Mister Traumprinz (Doppelband)
ein sanftes Küsschen auf die Lippen. »Un momento …«
Ich hole tief Luft. Keine Ahnung, wer da jetzt anruft, aber ich könnte denjenigen ohne mit der Wimper zu zucken langsam und schmerzvoll vierteilen.
»Pronto?« Giovanni hört kurz zu. »No, ich habe nicht vergessen«, sagt er dann leise und sieht dabei auf die Uhr. »Ich komme in zehn Minuten? Si! Ciao!«
Dann wendet er sich mir wieder zu und schließt mich in die Arme. »Immer meine Gastfamilie, du weißt? Sie wollen immer etwas machen«, sagt er leise. Dann küsst er mich erneut. Ganz sanft, aber viel zu kurz. »Wir treffen uns morgen wieder, Karolina?«
Ich habe gar keine Lust, ihn schon wieder ziehen zu lassen, aber ich nicke. »Wann hast du denn Zeit?«
Mein Traumitaliener denkt kurz nach. »Wir treffen uns wieder um sieben?«
Dann verabschiedet er sich mit einem letzten Kuss und lässt mich mit wirren Gedanken und Gummiknien im Wäldchen zurück.
Vorsicht, Absturzgefahr!
Noch schwebst du auf Wolke sieben,
aber Mars lässt dort bald die Luft raus!
N och sechs Minuten, bis wir die Zicken hochgehen lassen«, flüstert Mira mir zu, während wir brav alles von der Tafel abschreiben, was die Müllerin dort so hinpinselt. »Ich bin ja so gespannt, ob sie in die Falle sausen.«
»Wenn nicht, darfst du mich ab sofort Karl-Heinz nennen!«, flüstere ich zurück.
Normalerweise bin ich der Meinung, dass Tussis wie Amanda & Co. ihr Dasein auf einem gesonderten Zickenplaneten fristen sollten, aber heute bin ich ausnahmsweise anderer Meinung und freue mich, dass wir alle zusammen auf dieser Erde wohnen.
Als es endlich gongt, nimmt Mira die Liste, die wir gestern zusammengestellt haben, aus ihrem Ordner und zeigt sie mir.
»Sag Betty bitte noch mal herzlichen Dank«, sage ich laut und deutlich. »Diese Vokabeln sind genau das, was ich brauche!«
»Aber jetzt gehen wir erst mal raus, oder?« Auch Mira spricht ihren Text ohne Fehler.
»Klar«, sage ich. Ich lege das A4-Blatt gut sichtbar auf meinen Tisch, hole einen Apfel aus dem Rucksack und gehe mit Mira zusammen aus dem Klassenzimmer.
»Jetzt schnell hinter die Vitrine«, sagt Mira. »Ich bin mir sicher, dass sie keine Zeit verlieren werden!«
Und in der Tat: Kaum haben wir uns versteckt, kommen unsere Blondinen auch schon aus dem Klassenzimmer gerannt.
»Verblüffend, wie schnell die auf diesen hohen Schuhen laufen können!«, staunt meine Freundin. »Ich könnte auf den Dingern nicht mal stehen.«
Amanda hat einen Schnellhefter unter dem Arm und steuert sofort den Kopierer unter der Treppe an. Fünf Minuten später kommen die drei mit roten Wangen wieder vorbei und gehen kichernd ins Klassenzimmer zurück.
»Operation gelungen, würde ich sagen!« Wir klatschen die Handflächen gegeneinander und gehen raus auf den Pausenhof. Dort beraten wir, von wo aus wir das Chaos am besten beobachten können, und entscheiden uns für die Kleiderständer vor dem Modehaus Meyer direkt neben der Eisdiele.
»Wenn sie sich alle raussetzen, können wir uns einfach zwischen den Kleiderständern verstecken …«
Mira grinst mich breit an. »… Und dann im richtigen Moment ganz zufällig dazustoßen!«
Als ich die Haustür aufmache, sehe ich die Jacke meiner Mutter an der Garderobe hängen. Komisch, eigentlich istmeine Mutter um diese Zeit nie zu Hause, und als ich sie dann auch noch vor dem Spiegel in ihrem Schlafzimmer entdecke, staune ich nicht schlecht.
»Was machst du denn?«, frage ich. Sie steht in einem roten Kleid vor dem Spiegel und betrachtet sich kritisch von allen Seiten. Auf dem Bett liegt ein großer Kleiderhaufen, genau wie bei mir gestern Abend. »Hast du etwa vor auszuziehen?«
Meine Mutter wird ungefähr genauso rot wie das Kleid. »Ich schau nur mal, was ich Freitagabend anziehen könnte«, murmelt sie.
»Und damit fängst du jetzt schon an?« Irgendwie kommt mir diese Unterhaltung doch sehr bekannt vor.
»Ich habe Gemüsenudeln gemacht«, sagt meine Mutter, während sie sich aus dem Kleid schält. »Sie stehen in der Röhre und müssten noch warm sein.«
Ich zwinkere ihr zu. »Hab schon verstanden. Viel Glück bei der Anprobe!«, sage ich und setze mich in die Küche runter zum Mittagessen.
»Es ist nicht das, was du denkst«, sagt meine Mutter, als sie sich kurz darauf zu mir an den Küchentisch setzt.
»Was denke ich denn?« Jetzt bin ich mal gespannt, was sie sagt.
»Es ist nur so, dass ich mal wieder ausgehen möchte«, beginnt meine Mutter. »Und da möchte man doch gut aussehen,
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