Mister Perfekt
uns erzählt, dass nicht das zählt, was man hat, sondern wie man es einsetzt, doch nun wissen wir die Wahrheit.
Unsere aus vier Frauen bestehende Expertinnenkommission, alles Kolleginnen von Hammerstead, haben die ultimative Liste ihrer Anforderungen für den perfekten Mann ausgearbeitet.«
Ach du Scheiße. Jaine hätte um ein Haar aufgestöhnt, schaffte es aber, jeden Kommentar zu unterdrücken und einfach nur interessiert auszusehen. Verdammt noch mal, was hatte Marci mit der Liste angestellt, die sie da aufgesetzt hatten? Alle Kollegen würden sie gnadenlos damit aufziehen, eine solche Sache hing einem ewig nach. Sie sah schon jeden Morgen Dutzende von Maßbändern auf ihrem Schreibtisch liegen.
Hastig überflog sie den Artikel. Gott sei Dank; ihre Namen wurden nicht genannt. Sie waren als A, B, C und D aufgeführt.
Jaine würde Marci trotzdem den Hals umdrehen, aber zumindest brauchte sie ihre Freundin nicht vierzuteilen, aufs Rad zu spannen und ihr die Zehennägel zu ziehen.
Die vollständige Liste war abgedruckt, beginnend mit »treu« auf Nummer eins. Die Liste selbst war nicht so schlimm, wenigstens bis Nummer acht, »super im Bett«, doch danach ging es rapide abwärts. Nummer neun war Marcis fünfundzwanzig-Zentimeter-Vorgabe, komplett mit allen begleitenden Kommentaren, ihrem eigenen über das fünf Zentimeter lange Anhängsel eingeschlossen.
Nummer zehn behandelte die Frage, wie lange Mr. Perfekt im Bett durchhalten sollte. »Eindeutig länger als eine Werbepause im Fernsehen«, hatte T.J.s - Ms. Ds - schneidendes Urteil gelautet. Sie hatten sich auf eine halbe Stunde als ideale Länge für den Sex geeinigt, das Vorspiel nicht eingerechnet.
»Warum auch nicht?«, wurde Ms. C - also Jaine - zitiert. »Wir sprechen hier über Fantasien, oder? Und in der Fantasie sollte es genau so sein, wie man es haben will. Mein Mr. Perfekt darf mich ruhig dreißig Minuten ran nehmen - es sei denn, wir schieben einen Quickie, denn in dem Fall würden dreißig Minuten am Sinn der Sache vorbeigehen.«
Die Frauen grölten vor Lachen, daraus schloss Jaine, dass ihre Miene einiges verriet. Sie hoffte nur, dass es eher nach Erstaunen als nach Entsetzen aussah. Der Typ - Cary oder Craig, glaubte sie, irgendwas in der Richtung - wurde von Minute zu Minute röter.
»Ihr fändet es bestimmt nicht so komisch, wenn ein Haufen Kerle behaupten würde, dass die ideale Frau einen Atombusen haben müsste«, fuhr er sie im Aufstehen an.
»Ach, krieg dich ein«, meinte Dominica grinsend. »Als hätten die Männer nicht jedem großen Busen nachgesabbert, seit ihre Knöchel noch über den Boden geschleift haben. Ich finde es okay, mal mit gleicher Münze rauszugeben.«
Na toll. Eine neue Runde im Geschlechterkampf. Jaine konnte sich nur zu gut ausmalen, was für Gespräche gerade überall im Gebäude geführt wurden. Sie rang sich ein Lächeln ab und gab die Hauszeitung zurück. »Ich tippe, das wird eine ganze Weile die Runde machen.«
»Soll das ein Witz sein?« Dominica grinste immer noch. »Ich werde meine Kopie einrahmen und so aufhängen, dass mein Mann sie gleich nach dem Aufstehen vor Augen hat und wenn er wieder ins Bett geht!«
Sobald Jaine wieder in ihrem Büro war, tippte sie Marcis Durchwahlnummer ein. »Rate mal, was ich eben in der Hauszeitung gelesen habe«, knurrte sie halblaut.
»Ach verdammt«, stöhnte Marci auf. »Wie schlimm ist es? Ich habe noch keine Ausgabe gekriegt.«
»Soweit ich erkennen konnte, ist es praktisch wortgetreu. Verflucht noch mal, Marci, wie konntest du nur?«
»Das macht fünfundzwanzig Cent«, entfuhr es Marci unwillkürlich. »Und es war keine Absicht. Ich kann jetzt nicht reden, aber wir können uns heute Mittag treffen, dann erzähle ich dir, wie es dazu gekommen ist.«
»Also gut. Um zwölf im Railroad Pizza. Ich rufe T.J. und Luna an; sie werden das wahrscheinlich auch hören wollen.«
»Das hört sich schwer nach einem Lynchkommando an«, meinte Marci betrübt.
»Schon möglich«, bestätigte Jaine und legte auf.
Railroad Pizza lag etwa eine halbe Meile von Hammerstead entfernt und war daher ein beliebter Treffpunkt bei den Angestellten. Man betrieb dort einen florierenden Mitnahmeservice, hatte aber auch sechs Tische in sechs einzelnen Sitzgruppen.
Jaine entschied sich für den hintersten Tisch, wo sie am abgeschiedensten waren. Innerhalb weniger Minuten trudelten die drei anderen ein und rutschten nacheinander auf die Bank. T.J. setzte sich neben Jaine, Marci und
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