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Mister Traumprinz (Doppelband)

Mister Traumprinz (Doppelband)

Titel: Mister Traumprinz (Doppelband) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hermien Stellmacher
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schon Ferien und wir haben auch keine Hausaufgaben. »Gute Idee! So machen wir’s!«
    Im Unterricht bin ich zwar körperlich anwesend, aber das war es dann auch schon. In meinem Kopf läuft der beste Film des Jahres in einer Endlosschleife: Mira trifft Fynn im Stadtpark . Sogar mit den Schrecksekunden am Anfang kann ich mich mittlerweile anfreunden. Ich bin vielleicht nicht wirklich objektiv, aber ich finde den Streifen oscarverdächtig.
    »Na, du bist ja heute richtig gut drauf, was?«, meckert eine der Barbiezicken, als wir in der Pause auf den Schulhof gehen.
    »Ach weißt du, Leute, die sich nicht nur Gedanken um ihre Oberweite machen, sind einfach besser drauf!«, sageich, obwohl das überhaupt nicht stimmt. Denn seit gestern ist das Thema BH wieder mit Wucht in mein Leben getreten und ich frage mich, ob so ein BH vielleicht das Busenwachstum unterstützen könnte.
    »Hallo! So sieht man sich wieder!« Neben uns taucht dieser Florian aus der Parallelklasse auf und lächelt uns unsicher an. »Wann schreibt ihr denn Mathe?«
    Karo und ich schauen uns verblüfft an.
    »Der Tag ist viel zu schön, um an solche Sachen zu denken!«, sage ich und strahle ihn an. Ich kann gar nicht anders heute. Meine Mundwinkel sind mit unsichtbarem Klebestreifen an den Ohren befestigt.
    »Da hast du recht!«, sagt Florian und fängt an, uns eine wirre Geschichte von einem abgehauenen Hund zu erzählen. Richtig zuhören kann ich leider nicht, denn der Film in meinem Kopf macht im Gegensatz zum Unterricht keine Pause, und so stehe ich einfach glücklich auf dem Schulhof und lächle.
    »Irgendwie hat der Typ ein Rad ab«, murmelt Karo, als wir zusammen in den Zeichensaal gehen.
    »Wieso?«, frage ich. »Was hat er denn gemacht?«
    »Uns das Ohr verstopft mit schwachsinnigen Geschichten«, stöhnt sie und guckt zu mir rüber. »Sag mir jetzt bitte nicht, dass du von dem ganzen Quatsch nichts mitgekriegt hast!«
    Ich lächle zur Abwechslung mal wieder. »Ich fürchte, nein!«Das Glück winkt mir auch im Kunstunterricht: Das Thema für die nächste Arbeit ist frei.
    »Zusätzlich zu den Zeichenarbeiten hält jeder Schüler in diesem Schuljahr ein Referat«, gibt Herr Herold, unser Zeichenlehrer, bekannt. »Ihr könnt euch schon mal ein Thema überlegen, aber es sollte vorher mit mir abgesprochen werden«, sagt er. »Nicht, dass wir uns am Ende sieben Mal dasselbe anhören müssen.« Er grinst uns schräg an. »Und es sollte natürlich etwas mit Kunst zu tun haben!«
    »Cool!«, sagt Karo neben mir. »Da könnte ich etwas zu Andy Warhol machen!«
    »Dann meld dich lieber gleich«, sage ich. »Nicht, dass jemand anders dir das Thema wegschnappt!«
    Karo geht ans Pult und ich überlege mir ein paar Graffiti zu Fynns Namen. Gestern im Park trug er ein graues Sweatshirt mit einem rotweißen Aufdruck – das ist auch eine gute Farbkombination für meinen Entwurf, und während ich zeichne, vergesse ich die Welt um mich herum.
    »Werden das etwa Graffiti-Entwürfe?« Die Stimme vom Herold holt mich wieder in die Wirklichkeit zurück.
    »Äh, ja, das sollen welche werden«, sage ich. »Kennen Sie sich damit aus?«
    »Und ob!« Jetzt strahlt unser Kunstlehrer über das ganze Gesicht. »In meiner Studentenzeit habe ich viel gesprayt!«
    Nicht zu glauben! Das hätte ich ihm gar nicht zugetraut. »Echt, hier in Hellenburg?«, frage ich erstaunt.
    Der Herold grinst breit. »Wohl kaum. Nein, das macht man lieber in größeren Städten. Ich war viel in München unterwegs.«
    »Ich habe bis zu den Sommerfreien in Frankfurt gewohnt«, erzähle ich ihm. »Und da hatten wir ein eigenes Gelände, wo wir uns austoben durften. Hier ist ja nichts los!«
    »Leider«, gibt Herr Herold zu. »Aber was hältst du davon, wenn du dein Referat über die Geschichte der Graffiti-Kunst hältst?«
    »Geil!«, rutscht es mir raus. »Ich, äh, ich meine, würde das echt gehen?«
    »Na klar!« Der Lehrer ist selber ganz begeistert. »Graffiti ist schließlich Kunst, oder etwa nicht?«
    »Absolut!«
    Also wirklich, heute ist ein toller Tag!
    »Ich könnte Fotos von meinen Graffiti einscannen«, plappere ich auf dem Nachhauseweg fröhlich drauflos. »Meine besten pieces habe ich ja alle fotografiert. Und dann könnte ich die mit einem Beamer zeigen und über die Geschichte von Graffiti habe ich zwei ganz tolle Bücher, die man …«
    »Hast du die Hausaufgabe für Deutsch schon fertig?«, holt mich Karo auf den Boden der Tatsachen zurück.
    Shit, das hatte ich völlig verdrängt.

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