Mister Traumprinz (Doppelband)
Glück, dass du noch klar denken kannst, Karo!«
Wirklich sehr komisch … aber ich grinse brav zurück.
»Wir haben drei Entwürfe für Sie gemacht«, wechsele ich das Thema. Ich wühle in meinem Rucksack und reiche ihm die A4-Mappe mit unseren neuesten Werken. »Bitte schön!«
Herr Grüner, der eine Holzbaufirma hat, ist begeistert von den Entwürfen und ich spüre ein Glücksgefühl in mir aufsteigen.
»Am besten gefällt mir das hier!« Er hält ein Blatt hoch, das auch mein Favorit ist: Das bestehende Logo der Firma ist aus Holzlatten zusammengesetzt und wird von Buchstabe zu Buchstabe grüner . »Was meinst du, Fynn?«
Fynn, der Mira immer noch im Arm hält, nickt. »Ja, sieht toll aus!« Dann sieht er meiner Freundin wieder tief in die Augen und lächelt sie selig an.
»Also, dann ist das schon mal geritzt.« Herr Grüner gibt mir die Mappe zurück und zieht einen Taschenkalender hervor. »Wann hättet ihr denn Zeit für die Aktion?«
»Da müssen wir erst Farben bestellen«, sagt Mira und befreit sich endlich aus Fynns Umklammerung. »Und das Wetter muss mitspielen.«
»Außerdem haben wir ganz schön viel um die Ohren.« Ich erzähle von der neuen Schülerzeitung, und dass wir beide das Design machen.
»Ich komme euch jedenfalls in nächster Zeit kaum in die Quere«, sagt Fynn. »Ich muss in den nächsten Wochen hammerviel für die Schule tun und außerdem haben wir im Mai zwei Auftritte mit der Band.« Er sieht meine Freundin bedauernd an. »Ich hoffe, du wirst dich nicht allzu sehr vernachlässigt fühlen.«
Mira zuckt die Schultern. »Bevor ich vor Sehnsucht dahinschmelze, lege ich mich einfach bei dir vor die Haustür«, flachst sie. »Dann weißt du gleich Bescheid!«
»Machen wir es doch einfach so«, beschließt Herr Grüner das Gespräch. »Ihr bestellt die Farben, die ihr braucht, und legt los, wie es euch am besten in den Kram passt. Je nach Wetter und Zeit. Einverstanden?«
Da Mira und Fynn noch eine Runde spazieren gehen wollen, verschieben wir die Eisdiele auf morgen und ich radele allein nach Hause. Vielleicht sollte ich die Eisdiele überhaupt mal links liegen lassen und weniger essen. Ich fühle mich in letzter Zeit manchmal fett wie ein Kloß und mit einer Wampe kann ich das Projekt »Wie finde ich einen Freund?« gleich streichen. Verdammt noch mal! Dabei sollte ich mich eigentlich richtig freuen über das, was graffititechnisch gerade alles läuft. Es ist einfach bescheuert: In einem Moment bin ich glücklich und alles ist in bester Ordnung und dann ist es, als würde plötzlich eine riesigeschwarze Gewitterwolke heranziehen, die die Sonne verdeckt, und sofort sieht alles dunkel und grau aus. Völlig grundlos. Manchmal kommt es mir schon so vor, als hätte ich ein Abo auf diese Stimmungswechsel, aber leider habe ich keine Ahnung, wie und wo ich es wieder kündigen kann … Wird Zeit, dass sich das ändert, Karo!
Zu Hause hängt ein gelber Zettel an der Kühlschranktür:
Liebe Karo, habe heute Spätdienst und komme erst gegen halb neun nach Hause. Essen steht im Kühlschrank!
Kuss, Mama.
Man redet zwar immer von Schlüsselkindern , aber ich gehöre eher zu den Zettelkindern . Jedenfalls seit meine Eltern sich vor einem Jahr getrennt haben. Mit meiner Mutter und meiner Schwester kommuniziere ich oft per Kühlschrankpost , wie wir es mittlerweile nennen, und mit meinem Vater per Mail. Normalerweise besuche ich ihn auch regelmäßig, aber zurzeit ist er auf Fortbildung in Hamburg.
»Es gibt Makkaroni-Auflauf.« Lisa, meine ältere Schwester, kommt in die Küche und zeigt auf den Kühlschrank. »Kannst alles essen, ich muss gleich los!« Sie beugt sich zu mir vor. »Und drück mir die Daumen, kleine Schwester. Ich mache mit den anderen der Clique eine Radtour und rate mal, wer heute auch mit dabei ist?«
Kleine Schwester … Wenn ich das schon höre. Ich zucke die Schultern. »Wie soll ich das denn wissen?«
»Der süße Da-ni-el!« Sie trällert den Namen geradezu und macht ein paar Tanzschritte um den Tisch. »Er hat mir heute gesagt, dass er sich schon auf den Ausflug freut, und mir dabei zugezwinkert!« Nun packt sie auch noch einen der Küchenstühle und dreht sich wie beim Walzertanzen im Kreis.
»Na, dann wünsche ich dir ganz viel Glück!«, sage ich und nehme die Auflaufform aus dem Kühlschrank.
»Och Karo, jetzt schau mal nicht so trübe …« Lisa stellt sich direkt vor mich hin. »Irgendwann steht auch bei dir das Glück vor der Tür, glaub mir!« Dann
Weitere Kostenlose Bücher