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Mister Perfekt

Mister Perfekt

Titel: Mister Perfekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Howard
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verbunden, und die alten Kämpen hatte man nach Hause geschickt.
    Jaine wartete, bis die Sanitäter abgezogen waren, dann schälte sie den überdimensionalen Gaze- und Pflasterklumpen von ihrem Knie. Jetzt, nachdem sich die Aufregung gelegt hatte, merkte sie ihre Erschöpfung; sie sehnte sich nur noch nach einer heißen Dusche, einem Schokokeks und ihrem Bett. Gähnend und mit schweren Schritten schlug sie den Weg zu ihrem Haus ein.
    Sam, der Vollidiot, war plötzlich an ihrer Seite. Sie sah kurz zu ihm auf und gleich wieder stur nach vorn. Ihr gefiel weder sein Gesichtsausdruck, noch wie er, einer düsteren Gewitterwolke gleich, neben ihr aufragte. Verflucht, war der Kerl groß, mindestens eins fünfundachtzig, wenn nicht eins neunzig, und seine Schultern waren praktisch einen Meter breit.
    »Stürzen Sie sich öfter kopfüber in die Gefahr?«, fragte er fast beiläufig.
    Sie sann über seine Frage nach. 
    »Ja«, antwortete sie schließlich.
    »Dachte ich mir.«
    Sie blieb mitten auf der Straße stehen, stemmte die Hände in die Hüften und drehte sich zu ihm um. »Hören Sie, was hätte ich denn tun sollen - einfach dumm rumstehen, während er die Frau zu Brei prügelt?«
    »Ein paar Männer hätten ihn zurückhalten können.«
    »Schon möglich, nur hat ihn keiner zurückgehalten, darum wollte ich nicht lange abwarten.«
    Ein Auto bog um die Ecke und fuhr langsam auf sie zu. Er nahm sie am Arm und zog sie von der Straße. »Wie groß sind Sie eigentlich, eins sechzig?«, fragte er und musterte sie dabei.
    Sie sah ihn finster an. »Eins fünfundsechzig.«
    Er verdrehte die Augen, und seine Miene sagte ihr: Na sicher .
    Sie biss die Zähne zusammen. Sie war wirklich eins fünfundsechzig - wenigstens beinahe. Was taten ein, zwei Zentimeter schon zur Sache?
    »Amy, die Frau, die er angegriffen hat, ist knapp zehn Zentimeter größer als Sie und gut zehn Kilo schwerer. Und Sie haben allen Ernstes gedacht, Sie könnten ihn überwältigen?«
    »Habe ich nicht«, gab sie zu.
    »Was haben Sie nicht? Gedacht? Das glaube ich auch.«
    Ich darf keinen Bullen schlagen , hielt sie sich still am Riemen. Ich darf keinen Bullen schlagen . Sie wiederholte das immer wieder im Geist. Schließlich brachte sie, mit bewundernswert gleichmütigem Tonfall, über ihre Lippen: »Ich habe nicht gedacht, dass ich ihn überwältigen kann.«
    »Aber Sie haben sich trotzdem auf ihn gehechtet.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Ich muss wohl kurz von Sinnen gewesen sein.«
    »Da kann ich nicht widersprechen.«
    Das war genug. Sie blieb wieder stehen. »Hören Sie, ich habe Ihre superklugen Sprüche satt. Ich habe verhindert, dass er die Frau vor den Augen ihrer Kinder grün und blau prügelt. Ihn anzuspringen war vielleicht nicht besonders schlau, und mir ist durchaus klar, dass er mich hätte verletzen können. Trotzdem würde ich wieder genauso handeln. Und jetzt schieben Sie Ihren Arsch auf die andere Straßenseite, ich will nämlich nicht neben Ihnen gehen.«
    »Blöd für Sie«, sagte er und hakte sich wieder bei ihr unter.
    Sie musste neben ihm gehen oder sich schleifen lassen. Da er sie nicht allein nach Hause gehen lassen würde, legte sie einen Zahn zu. Je eher sie ihn los war, desto besser.
    »Haben Sie's eilig?« Seine Hand unter ihrem Arm hielt sie zurück und zwang sie, sein gemächliches Tempo zu übernehmen.
    »Ja. Sonst verpasse ich -« Sie versuchte sich zu entsinnen, was gerade im Fernsehen lief, doch ihr fiel nichts ein. »Boo-Boo wird gleich einen Fellknäuel hochwürgen, da will ich dabei sein.«
    »Sie mögen Fellknäuel, wie?«
    »Sie sind interessanter als meine momentane Gesellschaft«, erwiderte sie zuckersüß.
    Er verzog das Gesicht. »Autsch.«
    Sie kamen vor ihrem Haus an, und er musste sie freigeben.
    »Legen Sie Eis auf Ihr Knie, damit es nicht anschwillt«, riet er.
    Sie nickte, machte ein paar Schritte auf ihre Tür zu und drehte sich dann um. Er stand immer noch vor ihrem Garten und schaute ihr nach. 
    »Danke, dass Sie Ihren Auspuff repariert haben.«
    Er wollte etwas Sarkastisches entgegnen, das konnte sie ihm ansehen, doch dann zuckte er mit den Achseln und sagte nur:
    »Gern geschehen.« Und nach einer Pause: »Danke für die neue Mülltonne.«
    »Gern geschehen.« 
    Sie starrten einander an, als wollten sie abwarten, wer von beiden die Schlacht wieder eröffnen würde, doch Jaine brach das Duell ab, indem sie sich umdrehte und im Haus verschwand. Sie schloss die Tür ab und blieb einen Augenblick dahinter

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