Mister Traumprinz (Doppelband)
an der Volkshochschule? Wenn ja, sollte ich den auch mal belegen. Aber bis ich mich da eingeschrieben habe, kann ich mal wieder mein Horoskop lesen. Fragt sich nur, welches? Im Internet wimmelt es nur so davon. Ich versuche es mal bei »Sternen-Glück«:
In den nächsten Wochen stehen die Sterne gut für einen Neuanfang. Überstürzen Sie nichts, bereiten Sie die Angelegenheiten gut vor. Nachdem Sie alles genau geprüft haben, sollten Sie den Beginnnicht hinausschieben. Eine aufregende, neue Bekanntschaft bringt Glück, auch wenn die Kommunikation anfangs nicht so einfach ist. Jupiter verspricht aber einen guten Ausgang und auch Venus steht bereits in den Startlöchern. Machen Sie sich also bereit, die Routine zu verlassen.
Das klingt ja mehr als vielversprechend. Vielleicht bedeutet das am Ende sogar, dass ich Mira schon bald einen fetten Eisbecher zahlen muss?
Spürnasenplanet Pluto stachelt deine Neugierde
an und sorgt dafür, dass sich auf manche
knifflige Frage eine Antwort findet
.
A m nächsten Morgen wache ich schweißgebadet aus einem schrecklichen Albtraum auf: Ich habe geträumt, dass es klingelt, und als ich die Haustür aufmache, sehe ich eine lange Reihe Männer stehen. Dicke, dünne, lange, kurze, von allem ist was dabei. Sie haben alle einen Blumenstrauß in der Hand und wollen meine Mutter sprechen. Und das Schlimmste: Ganz vorne steht der Mathe-Trautner in seinem lächerlichen Pulli und ruft: »Das hättest du nicht gedacht, was?«
»Wer ist eigentlich für solche üblen Träume verantwortlich?«, frage ich Mira, als wir in die Schule radeln. »Und gibt es da eine Beschwerdestelle?«
»Das ist alles hausgemacht!«, sagt sie. »Unterbewusstsein und so. Hatten wir doch schon mal in Bio.«
»Wird höchste Zeit, dass ich meinem Unterbewusstsein mal die Ohren lang ziehe«, brumme ich. »Auf solche beknackten Träume kann ich echt verzichten.« Ich schaue sie von der Seite an. »Und wie sieht es sonst aus? Ist direine Lösung für die Sache mit meiner Mutter eingefallen?«
Mira nickt. »Das Einfachste wäre, wenn du einfach mal bei ihr am PC schaust, welche Seiten sie bei Singlecafé besucht. Vielleicht siehst du dann auch, mit wem sie da mailt.«
»Das ist ja Spionage«, sage ich und merke, wie mein Magen bei dem Gedanken rebelliert. »Fast so, als würde ich ihr Tagebuch lesen!«
Aber meine Freundin ist da ganz anderer Meinung. »Du willst doch nur wissen, mit wem sie sich schreibt, oder?«, sagt sie lakonisch. »Ich habe mich auf dieser Seite mal umgeschaut. Bei diesen Partnerklubs hat jeder so eine Art Profil, und wenn du dir das anschaust, kannst du dir den Typ in etwa vorstellen. Du brauchst ja nicht ihre Briefe lesen!«
»Ich überlege es mir mal«, sage ich und zusammen gehen wir ins Klassenzimmer.
Anscheinend bin ich heute für Lehrer unsichtbar, denn keiner fragt mich was. Ein Glück, sonst hätte ich mir eine satte Portion Fünfer und Sechser eingefangen.
»Wir haben übrigens heute Nachmittag Italienischunterricht«, erzähle ich Herrn Herold, als wir Zeichnen bei ihm haben. »Was meinen Sie? Könnten wir uns nicht gleich für längere Zeit vom Unterricht befreien lassen?«
Er lacht. »Ihr könnt den Direx ja mal fragen, aber ich fürchte, der schätzt die Sachlage etwas anders ein als ihr!«
Unsere Lieblingsfeindin Ämändah hat die letzten Sätzeanscheinend gehört, denn kaum sitzen wir wieder auf unseren Plätzen, stellt sie sich mit Janina und Jennifer demonstrativ vor unsere Bank. »So, so … Ihr lernt jetzt also plötzlich Italienisch?« Amanda schüttelt mitleidig den Kopf. »Falls ihr vorhabt, euch an diese italienischen Austauschschüler heranzumachen, kann ich euch gleich sagen, dass ihr das vergessen könnt!« Sie schnauft verächtlich. »Italiener stehen nicht auf unmodische Provinztussis. Die sind von zu Hause etwas Besseres gewohnt!«
»Vor allem stehen sie auf Superschlanke«, ergänzt Jennifer lispelnd, während sie mit ihren beringten Händen ihre sogenannte Wespentaille umfasst.
Warum steckt eigentlich niemand dieser dämlichen Zicke, dass man bei ihrem Sprachfehler Wörter mit »s« möglichst vermeiden sollte?
»Ach ja?« Mira mustert die drei ausführlich. »Ich bin wirklich beeindruckt, wie gut ihr euch auskennt.« Sie steht auf und beugt sich vertraulich zu ihnen vor. »Aber mal ganz unter uns: Wir haben die offizielle Erlaubnis vom Direktor, eine Reportage über diesen Schüleraustausch zu machen, und sind morgen Nachmittag sogar vom Sport befreit,
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