Mister Traumprinz (Doppelband)
romantischer Mensch, dass du es kaum aushalten wirst!« Ich lege einige große Zeichenblätter auf den Boden. »Du musst ja auch nichts unterschreiben, nur mal eine Runde kreativ sein. Also los, du lahme Tröte!«
»Und? Hat Yannick sich schon gemeldet?«, frage ich, nachdem wir erste Ideen ausgetauscht haben.
Karo schüttelt den Kopf. »Wird wohl wegen der Ferienauch noch etwas dauern«, sagt sie und sieht mich an. »Du kennst die beiden doch schon lange, oder?«
»Seit der ersten Klasse«, antworte ich. »Mit Jana habe ich in letzter Zeit aber viel mehr Kontakt. Außer wenn’s ums Sprayen geht, darüber unterhalte ich mich mit Yannick natürlich auch noch viel.«
»Das hat mir gerade bei ihm so gut gefallen«, erzählt Karo nun endlich. »Ich hatte das Gefühl, endlich mal einen Jungen kennengelernt zu haben, mit dem ich mich übers Zeichnen und über Kunst unterhalten kann. Verstehst du, wie ich das meine?«
»Klar«, sage ich. »Und man kann außerdem nicht behaupten, dass er schlecht aussieht!«
Karo kichert. »Nein, das kann man wirklich nicht sagen. Aber weißt du, was ich mir heute Nacht überlegt habe?« Sie wird ganz ernst. »Ob ich mich auch noch so gut mit ihm unterhalten könnte, wenn wir miteinander gehen würden. Oder ob dann alles anders wird.«
»Du meinst, wenn die Fronten geklärt sind, ändert sich wieder alles?«
»Genau«, sagt Karo. »Schau, meine Eltern haben sich auch bestimmt ganz doll geliebt am Anfang und dann kam alles anders. Sie haben sich nur noch gezofft und dann getrennt. Und manchmal hab ich Angst, dass das immer so läuft.«
Ja, darüber hatte ich mir auch schon oft Gedanken gemacht. Geht jede Beziehung irgendwann diesen Weg? Wäre das mit Fynn irgendwann auch so?
»Wirklich blöd«, sagt Karo. »Dabei bin ich ganz schön verknallt, aber diese Überlegung geht mir nicht aus dem Kopf.«
Wir zeichnen eine Zeit lang schweigend weiter.
»Und wie ist das mit dir und Fynn?«, fragt sie dann.
»Puh, so lange und viel haben wir uns ja noch nicht unterhalten«, überlege ich. »Aber mir gefällt es sehr, dass er nicht nur schlau daherredet, sondern auch etwas macht. So wie mit Putzi-Luzi am Sonntagabend. Da hat er sich gleich eine Lösung überlegt und das Beste draus gemacht. Florian hätte wahrscheinlich nur irgendwas Wirres von sich gegeben.« Ich seufze tief. »Und wenn ich an das Gespräch gestern Abend denke, schmelze ich ganz einfach wieder dahin!« Ich schiele sie an und Karo fängt an zu lachen. »Dann sollten wir zusehen, dass wir deinen Traumprinz graffititechnisch nicht enttäuschen!«
Gegen vier haben wir schon ein paar wirklich gute Ideen zu Papier gebracht und machen gerade eine Pause, als es an der Tür klingelt.
»Erwartest du Besuch?«, fragt Karo.
»Keine Ahnung, wer das sein könnte«, sage ich. »Ich schau mal.« Neben unserer Haustür ist eine schmale Mattglasscheibe eingelassen, durch die man zwar nicht genau erkennen kann, wer vor der Tür steht, aber Größe und Statur lassen sich durchaus erahnen. Und als ich die Silhouette vor der Wohnungstür sehe, schleiche ich sofort wieder in mein Zimmer zurück. »Karo, du musst mir helfen!«, flüstere ich. »Froschalarm!«
»Der Florian steht vor der Tür?« Karo schaut mich ungläubig an. »Was will der denn hier?«
»Kannst du das für mich rausfinden?«, frage ich undschaue sie flehentlich an. »Mich kriegen keine zehn Pferde dahin. Aber wenn jetzt keiner aufmacht, steht er morgen wieder hier, wetten?«
Meine Freundin springt auf und fährt sich durchs Haar. »Jetzt muss ich mir nur etwas Gutes einfallen lassen«, murmelt sie, als es erneut schellt. »Jaja, ich komm schon!«
Während sie durch den Flur geht, stehe ich hinter meiner Zimmertür und lausche.
»O, hallo, Florian«, höre ich sie sagen.
»Ich, äh, wollte zu Mira«, stammelt ein hörbar verdutzter Frosch. »Ich, äh, wollte mir ihr Englischbuch ausleihen. Ist sie, äh, denn nicht da?«
»Die trifft sich gerade mit ihrem Freund«, sagt Karo. »Kann ich ihr was ausrichten?«
Diese Bombe verfehlt ihre Wirkung anscheinend nicht, denn es ist jetzt so still im Flur, dass man eine Nadel fallen hören könnte. Und mein Herz, das furchtbar laut schlägt. Lass ihn jetzt bitte nicht durchdrehen, bete ich in Gedanken. Lass ihn einfach wieder abdampfen und mich in Ruhe lassen!
»Ach, äh, so. Na dann …«, sagt Florian leise. »Und tschüss!«
O Mann, wie sich Florian jetzt wohl fühlt? Blöde Frage, Mira, das weißt du ganz genau:
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