Mister Traumprinz (Doppelband)
fröhlich und schon sind sie verschwunden.
Verdammt, dass ich da nicht schon selber drauf gekommen bin. Oder um gleich bei den Hausaufgaben zu bleiben: »While my mother was bringing my little brother to his friend, I cried out loud!« Aber vielleicht weiß Fynn, dass sein kleiner Bruder Besuch bekommt, und hat sich daher mit Hamlet in den Park geflüchtet? Na klar! Wer ist schon gerne mit mehreren schreienden Rotznasen zusammen unter einem Dach?
»Los, Putzi! Wir gehen spazieren!«, rufe ich und mit einem laut kläffenden Westi mache ich mich wieder in den Ludwigspark auf.
Auf dem Weg dorthin versuche ich, mich mit ganzer Kraft auf Fynn und Hamlet zu konzentrieren. Vielleicht gibt es ja doch so etwas wie Gedankenübertragung und er verspürt, während ich so konzentriert an ihn denke, plötzlich große Lust, spazieren zu gehen und mich zu treffen? Warum nicht? »Fynn, Hamlet, der Ludwigspark ruft!«, murmle ich vor mich hin. »Denk an die kleinen nervigen Jungs! Und wie schön es doch wäre, Mira wiederzusehen!«
Gibt es auch
ein spezielles Park-Feng-Shui?
H aben manche Wege mehr Sha als Ch’i und umgekehrt? Am Parkeingang sondiere ich die Lage und konzentriere mich, um herauszufinden, welchen Weg ich gehen soll. Linksherum? Oder doch lieber rechtsherum? Meine Güte, Mira, wenn du so weitermachst, bist du bald so bekloppt wie deine Mutter!
Ich entscheide mich für links und laufe los, während meine Augen die benachbarten Wege scannen. An der nächsten Abzweigung entscheide ich mich für den Weg rechts und schon nach wenigen Schritten setzt mein Herz mehrere Schläge aus: Etwa 30 Meter vor mir läuft Fynn und kommt genau auf mich zu! Hamlet kann ich zwar nirgends entdecken, aber der wird irgendwo herumtollen.
»Nicht erschrecken, Luzi-Putzi, der große Hund meint es nicht böse, wenn er neben dir auftaucht!« Wobei mir nicht klar ist, ob dieser beruhigende Satz sich nicht ebenfalls an mich richtet. Fynn kommt mit lässigen Schritten auf mich zu, ich reiße begeistert den Arm hoch und winke. »Hallo!«, rufe ich und gehe noch etwas schneller, um nach wenigen weiteren Schritten festzustellen, dass ich unter Halluzinationen leide: Der Typ ist gar nicht Fynn! Verdammt. Und esläuft auch niemand hinter ihm, sodass ich wenigstens so tun könnte, als meinte ich gar nicht ihn. O Mann, wie peinlich! Warum öffnet sich die Erde nicht einfach kurz und lässt mich verschwinden? Stattdessen laufe ich wie ferngesteuert weiter und schaue Putzi beim Schnüffeln zu.
»Na, bist du auf der Suche nach deiner Mutti?«, fragt der Typ und grinst mich dabei saublöde an. »Oder hast du dich verlaufen und möchtest, dass ich dich nach Hause bringe?« Er baut sich mitten auf dem Weg vor mir auf, die Hände in die Seiten gestemmt.
Mira an Erde: Vorsicht, kleine Drehbuchänderung! Bitte die Öffnung nicht unter mir, sondern ganz kurz ein großes Loch unter diesem Widerling, damit ich auch ja nicht Gefahr laufe, ihm noch mal zu begegnen.
»Spiel noch schön!«, sagt der Oberidiot und geht dann endlich weiter.
Wie konnte ich nur so hirnverbrannt sein und diesen Schwachkopf mit Fynn verwechseln? Macht Liebe blind? Hat mich das Glück verlassen?
»While I was walking through the park, I found out that cloud number nine had disappeared.«
Sagen Pausenbrote etwas
über den Charakter von jemandem aus?
W enn ja, kann Florians Charakter so schlecht nicht sein. Beim Anblick seines Pausenbrotes läuft mir jedenfalls das Wasser im Mund zusammen: Vollkornbrot mit Leberwurst und Gurke. Leberwurst gibt es bei uns fast nie, weil meine Mutter meint, das sei der reinste Abfall. Mag ja sein, aber mancher Abfall schmeckt nun mal himmlisch …
»Magst du mal beißen?«, fragt Florian, der es sich anscheinend zur Gewohnheit gemacht hat, die Pause mit Karo und mir zu verbringen.
Habe ich etwa so gierig auf sein Brot gestarrt? »Nein, danke«, sage ich hastig. »Ich hab selber etwas dabei.« Und schaue in meine Brotdose. Vegetarischer Brotaufstrich mit Paprika. Mahlzeit!
»Hat sich euer Leihhund denn schon eingewöhnt?«, fragt Karo zwischen zwei Bissen Schinkenbrötchen.
»Hm, er scheint Tante Irmi schon sehr zu vermissen«, sage ich und beiße todesmutig in mein Brot. »Aber ich gehe ja viel mit ihm raus.«
»Jaja, der Ludwigspark«, sagt Karo mit vollem Mund. »Da geht man gerne spazieren …«
Zum Glück kann sie dieses Thema in Florians Beisein nicht weiter breittreten, denn es gongt und wir trotten wieder in unser Klassenzimmer.
»Nun, ich
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