die Liste jemandem gezeigt hast!«
T.J. war außer sich. »Wenn Galan jemals herausfindet -«
»Ich verstehe nicht, wieso du dich so aufregst«, meinte Luna verdutzt. »Na gut, es wäre schon ein bisschen peinlich, wenn herauskäme, dass die Liste von uns stammt, aber ich finde sie irgendwie wirklich witzig.«
»Würdest du sie auch noch witzig finden, wenn in sechs Monaten immer noch Typen bei dir auftauchen und dir anbieten, bei ihnen Maß anzulegen?«, wandte Jaine ein.
»Galan würde das gar nicht witzig finden.« T.J. schüttelte den Kopf. »Er würde mich umbringen.«
»Ja«, bestätigte Marci betroffen. »Brick ist zwar nicht gerade sensibel, aber er würde stinksauer, wenn ich ihm erklären würde, dass ich fünfundzwanzig Zentimeter haben will.« Sie lächelte trübsinnig. »Ganz im Vertrauen, da würde ich bei ihm zu kurz greifen.«
»Wie konnte das nur passieren?« T.J. ließ den Kopf in die Hände sinken.
»Ich war am Samstag einkaufen, und da ist mir Dawna Soundso über den Weg gelaufen, ihr wisst schon, diese Elvira-Imitation aus dem Erdgeschoss«, berichtete Marci. »Wir sind ins Plaudern gekommen, dann haben wir uns ein spätes Mittagessen und anschließend ein paar Bier genehmigt. Irgendwann habe ich ihr die Liste gezeigt, wir haben uns königlich amüsiert, und sie hat mich um eine Kopie gebeten. Ich hatte nichts dagegen einzuwenden. Nach ein paar Bier habe ich gegen vieles nichts einzuwenden. Sie hat mir ein paar Fragen dazu gestellt, und irgendwie kam es dann, dass ich alles aufgeschrieben habe, was wir geredet haben.«
Marci hatte ein fast fotografisches Gedächtnis. Leider beeinträchtigten auch ein paar Bier ihr Gedächtnis nicht, im Gegensatz zu ihrem Urteilsvermögen.
»Wenigstens hast du unsere Namen nicht verraten«, tröstete sich T.J.
»Sie weiß auch so, wer wir sind«, bemerkte Jaine. »Marci hatte die Liste, also kann sich jeder Idiot ausrechnen, dass sie eine der vier Freundinnen ist. Den Rest kannst du dir denken. «
T.J. schlug wieder die Hände vors Gesicht. »Ich bin so gut wie tot. Oder geschieden.«
»Ich glaube nicht, dass da noch was nachkommt«, meinte Luna beschwichtigend. »Wenn Dawna unsere Namen ausplaudern würde, dann hätte sie ihren Kumpels aus dem Erdgeschoss schon längst erzählt, wer wir sind. Uns passiert schon nichts. Galan wird nie ein Wort davon erfahren.«
5
Den ganzen restlichen Tag blieb Jaine angespannt, weil sie jede Minute damit rechnete, dass die Bombe platzte.
Sie wollte sich lieber nicht ausmalen, welche Qualen T.J. durchstand, denn wenn die Sache jemals ans Licht kam und Galan davon Wind bekam, würde er T.J. bis in alle Ewigkeit das Leben zur Hölle machen. Unter dem Strich hatte T.J. von ihnen allen am meisten zu verlieren. Marci lebte ebenfalls in einer Beziehung, aber sie war wenigstens nicht mit Brick verheiratet. Was Luna mit Shamal King verband, war bestenfalls eine Wackelkontakt-Beziehung ohne weitere Verpflichtungen.
Jaine war von den vieren diejenige, die am wenigsten zu leiden hätte, falls ihre Identität bekannt werden sollte. Sie hatte keine Beziehung, da sie die Männer insgesamt aufgegeben hatte, und sie war nur sich selbst gegenüber verantwortlich. Sie würde zwar die Frotzeleien über sich ergehen lassen müssen, aber mehr auch nicht.
Nachdem sie die Situation analysiert und zu diesem Schluss gekommen war, machte sie sich nicht mehr so viele Sorgen.
Was war schon dabei, wenn irgendein Büroclown seine geistige Brillanz an ihr beweisen wollte? Mit diesen Nieten konnte sie es jederzeit aufnehmen.
Ihre innere Gelassenheit hielt an, bis sie nach Hause kam und entdeckte, dass BooBoo eines der Sofakissen zerfetzt hatte, um ihr zu demonstrieren, wie sehr es ihn ärgerte, in einem fremden Haus Quartier nehmen zu müssen. Die Füllung lag in Flöckchen im ganzen Wohnzimmer verstreut. Sie machte die Augen zu und zählte erst bis zehn, dann bis zwanzig. Den Kater zu schimpfen, brachte nichts; er würde sie wahrscheinlich sowieso nicht verstehen, und selbst wenn, wäre es ihm egal. Genau wie sie war er einfach ein Opfer der Umstände. Als sie die Hand nach ihm ausstreckte, zischte er sie an. Normalerweise ließ sie ihn in Ruhe, wenn er so reagierte, aber diesmal nahm sie ihn in einem Anfall von Mitleid trotzdem auf und vergrub ihre Finger in seinem Fell, um die geschmeidigen Rückenmuskeln zu
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