Hm, anscheinend macht Wolke sieben um ein Uhr Mittagspause.
Wolke sieben scheint sogar recht lange Mittag zu machen, denn mein erster Besuch im Ludwigspark belegt auf der Glücklich-Mach-Skala von 1 (ultramies) bis 10 (wow!) eine Eins minus. Kaum habe ich den Park betreten, stehe ich auch schon mit einem meiner neuen Turnschuhe in einem Hundehaufen. Ein guter Start sieht anders aus. Und aufmeinem Rundgang durch den Park sehe ich eine Menge Hundehalter, aber DER Hundehalter ist leider nicht dabei.
»Heute Abend versuchen wir’s noch mal«, sage ich zu Putzi, der brav neben mir herdackelt. »Neues Spiel, neues Glück!«
Meine Hausaufgaben hat leider auch noch niemand in der Zwischenzeit erledigt und so setze ich mich stöhnend an den Schreibtisch. Wem soll ich denn in Gottes Namen einen Brief schreiben? Marilyn Monroe? George-Idiot-Bush? Günther Jauch?
Nein, natürlich einem, der fast so schön ist wie Fynn!
Hallo Orlando Bloom,
du wirst es kaum glauben, aber du hast hier in Hellenburg (das liegt sehr weit entfernt von Frankfurt) einen Doppelgänger. Obwohl, wenn ich ehrlich bin, finde ich ihn eigentlich noch hübscher als dich. Ich traf ihn gestern im Stadtpark, aber heute
Ach komm, Mira, vergiss es! Da machst du dich nur lächerlich.
Hi Mister Bush,
sagt Ihre Frau Ihnen eigentlich gelegentlich, dass Sie nur Scheiße schlechte Politik machen? Ist es Ihnen eigentlich egal, wie viele Leute täglich sterben, nur weil Sie mal wieder Lust haben, Krieg zu führen? Glauben Sie, dass Sie der liebe Gott sind?
Es wäre doch wirklich besser, wenn Sie sich um Ihre vielen Rinder kümmern würden. Hier in Germany sagt man: »Gleich und Gleich gesellt sich gerne. «
Na ja, das könnte man zur Not nehmen, aber vielleicht fällt mir ja noch etwas Besseres ein. Während ich grüble, macht es »Pling!« am PC. Erst mal die eigene Post lesen:
Von:
[email protected] Betreff: Glückwunsch!
Datum: Mi., 24 Oktober 14:34:22 ( MEZ )
An:
[email protected] Liebe Mira, auch im Namen meines Bruderherzens Glückwunsch zum »Fynn-Treffen«! Hat der komische Hund anscheinend doch seine guten Seiten. Es lebe die Hüfte von Tante Irmi! Hast du Fynn heute schon getroffen? Ich zähle die Stunden bis Samstag! CU ! Jana.
Ich will gerade zurückschreiben, als Lukas plötzlich neben mir auftaucht.
»Du-hu, Mira, was ist denn Internet?«, fragt er. »Mami hat gesagt, dass du dich da auskennst!«
Ich seufze tief. »Was willst du denn wissen?«, frage ich dennoch freundlich.
»Alles!«, antwortet mein kleiner Bruder.
Na, wenn es sonst nichts ist. Ich überlege kurz, wie ich das Ganze auf das Niveau eines Fünfjährigen herunterschrauben kann, und erkläre Luki, dass das Internet vergleichbarmit einem riesig dicken Buch im Computer ist, ungefähr so dick wie sein Märchenbuch. Nur ohne Seitenzahlen, sondern mit Adressen.
»Hast du auch so eine Adresse?«, fragt er, nachdem wir Goofy, Pu der Bär und Donald Duck im Internet besucht haben.
»Nur eine Mailadresse«, sage ich. »Ohne Bilder. Du kannst dir das wie einen Briefkasten im Internet vorstellen.«
»Boah«, findet Lukas. »Und welche Adresse hast du da?«
Ich schnappe mir einen Zettel und schreibe sie ihm auf.
Stolz buchstabiert er mir die Zeile vor. »Aber was ist das?« Er zeigt auf das @-Zeichen.
»Das ist ein ganz spezielles Internetzeichen. Das bedeutet so was wie bei .«
Er nimmt den Zettel mit meiner Mailadresse und lässt sich von meinem Schoß gleiten. »Das Internet ist eine Pottsau«, verkündet er ernst und geht.
Hoffentlich weiß das Internet diese Auszeichnung zu schätzen …
Nachdem ich Jana zurückgeschrieben habe, lasse ich das Briefeschreiben erst mal und kümmere mich um Englisch.
»While Mr Jones was eating his breakfast, the telephone rang.« Now bild own sentences!
Sehr witzig … Nach einigem Grübeln fällt mir immerhin ein Satz ein: »While Hamlet was eating Putzi, I saw the most beautiful boy in the park of the world.« Warum nicht? Man sollte Sprache immer praktisch anwenden. Das sagte schon Miss Moppelpo. »While I was …«
»Mira, ich bringe Lukas schnell bei Anton vorbei und fahre dann gleich weiter zu meinem Kurs!« Meine Mutter winkt mir durch die Tür zu. »Bis später!«
Anton? Anton?!?! »Das könnte ich doch für dich erledigen!«, rufe ich und stürze in den Flur. »Du hast schon genug Stress mit deiner Ausbildung!« Aber meine Mutter ist schon fast zur Tür raus.
»Danke, aber das liegt sowieso auf dem Weg!«, ruft sie