Mister Traumprinz (Doppelband)
beschimpft sie wüst.
»Die arme Jennifer«, flüstere ich Paul ins Ohr. »Dabei wollte sie ihm nur sagen, dass sie ihn süß findet.«
Paul schüttet sich aus vor Lachen. »Ganz schön gemein von euch«, sagt er dann, aber ich schüttle den Kopf.
»Von wegen! Amanda hat diese Liste bei mir geklaut «, sage ich streng. »Weder Mira noch ich haben sie ihr gegeben und Strafe muss sein, oder?«
Inzwischen stehen schon fünf Austauschschüler bei den Zicken und reden wild gestikulierend auf sie ein.
»Wir stellen uns langsam mal dazu«, ruft Mira leise aus ihrem Versteck nebenan. »Sie sollen ruhig wissen, dass wir alles mitbekommen haben.«
Wir tun so, als würden wir die Sonderangebote studieren, dann laufen wir lässig zur Eisdiele.
»Warum du uns beschimpfst?« Carlo funkelt Amanda wütend an. »Ich habe etwas getan?«
»Ich habe dich doch gar nicht beschimpft«, protestiert sie und zieht eine Kopie von unserer Vokabelliste aus der Tasche. »Da steht alles!«
In diesem Augenblick entdeckt Amanda uns und man kann regelrecht hören, wie bei ihr der Groschen fällt. Sie lässt die Italiener stehen und kommt auf uns zu.
»Ihr habt euch wohl einen Spaß erlaubt, was?«, zischt sie.
Ich sehe sie völlig erstaunt an. »Spaß erlaubt?«, wiederhole ich. »Wovon redest du überhaupt?«
Die Liste mit den eigenwilligen Übersetzungen macht derweil die Runde bei den Schülern und sie lachen sich halb tot.
»Ihr werdet euch noch wundern!« Amanda spuckt die Wörter förmlich aus. »Noch sehr wundern!«
Als die drei Grazien davongestöckelt sind, setzen wir uns zu den anderen und ich stelle ihnen Mira vor.
»Das war einfach genial!« Marlene kann sich vor Begeisterung kaum beruhigen. »Wie die geschaut haben!«
Wir erzählen ihnen die ganze Geschichte und entschuldigen uns bei Carlo.
»Das ist okay«, sagt er grinsend. »Erst ich habe gedacht, sie ist eine hübsche Mädchen. Aber sie auch ziemlich dumm, hä? Und dann sie uns noch beschimpft … Aber so, gute Witz!«
»Wo ist denn nun dein schöner Giovanni?«, flüstert mir Mira neugierig ins Ohr. »Ist es der Süße da ganz rechts?«
Ich schüttle den Kopf und sehe mich noch einmal unauffällig um. »Heute sind aber nicht alle da, oder?«, frage ich locker, obwohl ich mich keineswegs so fühle.
Lotti schüttelt den Kopf. »Manche sind leider noch nicht aufgetaucht«, sagt sie und zuckt die Schultern. »Vielleicht sind sie noch mit den Gastfamilien unterwegs.«
Sie beugt sich zu uns vor. »Und Sanne hat ein Date«, sagt sie leise. »Top secret!«
»Sag mal, hast du eine E-Mail-Adresse?«, fragt Paul neben mir.
»Klar, warum?« Ich schaue ihn fragend an.
»Ich habe noch total witzige Bilder von unserer Italienfahrt«, erzählt er. »Das wäre echt was für euren Bericht in der Schülerzeitung. Soll ich sie dir mailen?«
»Gute Idee«, finde ich und schreibe meine Adresse auf einen der Bierdeckel.
»Apropos Bericht«, sagt Mira. »Der ist fast fertig, aber vielleicht könnt ihr morgen auch noch mal einen Blick drauf werfen, ob wir alles richtig geschrieben haben.«
Lotti nickt. »Machen wir. Morgen wieder hier in der Eisdiele?«
»Gerne«, sage ich und checke mal wieder mein Handy. Immer noch keine SMS von Giovanni … »Wie wäre es um drei?«
»Darf ich auch mit dazukommen oder ist das eine reine Damenangelegenheit?«, fragt Paul und zieht eine derart schräge Grimasse, dass ich trotz SMS-Frust lachen muss.
»Du darfst auch kommen«, sage ich. »Schließlich brauchen wir auch jemanden, der Korrektur liest.«
Paul lässt sich theatralisch in seinen Stuhl zurückfallen. »Grausames Schicksal«, stöhnt er. »Immer nutzen die Frauen mich gnadenlos aus, dabei will ich nur ihr Bestes!«
»Tja, Paul«, sagt Lotti und zieht die Brauen bis obenhin. »Das wollen alle Männer, aber leider kriegen sie das nicht immer!«
»Wie heißt denn die Laus, die dir über die Leber gelaufen ist?«, fragt Mira, als wir nach Hause fahren. »Fängt es vielleicht mit Gi an und hört mit ovanni auf?«
Vor ihrer Haustür steigen wir ab und ich seufze tief. »Ich weiß nicht«, sage ich. »Irgendwie ist alles bisher sehr schön mit ihm, aber auch sehr komisch.«
»Weil er immer wieder losmuss?«, fragt Mira.
»Zum Beispiel. Und meine SMS beantwortet er heute auch nicht.«
»Vielleicht ist er wirklich mit seiner Gastfamilie weg«, sagt Mira. »Und hat sein Handy ausgemacht.«
Daran habe ich auch schon gedacht. »Aber warum macht er das dann nicht, wenn er mich küsst?«,
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