Mister Traumprinz (Doppelband)
können. Vor einer Woche war ich noch am Rechnen, seit wie vielen Stunden ich schon solo bin, jetzt zähle ich die Minuten, bis ich Giovanni wiedersehe. Und freundlicherweise haben die Sterne ein Herz für Verliebte, denn Trautner ist heute krank! Das bedeutet, dass er uns heute nicht auf den Keks gehen kann mit seinem Gesülze über die Beziehung von Gerade a und b, sondern ich mich um meinen ganz persönlichen Beziehungsfilm in meinem Kopf kümmern kann. Ich sage nur: Giovanni, Giovanni, Giovanni!
Auch der Meier, der vorne am Pult sitzt und Aufsicht hat, lässt uns in Ruhe: Giovanni, Giovanni …
»Hast du gehört, was Amanda gerade gesagt hat?«, flüstert Mira.
Ich schüttle den Kopf. Was interessieren mich noch die Barbiezicken, wo ich doch heute Abend den süßesten Italiener dieser Erde wiedersehe?
»Ich glaube, es geht im Moment um die Italiener«, sagt Mira leise.
Ich wühle in meinem Rucksack, als würde ich etwas suchen, und setze mich dabei so hin, dass ich hören kann, was in den Bänken hinter uns gesprochen wird.
»Und morgen sind sie alle in der Eisdiele?«, höre ich Jennifer lispeln. »Sicher?«
»Verlass dich drauf«, sagt Amanda. »Bis halb vier haben sie irgend so ’ne Exkursion und dann treffen sie sich alle in der Eisdiele!«
Ich schaue kurz zu Mira und grinse.
»Nur schade, dass wir kein Italienisch können«, sagt Janina.
Mira zieht mich am Ärmel. »Wirklich schade, dass die Süßen kein Italienisch sprechen«, sagt sie leise, aber genauso lispelnd wie Jennifer. »Wetten, dass wir ihnen da helfen können?«
»Warum sollten wir?«, frage ich sie verdutzt. »Seit wann helfen wir blondierten Strohköpfen? Sind wir bei der Heilsarmee?«
»Es ist höchste Zeit, dass unser Racheplan in die zweite Phase geht.« Mira strahlt mich an. »Und ich habe eine wunderbare Idee!«
»Weiter geht’s mit Rache Nummer zwei!« Mira steckt zufrieden ihr Handy in die Tasche und zusammen laufen wir über den Schulhof. Wie zufällig bleiben wir nur wenige Meter neben den Barbiezicken stehen.
»Also«, beginnt Mira, so laut, dass unsere Lieblingsblondinen auch jedes Wort mitverfolgen können. »Ich kann dieitalienischen Vokabellisten morgen vor der Schule bei Betty abholen.«
»Sind da denn überhaupt nützliche Vokabeln dabei?«, frage ich interessiert.
»Allerdings«, sagt Mira. »Halt lauter Sachen, die man gut bei einer Verabredung brauchen kann.« Sie zwinkert mir zu. »Du weißt schon.«
Und schon haben wir genau das erreicht, was wir wollten: Die Barbiezicken sind ganz Ohr und haben sich ein wenig näher zu uns hingestellt.
»Du hast doch morgen Abend deine Verabredung mit diesem süßen Typen, oder?« Mira spricht laut und deutlich, damit sie auch ja keine Silbe verpassen.
»Yep«, sage ich. »Das haut genau hin. Bis abends kann ich dann noch die wichtigsten Sachen auswendig lernen!«
Unsere Lieblingsfreundinnen starren uns nun offen an, sagen aber keinen Ton.
»Dann wäre das schon mal geregelt«, sagt Mira zufrieden und hakt sich bei mir unter. »Komm, gehen wir schon mal rein. Ich muss noch mal in mein Englischbuch gucken.«
Erst im Klassenzimmer kichern wir los.
»Hast du den Gesichtsausdruck von Janina gesehen?«, fragt Mira. »Die hat sich fast an ihrer eigenen Spucke verschluckt vor Aufregung!«
Ich nicke. »Und Amandas Gedanken konnte man regelrecht von ihrer Stirn ablesen. Die werden sich morgen wie die Aasgeier auf die Liste stürzen!«»Genau das, was wir brauchen!«, sagt Mira zufrieden, als wir uns mit dem Büchlein Italienisch schimpfen in Miras Zimmer verbarrikadiert haben. »Jetzt müssen wir uns nur noch eine Reihe kleiner Gemeinheiten raussuchen und eine neue, kreative Übersetzung hinzufügen.«
Es ist gar nicht so einfach, eine Auswahl zu treffen, aber nach einer Stunde haben wir eine schöne Liste zusammengestellt und sind mit den neuen Übersetzungen mehr als zufrieden. Aus »Bist du bekloppt?« haben wir »Hast du Lust, mit mir auszugehen?« gemacht. Aus »Was redest du für einen Scheiß« wird »Du siehst toll aus« und »Leck mich am Arsch« übersetzen wir zur Feier des Tages mit »Sehen wir uns wieder?«, um nur einige Beispiele zu nennen.
»Einfache Redewendungen für ein Date mit einem Italiener«, schreibt Mira noch als Überschrift und druckt die A4-Liste aus. »Bei diesem Angebot werden sie nicht widerstehen können«, sagt sie zufrieden. »Wetten?«
Irgendetwas bringt dieser Satz in meinem Kopf zum Klingen und plötzlich habe ich einen
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