Mister Traumprinz (Doppelband)
zu essen, als ihre Mutter sich gerade in der japanischen Küche austobte. Das Resultat war mehr als ekelhaft.
»Nein, das bleibt uns diesmal zum Glück erspart«, brummt meine Freundin und schwingt sich auf den Sattel. »Aber jetzt macht sie auf Ikebana und das ganze Haus steht voller komischer Blumengestecke … Fast so schlimm wie die Feng-Shui-Zeit, sag ich dir!«
Miras Mutter ist, seit die Familie vor zehn Monaten nach Hellenburg gezogen ist, auf der ›Suche nach sich selbst‹, was, vor allem für Mira, nicht immer einfach ist.
Und gefunden hat sich Frau Becker anscheinend immer noch nicht.
»Wenn sie dieses Ikebana kapiert hat, will sie mit der Teezeremonie weitermachen.« Mira rollt mit den Augen. »Angeblich sind das die traditionellen Künste, in denen die japanischen Frauen zur Heiratsvorbereitung geschult wurden. Oder so.«
»Aber deine Mutter ist doch schon verheiratet.«
»Das mit der Heirat hat sie gestern Abend schwer infrage gestellt.« Mira schüttelt den Kopf. »Weil mein Vater eher mit seiner Anwaltskanzlei verheiratet ist und sie sich dauernd beschwert, dass sie ihn kaum noch zu Gesicht bekommt.«
»Und dann haben sie sich gezofft?«
»Kannste wohl glauben!« Mira schnauft. »Und als sie dann noch gesehen hat, wie Luki eines ihrer Blumengestecke nach seinen Vorstellungen verändert, war der Bär los. Sei froh, dass du keinen kleinen Bruder hast!«
Mittlerweile sind wir auf dem Schulhof angekommen und stellen die Räder ab.
»Und? Was war bei dir los?« Mira schultert ihren Rucksack und sieht mich fragend an.
»Gar nix«, murmele ich. »Alles wie immer.«
»Aber irgendwas ist doch mit dir …« Meine Freundin schaut mich durchdringend an. »Du machst so einen niedergeschlagenen Eindruck. Hast du dich mit deiner Mutter gestritten? Oder mit Lisa?«
»Nein«, blocke ich ab. »Gar nichts war. Ab-so-lut-nix!«
»Und warum schaust du dann so?« Mira lässt nicht locker.
»Ach, ich weiß auch nicht. Ich habe gerade das Gefühl, dass jeder in meiner Umgebung schon einen Freund hatoder zumindest verliebt ist. Die eine mehr, die andere weniger.« Ich ziehe die Schultern hoch und lasse sie wieder sacken. »Nur bei mir tut sich nichts, verstehst du? Manchmal frage ich mich schon, ob mit mir irgendwas nicht stimmt.«
»So ein Quatsch!«, sagt Mira. »Sag bloß, du glaubst den Scheiß, den Amanda gestern von sich gegeben hat?«
Ich schüttle den Kopf. »Nein, aber …«
»Jetzt hör mir mal gut zu, liebe Karo.« Mira sieht mich streng an. »Ich bin mir sicher, dass du bald einen Freund haben wirst. Schließlich siehst du total gut aus und bist keine hirnlose Zicke!«
Ich seufze tief. Ersteres halte ich für ein Gerücht und manchmal frage ich mich, ob hirnlose Zicken es in dieser Hinsicht nicht viel einfacher haben im Leben. Amanda kann sich jedenfalls vor lauter Jungs kaum retten!
Meine Freundin mustert mich von der Seite. »Wahrscheinlich sind die Jungs in Hellenburg nur zu schüchtern, dich anzusprechen. Vielleicht sind manche auch zu doof dafür.«
Ich ziehe eine Grimasse, aber so richtig zum Lachen ist mir gar nicht.
»Nein, jetzt mal ganz im Ernst!« Mira stellt sich vor mich hin und fängt an aufzuzählen. »Du hast schönes, langes kastanienbraunes Haar, schöne, große braune Augen, einen tollen Busen und außerdem kannst du total gut zeichnen.«
Meint sie wirklich mich? Sieht sie nicht, dass ich ganz schön fett bin, komische Knubbelknie habe und mein rechtes Ohr größer ist als das linke?
»Glaub mir. Du hast hier bestimmt einen großen Fanklub. Und wetten, dass du schon ganz bald einen Freund hast? Wetten?«
Mira scheint heute nicht aufgeben zu wollen und ich stemme beide Hände in die Seiten. »Okay. Um was wetten wir?«
Mira überlegt kurz. »Ich wette mit dir, dass du bis Ende Mai einen Freund hast. Wenn nicht, kriegst du von mir einen Riesen-Schokokrokantbecher!« Sie grinst. »Wenn dir aber dein Traumboy in die Arme gelaufen ist, spendierst du mir einen. Einverstanden?«
»Mit Sahne?«, frage ich.
»Mit doppelter Sahne!«, ruft die beste aller Freundinnen und wir schlagen lachend ein.
Mira hat ja vollkommen recht: Dieser aufgebrezelten Hohlblondine werde ich es mal so richtig zeigen. Ha! Und statt mich auf die Geheimnisse des Relativsatzes zu konzentrieren, mit denen uns die Frau Müller die Ohren vollquatscht, mache ich mir einen Plan zurecht.
Racheplan für Amanda:
1)
Mich
nicht mehr
von ihr verrückt machen lassen
2)
Überlegen, wie man ihr
so richtig
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